Frankfurt.. Japan hat ein dramatisches WM-Finale gegen die USA gewonnen. Trotz zweifacher Führung der USA steckte nie auf und rettete sich ins Elfmeterschießen. Dort wurde Japans Torhüterin Kaihori zur Heldin. Kumagai verwandelt den entscheidenden Elfer.
Die große Überraschung fiel eher klein aus: Schließlich sind Japans Fußballerinnen im Schnitt nur knapp über 1,60 Meter, doch auf einmal waren sie die Größten: Nach dem 3:1 (2:2, 1:1, 0:0)-Sieg im Elfmeterschießen gegen die US-Amerikanerinnen im WM-Finale von Frankfurt vor 48.000 Fans sind sie die neuen Weltmeisterinnen, mit denen vor drei Wochen noch kein Mensch gerechnet hatte.
Goldener Ball für Japans Sawa
Die US-Girls lagen auf dem Rasen und konnten es nicht fassen. Sie, die bei der WM die Siege nicht errungen, sondern dargestellt haben. Die Erfinderinnen des Selbstbewusstseins. Aus, vorbei. Die US-Fans, die vorher der Torhüterin Hope Solo noch die Plakate entgegen gestreckt „Heirate mich“, hatten still eingepackt. Das Gold-Lametta regnete für die anderen vom Dach des ausverkauften Stadions.
Sawa wurde mit fünf Treffern WM-Torschützenkönigin und erhielt auch den Goldenen Ball für die Spielerin des Turniers. „Wir haben immer an uns gelaubt und verdient gewonnen. Wir sind total glücklich. Jetzt sind wir die Nummer eins der Welt!“, sagte Sawa.
Matchbox-Ausgabe einer Herren-WM
Vor der Überraschung auf dem Rasen war die WM 2011 am spannend unterhaltsamen Finaltag sogar endlich auch einmal hinter den Kulissen über sich hinaus gewachsen. Wo das Turnier in den vergangenen drei Wochen an den schwächeren Tagen manchmal als Matchbox-Ausgabe einer Herren-WM erschien, drehten am Sonntag selbst die Funktionäre auf.
Die Polizei räumte zwei Stunden vor dem Anpfiff mit einem Blaulicht-Konvoi auf der Autobahn mit Tempo 120 ohne Rücksicht auf Verluste alles zur Seite, um den Weg für Sepp Blatter, den Boss des Fußball-Weltverbandes Fifa, und seine Freunde zu bahnen. Momente, auf die man in einem abgedrängten Auto sehr gut verzichten kann.
Kleine Kaihori in Japans Tor ganz groß
Als dann Blatter und Kanzlerin Angela Merkel sicher Platz beim WM-Finale genommen hatten – sie feierte werbewirksam ihren 57. Geburtstag auf der Tribüne – konnte es losgehen. Die US-Stürmerinnen wussten, was zu tun ist: Aus jeder Entfernung auf das Tor der japanischen Keeperin schießen. Und zwar möglichst hoch, denn die Latte ist für die nur 1,70 Meter große Ayumi Kaihori in etwa so weit weg wie der Jupiter. Es versuchten: Lauren Cheeny, Megan Rapinoe, Abby Wambach und Carli Lloyd. Einmal krachte der Ball dabei an den Pfosten, einmal an die Latte, das war’s.
Bei den Japanerinnen lautete wie in jedem Spiel auch im Finale der Grundakkord ihrer Spielweise: Kombinationssicher. In den Sturmlauf der Amerikanerinnen hinein setzten Spielmacherin Homare Sawa und ihre Kolleginnen Konter, bei denen der Ball wie von Magneten angezogen von Fuß zu Fuß rollte.
Sawa gleicht zum 2:2 aus
Als Torjägerin Abby Wambach durch den Kabinengang in die Pause hastete, murmelte sie kopfschüttelnd: „Wir müssen endlich auch mal eins von den Dingern rein machen.“ In der 68. Minute war es soweit: Ein langer Pass von Rapinoe aus der Abwehr landete bei Morgan, die mit Links abzog: Der Ball rauschte aus 16 Metern ins Netz. 1:0 für die USA. Kein Abseits. Die Entscheidung von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus, die es als einzige Deutsche ins Finale geschafft hatte, war richtig.
Nur: Gelaufen war mit dem Tor noch gar nichts. Zehn Minuten später traf Aya Miyama aus kurzer Distanz zum 1:1-Ausgleich. Ausgerechnet Miyama, die schon in der US-Profiliga Erfahrung gesammelt. In der Verlängerung traf Abby Wambach zwar per Kopf zum 2:1 für die USA, doch in der 117. Minute glich Sawa zum 2:2 aus. Im Elfmeterschießen sorgte Saki Kumagai mit ihrem Tor für die Entscheidung. Torhüterin Ayumi Kaihori parierte zwei Elfmeter und avancierte damit zur Matchwinnerin. Die US-Girls verschossen drei Elfmeter, zuviel. Japan sagte Danke und ist Weltmeister.