Dortmund. Bayer Leverkusen ist aufregend, mitreißend, erfolgreich. Und der BVB? Der muss aufpassen, dass sein Status nicht bröckelt.
Das Jahr 2011 hatte gerade erst begonnen, da sprang Kevin Großkreutz bereits über die Bande, rannte in Richtung des schwarz-gelben Fanblocks im Leverkusener Stadion. Gerade hatte der Rüpel-Fußballer die Führung erzielt, ein weiteres Großkreutz-Tor kam obendrauf. Borussia Dortmund siegte am Ende sogar 3:1 bei Bayer Leverkusen, marschierte in Richtung Meisterschaft und legte den Grundstein für die Erfolgsgeschichte, die folgen sollte.
Nun treffen die beiden Klubs erneut Anfang Januar aufeinander, diesmal empfängt der BVB am Freitag (20.30 Uhr/DAZN und Sat.1) den gerade einmal eine Autostunde entfernten Nachbarn aus dem Westen Deutschlands. Viel hat sich verändert seit den Großkreutz-Toren. Dortmund hat den Aufschwung genutzt, um sich zur zweiten Bundesliga-Macht zu entwickeln. Der BVB hat einen Umsatz von über 500 Millionen Euro, stand 2024 im Champions-League-Finale, Weltstars wie Jude Bellingham und Erling Haaland haben in der Dortmunder Kabine gesessen.
Und doch ist diesmal etwas anders.
Der BVB staunt: Florian Wirtz ist knapp 140 Millionen Euro wert
Denn sportlich ist Bayer Leverkusen gerade das, was Borussia Dortmund gerne wäre. Aufregend, mitreißend, erfolgreich. Die Werkself hat es 2024 geschafft, die Bayern-Dominanz zu brechen. Der Marktwert von Jungstar Florian Wirtz, 21, wird auf 140 Millionen Euro geschätzt (so viel wie die Dortmunder Jamie Gittens, Karim Adeyemi und Serhou Guirassy zusammen wert sein sollen). Unter Trainer Xabi Alonso hat die Mannschaft auch den holprigen Saisonstart überwunden. Die vergangenen acht Pflichtspiele wurden gewonnen.
Diesmal ist Leverkusen der Favorit.
BVB-Chef Hans-Joachim Watzke: „Das ist ein Vorteil“
Man müsse wachsam sein, hat BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke daher im Interview mit der Sport-Bild gesagt. „Leverkusen und Leipzig sind zwei Vereine, die sehr finanzstarke Konzerne im Rücken haben. Das ist ein Vorteil gegenüber Borussia Dortmund, weil man so besser planen kann.“
Damit meint Watzke in Leverkusen den Pharmariesen Bayer, der den Doublesieger unterstützt. Sportlich lässt sich der Aufschwung aber vor allem mit einer Entscheidung der Verantwortlichen um Sportchef Simon Rolfes im Oktober 2022 begründen. Damals strauchelte der Klub, stand auf dem vorletzten Tabellenplatz. Borussia Dortmund hatte zehn Punkte mehr auf dem Konto. Bayer verpflichtete Xabi Alonso für die Seitenlinie. Als Spieler eine Legende, als Trainer noch unerfahren, trotzdem gelang es dem Spanier, dem Kader eine neue Spielphilosophie mitzugeben. Leverkusen setzte auf Ballbesitz, auf ein mutiges Pressing. Transfers wie die von Alejandro Grimaldo, 29, und Granit Xhaka, 32, schlugen ein. Schon zu Beginn der nächsten Saison gelang es, die Tabellenspitze einzunehmen und sie nicht wieder herzugeben.
BVB: Nuri Sahin versucht, Leverkusen zu kopieren
Der Rest der Liga staunte – auch der BVB, der seitdem versucht, Leverkusener Erfolgselemente zu kopieren. Im Sommer 2024 räumte Trainer Edin Terzic seinen Posten, Nuri Sahin übernahm. Der ehemalige Sechser möchte, dass auch seine Mannschaft Lösungen mit dem Ball findet, dass auch sie den Gegner früh angreift. Was bislang nur phasenweise klappt: Sieben Punkte beträgt der Rückstand auf Bayer Leverkusen.
Trotzdem warnt Granit Xhaka, dass Dortmund eine gute Mannschaft habe, vor allem zu Hause. „Sie haben viele sehr gute Spieler und einen Trainer, der sehr hungrig ist. Wir müssen uns sehr, sehr gut vorbereiten.“ Ähnlich klingt BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl, der betont, dass „wir bis zum Spiel gegen Leverkusen ein intensives Trainingsprogramm vor der Brust haben“. Der Januar sei herausfordernd. „Es ist unser klares Ziel, in der Tabelle Plätze nach oben zu klettern und uns in der Champions League direkt für das Achtelfinale zu qualifizieren. Klar ist auch, dass wir uns dafür steigern müssen im Vergleich zum ersten halben Jahr.“
Das Jahr 2025 wird richtungsweisend für den BVB
Das Jahr 2025 wird ein richtungsweisendes für Borussia Dortmund, es geht darum, den Anschluss an die Ligaspitze zu halten. Misslingt die Qualifikation für die Königsklasse, dann bröckelt der Status als Deutschlands Nummer zwei.
Und Bayer Leverkusen? Ewig wird Florian Wirtz sein Geld nicht mehr am Rhein verdienen. Abwehrchef Jonathan Tah kann im Sommer ablösefrei gehen. Trainer Xabi Alonson ist begehrt. Das Milliardenunternehmen Bayer unterstützt den Klub mit geschätzt 25 Millionen Euro im Jahr, es hat dem Verein während Corona die Schulden erlassen. Leverkusens Umsatz wird auf knapp unter 300 Millionen Euro geschätzt. Das reicht nicht, um sich dauerhaft oben festzukrallen und den FC Bayern zu verdrängen, der einen Umsatz von über eine Milliarde Euro verkündet hat.
Trotzdem: Im Jahr 2025 ist die Elf von Xabi Alonso der einzig ernst zu nehmende Titelkonkurrent der Münchener.
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