Essen. .

Für den gewichtigen Reiner Calmund war es die irdische Hölle: „Wenn du nachts in de’ Kühlschrank gucks’, sitzt et da schon, dat Abstiegsjespenst.“ Schlaf finden konnte der Manager von Bayer Leverkusen seinerzeit ja nicht: „Und wenn ich abends das Licht ausknipse, liegt es schon unter meiner Decke.“ Das Abstiegsgespenst war einfach immer da – in jenen Tagen des Jahres 2003, als Bayer Leverkusen einen unvorstellbaren Absturz erlebte, der manchen fatal an die derzeitige Schalker Krise erinnert.

Der rheinische Klub hatte anno 2002 das größte Jahr seiner Vereinsgeschichte erlebt. Leverkusen war bis zum 33. Spieltag Tabellenführer, stand im DFB-Pokal-Endspiel und zauberte sich ins Champions-League-Finale gegen Real Madrid. Das Ergebnis ist bekannt: Bayer 04 hat sich den Namen „Vizekusen“ markenrechtlich schützen lassen. Am Ende überstand der Klub „die Horror-Saison“ samt zweier Trainerwechsel durch ein 1:0 in Nürnberg am 34. Spieltag.

Spiel gegen Bayer lief an Schalkes Raúl vorbei

Manuel Neuer: Beim Gegentor chancenlos, als Derdiyok allein auf sein Tor zulief. Sonst nur bei einem Derdiyok-Freistoß und ...
Manuel Neuer: Beim Gegentor chancenlos, als Derdiyok allein auf sein Tor zulief. Sonst nur bei einem Derdiyok-Freistoß und ... © imago sportfotodienst
... bei zwei Flanken gefordert. Diese Aufgaben erledigte er sicher. Note: 3
... bei zwei Flanken gefordert. Diese Aufgaben erledigte er sicher. Note: 3 © imago sportfotodienst
Atsuto Uchida: Der zuletzt so stark kritisierte Japaner zeigte sich verbessert. Vergab die zweite Schalker Chance mit einem frechen Schuss, als er Bayer-Torwart Adler fast auf dem falschen Fuß erwischt hätte (27.). Stark seine Rettungstat, als er Barnettas Schuss blockte (42.). Hatte 121 und damit unglaublich viele ...
Atsuto Uchida: Der zuletzt so stark kritisierte Japaner zeigte sich verbessert. Vergab die zweite Schalker Chance mit einem frechen Schuss, als er Bayer-Torwart Adler fast auf dem falschen Fuß erwischt hätte (27.). Stark seine Rettungstat, als er Barnettas Schuss blockte (42.). Hatte 121 und damit unglaublich viele ... © imago sportfotodienst
... viele Ballkontakte, suchte aber noch zu selten das Risiko in der Offensive. Nach dem 0:1 (65.) verunsichert. Note: 4
... viele Ballkontakte, suchte aber noch zu selten das Risiko in der Offensive. Nach dem 0:1 (65.) verunsichert. Note: 4 © imago sportfotodienst
Benedikt Höwedes: Aufgrund der Leverkusener Harmlosigkeit 41 Minuten lang nur als Zwischenstation beim Schalker Querpass-Festival gefragt. In Minute 42 ließ er sich aber ...
Benedikt Höwedes: Aufgrund der Leverkusener Harmlosigkeit 41 Minuten lang nur als Zwischenstation beim Schalker Querpass-Festival gefragt. In Minute 42 ließ er sich aber ... © imago sportfotodienst
... am Strafraum von Patrick Helmes tunneln, was fast zum 0:1 geführt hätte. Sonst souveräne Partie an Metzelders Seite. Note: 4
... am Strafraum von Patrick Helmes tunneln, was fast zum 0:1 geführt hätte. Sonst souveräne Partie an Metzelders Seite. Note: 4 © imago sportfotodienst
Christoph Metzelder: Szenenapplaus für den Ex-Dortmunder! Vor zwei Monaten wäre das undenkbar gewesen! Als Metzelder in der 55. Minute aber den Stellungsfehler von Rakitic ausbügelte und gegen Sam rettete, ...
Christoph Metzelder: Szenenapplaus für den Ex-Dortmunder! Vor zwei Monaten wäre das undenkbar gewesen! Als Metzelder in der 55. Minute aber den Stellungsfehler von Rakitic ausbügelte und gegen Sam rettete, ... © imago sportfotodienst
