Kairo.. Der ägyptische Fußball-Rekordnationalspieler Hany Ramzy hat nach den Ausschreitungen in Port Said mit 74 Toten einen sportlichen Hintergrund ausgeschlossen. Dynamo Dresdens Fußball-Ikone Hans-Jürgen “Dixie“ Dörner zeigt sich “sehr bewegt“ von den tragischen Vorfällen in Ägypten.
"Das Spiel ging 3:1 für Al-Masri aus. Welchen Grund hat man, nach einem Sieg aufs Feld zu rennen und Menschen zu töten?", sagte der ehemalige Bundesliga-Profi Hany Ramzy der Nachrichtenagentur dapd. "Das war vorher geplant. Das Stadion war voll, es war ein wichtiges Spiel. Es war ein guter Anlass, etwas Schlimmes zu tun", sagte Ramzy weiter.
Er wisse nicht, wer die Verantwortlichen seien. "Wer hat das getan? Das ist das große Fragezeichen", sagte Ramzy, der das Spiel in Kairo am Fernseher verfolgte. "Die Atmosphäre ist sehr seltsam. Jeder spricht über das, was gestern Abend passiert ist."
Ramzy, der zwischen 1994 und 2005 insgesamt 228 Bundesligaspiele für Bremen und Kaiserslautern absolvierte, spielte als Jugendlicher und als Jungprofi bei Al-Ahly Kairo. Derzeit bereitet er als Trainer die ägyptische U23-Mannschaft auf Olympia in London vor. (dapd)
Ex-Trainer Dörner: "Port Said heißes Pflaster"
Dynamo Dresdens Fußball-Ikone Hans-Jürgen "Dixie" Dörner zeigt sich "sehr bewegt" von den tragischen Vorfällen in Ägyptens Fußball. Der 100-malige DDR-Nationalspieler und spätere Bundesliga-Trainer von Werder Bremen war zwischen 2000 und 2001 selbst Trainer des bei den Ausschreitungen betroffenen ägyptischen Spitzenvereins Al-Ahly Kairo und erzählt im Gespräch mit dapd-Korrespondent Peter Stracke, dass schon in seiner Zeit in Port Said die Steine flogen.
Wie haben Sie die Meldungen aus Ägypten mit zahlreichen Opfern nach dem Fußballspiel zwischen Al-Masri und Al-Ahly aufgenommen?
Hans-Jürgen Dörner: Die Nachrichten haben mich natürlich sehr bewegt. Leider ist der ägyptische Fußball in der jüngsten Vergangenheit immer häufiger von schweren Ausschreitungen betroffen. Das hat sicher etwas mit der ganzen Unruhe im Land zu tun. Aber auch zu meiner Zeit war es schon gefährlich, mit Al-Ahly durch das Land zu reisen.
Sie waren zwischen 2000 und 2001 Trainer bei Al-Ahly. Haben Sie selbst bei Al-Masri im Stadion von Port Said gespielt?
Dörner: Ja, ich kann mich gut daran erinnern. Wir haben mit Al-Ahly gewonnen und danach sind Steine auf uns geflogen. Da mussten wir uns in Sicherheit bringen.
Lag das daran, dass Al-Ahly so unbeliebt ist?
Dörner: Nein, der damalige Meister Zamalek Kairo und Al-Ahly waren zu meiner Zeit die beiden beliebtesten Mannschaften in Ägypten. Aber Al-Masri war auch ein gutes Team, hat mehrere Titel gewonnen. Und die Fans sind extrem. Wenn die Mannschaft gewinnt, dann tragen sie die Spieler auf Händen aus dem Stadion, aber wenn sie verlieren...
Die Sicherheitskräfte hätten nicht rechtzeitig eingegriffen, heißt es aktuell. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Dörner: Die Sicherheit in den Stadien ist überhaupt nicht mit der in Deutschland zu vergleichen. In Ägypten können die Fans alles mit rein bringen, was sie wollen. Und außerdem liegen in den Stadien sowieso überall noch Steine und dergleichen rum. Port Said war darüber hinaus sowieso ein heißes Pflaster. Das ist nicht weit weg von Kairo und die Spiele mit den Kairoer Spitzenvereinen Zamalek und Al-Ahly hatten so etwas wie Derby-Charakter. Wir sind damals überhaupt nur unter Polizeischutz durch das Land gefahren.
Haben sie selbst noch Kontakte nach Ägypten?
Dörner: Zur Mannschaft von Al-Ahly nicht mehr, aber ich hatte dort einen Dolmetscher an meiner Seite, und wir sind noch regelmäßig in Kontakt miteinander. Es war für mich damals eine sehr schöne Zeit in Ägypten. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt und bin mit einer ganz anderen Mentalität konfrontiert worden. Fußball ist die absolute Sportart Nummer 1 in Ägypten, und die Fans verehren ihre Stars über alle Maßen. (dapd)