Essen/London. Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus leitet das Finale im olympischen Fußballturnier. Das Endspiel am Donnerstag ist eine Neuauflage des WM-Finales. Die USA wollen sich für die Niederlage gegen Japan revanchieren.
Die Prämie fällt im Erfolgsfall alles andere als üppig aus. Aber Japaner sind ja von Natur aus bescheiden. Also wird es für die Weltmeisterinnen kein Problem sein, wenn Nationaltrainer Norio Sasaki für den Gewinn der olympischen Goldmedaille seine Fußball-Frauen gerade einmal zum Essen einlädt. Dabei hätten die Japanerinnen Historisches geschafft: Keine 13 Monate nach dem WM-Titel käme erstmals Olympia-Gold hinzu. Und das gegen den Rekord-Olympiasieger USA. Die Voraussetzungen sind gut, denn die US-Girls unterlagen bereits im WM-Finale im Juli 2011 den flinken Asiatinnen. Wenn auch nach Elfmeterschießen.
Duisburgerin Ando läuft für Japan auf
Und wenn dem Frauenfußball beim Olympia-Finale nichts Neues einfällt, wollte auch der Weltverband nicht unnötig kreativ werden und setzte wie im vergangenen Jahr im WM-Finale Bibiana Steinhaus aus Hannover als Schiedsrichterin im Londoner Wembley-Stadion an. Die deutsche Frauen-Bundesliga ist im Finale aber nicht nur mit Schiedsrichterin Steinhaus vertreten. Aus der Bundesliga sind neben der Potsdamerin Yuki Ogimi auch noch Kozue Ando (FCR Duisburg) und Saki Kumagai (1. FFC Frankfurt) dabei. Nebenbei stellen die Japanerinnen in Homare Sawa auch die aktuelle Weltfußballerin.
Die Potsdamerin Ogimi ragt aus dem kompakten Team der Japanerinnen heraus, erzielte im bisherigen Turnierverlauf drei Treffer. "Gold wäre ein weiterer wichtiger Schritt für den Frauenfußball in Japan", sagte sie. Großer Rückhalt ist Torhüterin Miho Fukumoto, Coach Sasaki bezeichnete sie ausnahmsweise wenig zurückhaltend schon als "Göttin".
Einen Favoriten für das fünfte Olympia-Endspiel der Geschichte gibt es allerdings nicht. Der zweimalige Weltmeister USA war in allen Finals dabei, setzte sich 1996, 2004 und 2008 durch. Japan ist noch ohne olympische Medaille, verlor vor vier Jahren die Partie um Bronze gegen Deutschland (0:2). Der Olympia-Dritte der vergangenen drei Sommerspiele qualifizierte sich diesmal nicht.
Wambach und Morgan im Angriff
Die Amerikanerinnen werden wieder auf ihren Angriff setzen, dort wirbelt das torhungrige Duo Abby Wambach und Alex Morgan. Im Mittelfeld wird Megan Rapinoe immer mehr zur Antreiberin. "Wir wollen uns für das verlorene WM-Finale revanchieren", sagte Morgan. Wambach: "Wir sind hier, um Gold zu holen. Dafür haben wir seit dem verlorenen WM-Finale hart gearbeitet."
Die im Halbfinale nur knapp gescheiterten Außenseiter Frankreich (1:2 gegen Japan) und Kanada (3:4 nach Verlängerung gegen die USA) bestreiten ebenfalls am Donnerstag die Partie um Bronze. Beide Teams gewannen noch nie eine Medaille. Die Kanadierin Christine Sinclair führt mit sechs Treffern die Torschützenliste an, Wambach folgt mit einem Tor weniger.
Und mit der Neuauflage des WM-Finales wird der Frauen-Fußball wohl mal wieder einen Rekord aufstellen. Angesichts der Kapazität von 90.000 Zuschauern im Londoner Fußball-Tempel sind eine Bestmarke für Olympia und ein Besucherrekord für Europa möglich. 74.000 Fans pilgerten zur letztjährigen WM-Eröffnung in Berlin. (dapd)