... wurde er gefeiert. Das war aber auch eine starke Szene! Zehn Minuten später – bei Sams 0:1 – konnte der wieder zweikampfstarke Metzelder den Fehler von Rakitic nicht mehr ausbügeln. Note: 3
... wurde er gefeiert. Das war aber auch eine starke Szene! Zehn Minuten später – bei Sams 0:1 – konnte der wieder zweikampfstarke Metzelder den Fehler von Rakitic nicht mehr ausbügeln. Note: 3 © imago sportfotodienst
Lukas Schmitz (bis 46. Minute): Nach etlichen schwachen Vorstellungen spielte Schmitz diesmal besser, wurde von den Leverkusenern aber auch ...
Lukas Schmitz (bis 46. Minute): Nach etlichen schwachen Vorstellungen spielte Schmitz diesmal besser, wurde von den Leverkusenern aber auch ... © imago sportfotodienst
... nicht besonders gefordert. Aber wenig Elan im Spiel nach vorn. Musste verletzt ausgewechselt werden und wurde nach dem Wechsel vermisst. Note: 4
... nicht besonders gefordert. Aber wenig Elan im Spiel nach vorn. Musste verletzt ausgewechselt werden und wurde nach dem Wechsel vermisst. Note: 4 © imago sportfotodienst
Peer Kluge (bis 72. Minute): Vertrat Jermaine Jones auf der „6“ und war für das Gestocher in der ersten Hälfte genau der richtige Spieler. Wenn die Leverkusener mal wieder ungenau nach vorn passten, ging Kluge dazwischen und eroberte den Ball. In der Offensive hatte er ...
Peer Kluge (bis 72. Minute): Vertrat Jermaine Jones auf der „6“ und war für das Gestocher in der ersten Hälfte genau der richtige Spieler. Wenn die Leverkusener mal wieder ungenau nach vorn passten, ging Kluge dazwischen und eroberte den Ball. In der Offensive hatte er ... © imago sportfotodienst
... keine herausragende Aktion – auch nicht, als er nach der Pause für Rakitic ins linke Mittelfeld rückte. Note: 5
... keine herausragende Aktion – auch nicht, als er nach der Pause für Rakitic ins linke Mittelfeld rückte. Note: 5 © imago sportfotodienst
Jefferson Farfan: An den ersten vier dicksten Schalker Chancen war Farfan beteiligt, zunächst mit einer Flanke auf Huntelaar (22.), dann mit einem Steilpass auf Uchida (27.) und dann ...
Jefferson Farfan: An den ersten vier dicksten Schalker Chancen war Farfan beteiligt, zunächst mit einer Flanke auf Huntelaar (22.), dann mit einem Steilpass auf Uchida (27.) und dann ... © imago sportfotodienst
... wieder mit einer Flanke auf Huntelaar (47.). Die vierte Chance hatte er selbst, scheiterte aber an René Adler (72.). Mit ihm hatten die Leverkusener Probleme. Note: 2,5
... wieder mit einer Flanke auf Huntelaar (47.). Die vierte Chance hatte er selbst, scheiterte aber an René Adler (72.). Mit ihm hatten die Leverkusener Probleme. Note: 2,5 © imago sportfotodienst
Ivan Rakitic: Erlebte zwei völlig verschiedene Halbzeiten. In der ersten Hälfte war der Kroate gut ins Spiel eingebunden, hatte die erste Schalker Schusschance (20.) – nach der Pause musste er den verletzten Lukas Schmitz ...
Ivan Rakitic: Erlebte zwei völlig verschiedene Halbzeiten. In der ersten Hälfte war der Kroate gut ins Spiel eingebunden, hatte die erste Schalker Schusschance (20.) – nach der Pause musste er den verletzten Lukas Schmitz ... © imago sportfotodienst
... in der Abwehrkette ersetzen. Für ihn völlig ungewohnt, und das war auch zu merken. Zweimal lief Sam nach Stellungsfehlern von Rakitic allein aufs Tor zu. Einmal rettete Metzelder (55.), einmal traf der Leverkusener (65.). Note: 5
... in der Abwehrkette ersetzen. Für ihn völlig ungewohnt, und das war auch zu merken. Zweimal lief Sam nach Stellungsfehlern von Rakitic allein aufs Tor zu. Einmal rettete Metzelder (55.), einmal traf der Leverkusener (65.). Note: 5 © imago sportfotodienst
