Köln. Vier Minuten vor Saisonende verhinderte der 1. FC Köln den direkten Abstieg. Nun trifft der FC mit Trainer Funkel in der Relegation auf Kiel.

Noch einmal noch konzentrierte sich Sebastiaan Bornauw auf Sprungkraft, er stieg so hoch er konnte – und Sekunden später schien eine ganze Stadt zu explodieren. Bornauws Kopfballtor zum 1:0-Erfolg über Schalke 04 brachte dem 1. FC Köln zwei Alles-oder-Nichts-Spiele in der Relegation gegen den Zweitliga-Dritten Holstein Kiel. Das Hinspiel steigt schon am Mittwoch (18.30 Uhr/DAZN) in Köln.

Bornauw köpft den 1. FC Köln in die Relegation

Die Rolle des großen Dramas am letzten Spieltag, die so oft Schalke übernommen hatte, erfüllte diesmal der Gegner der Königsblauen. Totgesagt waren die Kölner als Vorletzter. Und während des Spiels lange abgestiegen, weil sie es nicht hinbekamen, ein Tor gegen die Schießbude der Liga zu erzielen. Bis Bornauw köpfte. 1:0, der Sieg, die Relegation.

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Vor dem Stadion flogen Böller und Feuerwerkskörper, im Stadion rannten Vorstand, Ersatzspieler und Profis kreuz und quer über die Tribüne oder den Rasen. Ruhig blieb in diesem Gewusel nur einer: Trainer-Senior Friedhelm Funkel. Im Alter von 67 Jahren hat er es allen noch einmal gezeigt.

Sechs Spieltage vor Schluss hatte ihn Kölns Sportchef Horst Heldt aus dem Ruhestand geholt, ihm in fast aussichtsloser Situation die Rettungsmission anvertraut. Funkel erfüllte den Auftrag vorerst – der FC gewann drei von sechs Spielen, holte insgesamt zehn Punkte und fing Werder Bremen noch ab. „Friedhelm hat ganz hervorragende Arbeit geleistet“, lobte Heldt.

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Taktisch hat Funkel nicht viel verändert, in der Kürze der Zeit geht das nicht. In der Offensive ist der FC immer noch wenig kreativ und zu ungefährlich. Was Funkel aber geschafft hat: In den letzten beiden Partien spielte die Defensive fehlerlos. Zweimal in Folge ohne Gegentor – das klappte zum ersten Mal in dieser Saison. Seine Ruhe und Gelassenheit übertrug er auf die Mannschaft. Sonst hätte sie nicht so lange die Nerven bewahrt im Spiel gegen Schalke. Und was Funkel auch zugute kam: Jonas Hector, der unverzichtbare Kapitän, war rechtzeitig fit und in Top-Form. Bei den Funkel-Siegen gegen RB Leipzig (2:1) und eben Schalke war Hector der überragende Spieler auf dem Platz. Hector wusste nicht so recht, ob er lachen oder weinen sollte. „Irgendwie ist man happy“, sagte er. „Aber es ist dann doch schade, dass man’s nicht direkt geschafft hat.“

FC-Sportchef Heldt ist umstritten

Das soll nun gegen Holstein Kiel gelingen. Moralisch ist der FC im Vorteil – er holte zuletzt noch auf, während die Kieler den sicher geglaubten direkten Aufstieg durch zwei Niederlagen in Folge noch verspielten. Funkel warnt, wie es so seine Art ist: „Wir können nicht davon ausgehen, dass Kiel niedergeschlagen oder deprimiert ist. Sie werden mit einer Jetzt-erst-recht-Stimmung ins Spiel gehen.“ Erfahrung mit der Relegation hat er schon, seine erste spielte er 1975 um den Bundesliga-Aufstieg mit Bayer Uerdingen gegen den FK Pirmasens. „Wir haben in Pirmasens 4:4 gespielt und zu Hause 6:0 gewonnen“, sagte er. Dabei schaute Heldt verdutzt – und Funkel sagte: „Horst, du weißt viel. Aber das kannst du nicht mehr wissen.“

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Es war ein Moment, der für Heldt selten geworden ist – einer zum Schmunzeln. Selbst wenn die Saison für die Kölner gut ausgehen sollte – für Heldt hat sie möglicherweise Konsequenzen. Am Montag wurde er darauf angesprochen, ob ihn Rauswurf-Gerüchte überraschen würden. Da sagte der  Ex-Schalker: „Ich war nicht überrascht. Es würde mich überraschen, wenn mich beim 1. FC Köln noch irgendwas überraschen würde.“ Der neue Trainer steht schon fest – Steffen Baumgart kommt vom SC Paderborn. Darüber hinaus ist noch vieles offen: Liga, Sportchef, Kader.

Die Fans interessiert das aktuell wenig. Für sie zählt das erste Relegationsspiel. Der FC hat beantragt, ein paar Zuschauer zuzulassen. Damit das große Drama diesmal nicht vor leeren Rängen stattfinden muss.