Dortmund. Borussia Dortmund siegt bei Sporting Lissabon mit 3:0 und tankt viel Selbstvertrauen. Aber: Kann der BVB das nun wirklich bestätigen?

Man ist mächtig stolz auf die eigene Geschichte, hier im Estadio Jose Alvalade. Die Stadionfassade zieren die Konterfeis der großen Spieler der Vergangenheit. In Person von Luis Figo und Cristiano Ronaldo ist Sporting Lissabon der einzige Klub, der zwei Weltfußballer aus der eigenen Jugend hervorgebracht hat. Im Stadioninneren, das zur Europameisterschaft 2004 mal modern ausgesehen haben muss, haben sie ein riesiges grün-weißes Mosaik an die Wand gepflastert. Es zeigt die Helden des Klubs.

Lars Ricken blickte diesen Leuten am Dienstagabend in die Augen. Mitten in der hellen Eingangshalle der Arena, gegenüber des Kunstwerks, waren die Sponsorentafeln der Champions League aufgebaut. Es war schon spät in der Mixed Zone, aber nicht so spät wie sonst nach Europapokal-Nächten. In Portugal gehen die Uhren ja eine Stunde vor. Stolz auf ihre eigene Mannschaft haben sie in den vergangenen Wochen bei Borussia Dortmund nur selten gespürt, im Gegenteil: Ricken, der immer noch recht neue Sport-Geschäftsführer des BVB, musste die Profis das eine oder andere Mal schwer anzählen. Diesmal wirkte der 48-Jährige gelöst. „Das war heute ein richtiges Statement“, frohlockte Ricken.

firo : 10.01.2025
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BVB Borussia Dortmund - Bayer Leverkusen
BVB-Chef Lars Ricken. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Gegen Sporting: BVB nach der Pause ganz anders drauf

Dortmunds Chef meinte damit die zweite Halbzeit im Sechzehntelfinal-Hinspiel bei Sporting, in denen sein BVB den 3:0 (0:0)-Sieg herausspielte. Serhou Guirassy (60.), Pascal Groß (68.) und Karim Adeyemi (82.) schossen die Tore und sorgten dafür, dass Schwarz-Gelb schon fast mit der Runde der letzten 16 planen kann. Am kommenden Mittwoch (18.45 Uhr/DAZN) brauchen die Portugiesen im Ruhrgebiet ein mittelschweres Fußball-Wunder, um ins Achtelfinale zu springen.

Sporting Lissabon - Borussia Dortmund
Großer Jubel bei den BVB-Profis. © DPA Images | Federico Gambarini

Was bleibt, ist der letzte Eindruck aus diesem Hinspiel. Nicht die erste Halbzeit, in denen der BVB phasenweise unter den Kombinationen leiden musste, die Sportings Offensive auf den Rasen brachte. Dafür aber die Leistung nach dem Seitenwechsel. „Als wäre eine Handbremse gelöst worden“, beschrieb Ricken diese. Er sah sein Team „extrem mutig, laufstark, die Spielfreude war auf einmal da“. Plötzlich pressten die Dortmunder früher, spielten temporeicher. Das habe gezeigt, dass Niko Kovac „in die Köpfe und Beine kommt“.

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Der Trainer hatte in der Nachbetrachtung des Dämpfers gegen den VfB Stuttgart am Samstag (1:2) versucht, die Spieler mental zu stärken. „Wir haben den Jungs gezeigt, dass sie Qualitäten haben. Man muss gerade in solchen Situationen sehr viel positiven Einfluss auf die Spieler nehmen, denn Fußball und das Leben ist mit positiven Ergebnissen verknüpft. Das haben die Jungs heute gezeigt. Wir werden aus dem Spiel viele schöne Dinge mitnehmen“, sagte Kovac.

BVB gegen Sporting Lissabon: Fünf Spieler können punkten

Der Sieg war dementsprechend Balsam auf dem lädierten Selbstbewusstsein der Profis. „Siege tun immer gut. Das ist unser Anspruch als Borussia Dortmund. Leider haben wir das nicht häufig erlebt in den vergangenen Wochen“, gestand Kapitän Emre Can. Nico Schlotterbeck meinte: „Wenn die Kritik sachlich bleibt, dann kann ich auch damit umgehen. Das ist sie geblieben. Dass in Dortmund im Umfeld Kritik herrscht, wenn du nicht so viele Spiele gewinnst, ist normal. Daher finde ich gut, wie die Mannschaft reagiert hat.“ Das 2:0 sei „eine Erlösung“ gewesen, weil der BVB weiter nach vorne gespielt habe.

Sporting Lissabon - Borussia Dortmund
Zufrieden: Julian Ryerson klatscht mit BVB-Torjäger Serhou Guirassy ab. © DPA Images | Federico Gambarini

Der letztjährige Finalist hatte an diesem Abend viele Gewinner produziert. „Wir spielen in der Champions League befreiter auf“, sagte Can. Der zuletzt kriselnde Guirassy ist mit nun 13 Torbeteiligungen in einer Königsklassen-Saison bester Scorer der BVB-Historie. Der viel kritisierte Julian Brandt meldete sich mit zwei Vorlagen zurück, Pascal Groß schoss sein erstes Tor für Dortmund – und in Schlotterbeck und Can kristallisiert sich ein gutes Innenverteidiger-Pärchen heraus.

BVB nun gegen den VfL Bochum im Derby

Blieb die Frage, ob man dem BVB-Braten trauen darf. Denn wie häufig war es so, dass auf eine euphorisierende Europapokal-Nacht ein böser Kater folgte? „Das war für das Selbstvertrauen richtig gut, aber wir dürfen nicht die gesamte Saison vergessen“, betonte Ricken. Daher gab der Sportchef mit Blick auf das knifflige Bundesliga-Derby beim VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr/Sky) sofort den Mahner. Es dürfe „keine Selbstzufriedenheit“ geben. „Wir hatten immer wieder diese Highlight-Spiele und gesagt, das ist der Maßstab. Jetzt ist es wichtig, den Willen zu zeigen, das zu bestätigen und das Spiel heute abzuhaken“, so Ricken. Heute dürfe man genießen. „Aber“, sagte Ricken, „morgen muss es weitergehen.“

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