José Manuel Jurado: Der Regisseur hat auf Schalke schon deutlich bessere Spiele gezeigt. Ungewohnt viele ...
José Manuel Jurado: Der Regisseur hat auf Schalke schon deutlich bessere Spiele gezeigt. Ungewohnt viele ... © imago sportfotodienst
...  technische Fehler, schwache Standardsituationen, einige Fehlpässe. Wirkte wenig inspiriert. Note: 4
... technische Fehler, schwache Standardsituationen, einige Fehlpässe. Wirkte wenig inspiriert. Note: 4 © imago sportfotodienst
Raúl: In der Champions League spielt Raúl top, in der Bundesliga zeigte er wieder sein ...
Raúl: In der Champions League spielt Raúl top, in der Bundesliga zeigte er wieder sein ... © imago sportfotodienst
... anderes Gesicht. Holte sich zwar ab und zu den Ball in der eigenen Hälfte, sonst lief das Spiel aber völlig an Raúl vorbei. Note: 5
... anderes Gesicht. Holte sich zwar ab und zu den Ball in der eigenen Hälfte, sonst lief das Spiel aber völlig an Raúl vorbei. Note: 5 © imago sportfotodienst
Klaas-Jan Huntelaar: Ein typisches Huntelaar-Spiel. Fand nicht statt, foulte, verlor Zweikämpfe, seine Pässe waren ungenau – stand aber in der 25. und 47. Minute stand er goldrichtig. Traf aber per Kopf nur ...
Klaas-Jan Huntelaar: Ein typisches Huntelaar-Spiel. Fand nicht statt, foulte, verlor Zweikämpfe, seine Pässe waren ungenau – stand aber in der 25. und 47. Minute stand er goldrichtig. Traf aber per Kopf nur ... © imago sportfotodienst
... Latte (22.) und Pfosten (47.) des Bayer-Tores. Ihn scheint das Glück verlassen zu haben. Note: 4,5
... Latte (22.) und Pfosten (47.) des Bayer-Tores. Ihn scheint das Glück verlassen zu haben. Note: 4,5 © imago sportfotodienst
Joel Matip (ab 46. Minute, bis 85. Minute): Kam für Lukas Schmitz, übernahm aber nicht die Linksverteidiger-Position in der Viererkette, sondern spielte auf der „6“. Und das diesmal nicht gut. Fand keine Bindung ...
Joel Matip (ab 46. Minute, bis 85. Minute): Kam für Lukas Schmitz, übernahm aber nicht die Linksverteidiger-Position in der Viererkette, sondern spielte auf der „6“. Und das diesmal nicht gut. Fand keine Bindung ... © imago sportfotodienst
... zu seinen Mitspielern – und musste kurz vor Schluss wieder raus. Note: 5
... zu seinen Mitspielern – und musste kurz vor Schluss wieder raus. Note: 5 © imago sportfotodienst
Edu (ab 72. Minute): Ohne Note.
Edu (ab 72. Minute): Ohne Note. © imago sportfotodienst
Mario Gavranovic (ab 85. Minute): Ohne Note.
Mario Gavranovic (ab 85. Minute): Ohne Note. © imago sportfotodienst
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Dieses Glück war Hertha BSC in der vergangenen Saison nicht beschieden. Die Berliner, in der Spielzeit zuvor bis zuletzt mit guten Titelschanchen, stürzten zwölf Monate später in die Zweite Liga. Bereits im Herbst 2009 hatte Arne Friedrich gemahnt: „Wenn wir den Hintern nicht hochkriegen, steigen wir ab.“

Auch die Ursachen wecken böse Gedanken: Weder Leverkusen noch Hertha hatten ihre prominenten Abgänge verkraftet. Bei Leverkusen wurden Ballack und Zé Roberto schmerzlich vermisst, die Berliner konnten den Verlust von Simunic, Voronin und Pantelic nicht kompensieren. Ein gewaltiger Umbruch verschüttete das Potenzial der Klubs.

So war es einst auch dem Nürnberger Meister-Trainer Max Merkel ergangen. Zehn Spieler gab der FCN vor der Saison 1968/1969 ab – am Ende stieg der Club als amtierender Meister ab.