Kiel. Borussia Dortmund unterliegt in Kiel mit 2:4. Zwei späte Tore können einen schwachen Auftritt nicht kaschieren. Nun wartet Frankfurt.

Hans-Joachim Watzke hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt, immer wieder schüttelte Borussia Dortmunds Geschäftsführer den Kopf. Zwischendurch musst sie sich Watzke zumindest ein kleines Lächeln ins Gesicht zwingen. Und zwar dann, wenn ein Fan auf der Haupttribüne des Kieler Stadions den 65-Jährigen um ein gemeinsames Foto bat. Ansonsten schaute Watzke mit finsterer Miene auf den matschigen Rasen.

Nicht die Eiseskälte an der Ostsee, sondern die erste Halbzeit saß dem BVB-Boss tief in den Knochen. Sie glich einer Demütigung für die Dortmunder. Hergespielt vom Aufsteiger. Ein mutloser, inspirationsloser, desaströser Auftritt. Zur Pause stand es am Dienstagabend 0:3 zwischen Holstein Kiel und dem selbst ernannten zweiten Leuchtturm des deutschen Fußballs. Am Ende unterlag der BVB nach Toren von Shuto Machino (27.), Phil Harres (32.) und Alexander Bernhardsson (45.+3) und Fieta Arp (90.+8) mit 2:4 (0:3). Der eingewechselte Giovanni Reyna und Jamie Gittens (78.) brachten Dortmund noch einmal heran, aber das konnte einen schwachen Auftritt kaum kaschieren.

BVB gegen Kiel: Trainer Nuri Sahin gerät immer weiter unter Druck

25 Punkte nach der ersten Halbserie – das ist die schlechteste Bilanz seit zehn Jahren. Eine Vorstellung, nicht nur in Kiel, die Fragen aufwirft. Vor allem an hochbezahlte die Mannschaft, die die unangenehme Auswärtsaufgabe in Kiel lange nicht angenommen zu haben schien. Sie bringt aber auch Trainer Nuri Sahin in die Bredouille bringt. Am Freitag tritt der BVB bei Eintracht Frankfurt an (20.30 Uhr/DAZN). Sahin saß bisher fest im Sattel, den Mechanismen des Geschäfts allerdings können sich auch die Dortmunder Bosse nur schwer entziehen.

BVB-Trainer Nuri Sahin steht nach der Niederlage in Kiel unter Druck.
BVB-Trainer Nuri Sahin steht nach der Niederlage in Kiel unter Druck. © AFP | Axel Heimken

Dabei war der BVB noch mit guten Nachrichten die Reise nach Kiel angetreten. Zahlreiche Stammspieler meldeten sich nach der schweren Grippewelle, die durch den Kader schwappte, rechtzeitig fit. Ramy Bensebaini und Emre Can standen sofort in der Startelf. Überraschend auch Nico Schlotterbeck, der am Spieltag zur Mannschaft stieß. Es fehlten daher nur der langzeitverletzte Niklas Süle, der erkrankte Karim Adeyemi und der gesperrte Pascal Groß. Donyell Malen war da schon in England, der BVB vermeldete am Dienstag den Transfer des niederländischen Offensivspielers zu Aston Villa.

BVB gegen Kiel: Rückkehrer bringen keine Sicherheit

Die vielen Rückkehrer allerdings brachten auf dem tiefen Rasen im Norden keine Sicherheit. Nach einem Ballverlust von Marcel Sabitzer musste Gregor Kobel schon in der sechsten Minute gegen Finn Porath klären. Den einzigen Dortmunder Schuss gab Serhou Guirassy aus der Distanz ab, der Ball flog knapp links am Tor vorbei. Für den Hauch von guten Ansätzen sorgte sonst nur Julien Duranville.

Holstein Kiel v Borussia Dortmund - Bundesliga
Ein Fehler von Julian Brandt nutzten die Störche zur 1:0-Führung. © Getty Images | Stuart Franklin

Ganz anders Kiel, das Mitte der ersten Halbzeit über Dortmund herfiel. Julian Brandt leistete sich einen katastrophalen Ballverlust. Alexander Bernhardsson legte quer auf Shuto Machino – 1:0 (27.). Und weiter ging es: Bensebaini schob nicht heraus auf den Flügel zu Lasse Rosenboom, Can konnte in der Mitte nicht den Kopfball von Phil Harres verteidigen – 2:0 (32.). In der Nachspielzeit war es dann Bernhardsson, der den überlegten Querpass von Harres nur noch ins Tor schieben musste – 3:0. Eine Demütigung für Schwarz-Gelb.

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BVB gegen Kiel: Reynas Tor bringt Dortmund nicht mehr heran

Man hatte in den ersten Minuten nach der Pause nicht mehr den Eindruck, dass die verunsicherten und kraftlosen Dortmunder sich von diesem Schock erholen könnten. In Person von Maximilian Beier (46.), Yan Couto und Giovanni Reyna (beide 59.) konnte Trainer Sahin prominente Gesichter von der Auswechselbank nachlegen.

Holstein Kiel - Borussia Dortmund
Symbolbild: Kiel jubelt, Dortmund hadert. © DPA Images | Gregor Fischer

Die Kieler verteidigten ihre Führung souverän, so recht Druck aufbauen konnte der BVB nicht. Auch nach Reynas präzisem Distanzschuss zum 1:3 (71.) ging kein Ruck durch das Team. Dann brachte Gittens (78.) den BVB noch mal heran. Zum Punkt reichte es dennoch nicht mehr. Kiels Lewis Holtby sah in der 87. Minute noch Rot wegen eines harten Foulspiels an Felix Nmecha. Dann lief Arp auf das leere Dortmunder Tor zu, das Kobel verlassen hatte, um vorne zu helfen. Das 4:2 in der achten Minute der Nachspielzeit, ein denkwürdiger Schlusspunkt.

Noch am Abend machten sich die Dortmunder auf den Weg nach Frankfurt machten. Wo sie am Freitag möglicherweise ein Schicksalsspiel erwartet.