Hamburg. Borussia Dortmund zieht durch das 4:1 gegen Phönix Lübeck in die zweite Pokal-Runde ein. Torwart Gregor Kobel wird ausgewechselt.

Nuri Sahin beäugte kritisch, was seine Mannschaft da kurz vor der Pause aufführte. Jamie Gittens, Pascal Groß und Julian Brandt schienen sich gegenseitig auf den Füßen zu stehen, klebten auf wenigen Quadratmetern an der Seitenlinie. Der Trainer drehte sich weg, schüttelte etwas mit dem Kopf und grinste leicht. Das geht besser. Trotz 3:0-Führung u diesem Zeitpunkt.

Die Ansprüche sind hoch bei Borussia Dortmund, und der neue Trainer Sahin, ein Detail-Liebhaber, verkörpert das wie kaum ein anderer. Immer wieder korrigierte sein Team, gab Anweisungen. Zufrieden sein konnte der 35-Jährige aber am Ende der 90 Minuten vor allem aus einem Grund: Dass der BVB die Pflichtaufgabe in der ersten Pokalrunde beim 4:1 (3:0) gegen Regionalligist Phönix Lübeck hochseriös meisterte und Sahin eine gelungene Pflichtspiel-Premiere erlebte.

BVB: Julian Ryerson für Yan Couto in der Startelf

Der neue Cheftrainer hatte mit einer Ausnahme die gleiche Startelf aufgeboten wie in der Vorwoche, als beim 2:0 gegen Premier-League-Klub Aston Villa die Generalprobe geglückt war. Julian Ryerson, der gegen Villa erkrankt fehlte, rückte für Yan Couto als Rechtsverteidiger in die Anfangsformation.

Die Partie, die aus Kapazitätsgründen im Hamburger Volksparkstadion ausgetragen worden war, hatte wenig Pflichtspiel-Charakter, wirkte ob des Klassenunterschieds zwischen Bundesliga und Regionalliga Nord eher wie ein Testspiel unter Ernstfallbedingungen – was aber nicht zehntausende in Schwarz und Gelb davon abhielt, in den Norden zu reisen. Mehr als die halbe, 50.000 Menschen umfassende Arena war mit Dortmunder Fans bestückt, von einem Heimvorteil für Lübeck konnte man beileibe nicht sprechen.

Vielleicht hätte dieser dafür gesorgt, dass es etwas heikler werden könnte für den BVB, doch nach drei Minuten machten die Dortmunder den Lübeckern jede Hoffnung auf eine Überraschung zunichte. Pascal Groß schlug eine Ecke hoch durch den Sechzehner, Anton lief mit Schwung am zweiten Pfosten ein. Sein Gegenspieler reagierte nicht, sodass der vom VfB Stuttgart ins Ruhrgebiet gewechselte Verteidiger den Ball volley ins Tor schießen konnte.

BVB dominiert nach der frühen Führung

Der BVB dominierte fortan, ließ den Ball in denen eigenen Reihen wandern, aber erspielte sich nicht Torchance um Torchance. Stattdessen hatte Lübecks Kapitän Johann Berger eine freche Idee. Alle erwarteten eine Freistoß-Flanke aus dem Halbfeld, doch Berger schlenzten den Ball aufs Tor. Die Kugel zappelte nur im Außennetz (24.).

Das allerdings war auch mit den Offensivbemühungen der Gastgeber im fremden Stadion. Dortmund drängte nun auf eine schnelle Entscheidung. Der unauffällige Jamie Gittens verschleppte erst das Tempo, fand aber doch noch Julian Brandt. Der steckte durch in den Lauf Karim Adeyemis, der wiederum den Weg von Kevin Ntika Bondombe kreuzte und fiel. Schiedsrichter Max Burda zeigte auf den Punkt. Kapitän Emre Can schlenzte den Ball ganz sicher in den linken Winkel (34.). Und in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit erzielte der BVB sein drittes Tor. Groß schlug den Ball tief aus der eigenen Hälfte auf Brandt, der ihn technisch anspruchsvoll verarbeitete und an Lübecks Torwart Carl Jakob Leonhard vorbeischob – 3:0.

Es sollte anschließen nie so recht Spannung aufkommen im Hamburger Volkspark. Auch nicht, als Obina Johnson Iloka unter großem Jubel den Lübecker Ehrentreffer (55.) erzielte. Vielleicht wäre es für den BVB kniffliger geworden, wenn Emanuel Adou fünf Minuten später den Ball im Tornetz untergebracht hätte – so klatschte er bloß an das Lattenkreuz. So aber ließ sich Dortmund vom Einzug in die zweite Pokalrunde nicht abbringen. Nur einen Wermutstropfen gab es: Torwart Gregor Kobel musste mit Rückenproblemen zur Halbzeit raus.

BVB: Julien Duranville besorgt den Endstand

Die Borussia löste ihre Pflichtaufgabe anschließend souverän. Yan Couto, für Ryerson nach 59 Minuten in die Partie gekommen, schüttelte am Mittelkreis zwei, drei Gegenspieler ab, schickte den ebenso eingewechselten Julien Duranville auf die Reise. Der Belgier setzte sich durch und schob dann bemerkenswert lässig für einen 18-Jährigen zum 4:1 ein (62.). Neuzugang Beier gab zudem sein BVB-Debüt (69.), nach feinem Zuspiel von Brandt hätte er beinahe auch seinen ersten Treffer erzielt (72.). Lübeck traf in der Schlussphase noch zweimal Aluminium.

Eine gelungene Pflichtspiel-Premiere war dieser Fußballabend für den neu formierten BVB. Klar ist jedoch: Der Bundesliga-Auftakt am kommenden Samstag daheim gegen Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr/Sky) wird der erste echte Prüfstein werden.

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