Seit fünfzehn Jahren arbeitet Felix Magath als Trainer. Fast die Hälfte dieser Zeit musste Magath gegen ein Image kämpfen, das er inzwischen längst überwunden zu haben glaubte: Magath, der Feuerwehrmann. Der Trainer, den man früher holte, um die Klasse zu halten. Immerhin: Dann müsste er ja jetzt wieder der richtige Mann am richtigen Ort sein.
Lange hat Schalke 04 seine Krise als vorübergehende Erscheinung abgetan. Mit dieser Selbsttäuschung sollte der Verein sofort aufhören: Nach dem 0:1 gegen das – heftig ersatzgeschwächte – Team aus Leverkusen ist Schalke im Abstiegskampf angekommen. Und zwar für lange Zeit. Diese Zwischenbilanz nach gut einem Saisondrittel ist ein Desaster. Zu verantworten hat sie alleine Felix Magath.
Wohl selten ist in der Bundesliga mit einem derart hohen finanziellen Aufwand eine so unausgewogene Mannschaft zusammen gestellt worden. Ablösesummen, Gehälter und Handgelder für das Offensiv-Trio Raul, Huntelaar und Jurado allein darf man auf 40 Millionen Euro schätzen – bekommen hat Schalke dafür einen Torjäger von Format, einen in der Liga wirkungslosen Altstar und ein Regie-Talent, das auch dann noch Hackentricks zeigt wenn es längst darum geht, Zähne zu zeigen.
Es könnte für Schalke, diesem nicht funktionierenden Gebilde aus Stars und Talenten, aus zu viel Offensive und zu wenig Defensive, tatsächlich zum Problem werden, dass in der völlig verunsicherten Mannschaft kaum einer weiß, worauf es im Keller ankommt. Außer: dem Trainer.
Aber gerade Felix Magath, nach dem zweiten Platz der Vorsaison wie ein Messias verehrt, unterlaufen im Moment sehr irdische Fehler: die ständigen Positions- und Personalwechsel scheinen sein Team zu verunsichern. Nach dem Ausflug einiger Spieler ins Frankfurter Nachtleben schwankte Magath zwischen Kuschelkurs und Drohkulisse. Und gegen Bayer unterlief ihm mit Ivan Rakitic als Linksverteidiger ein taktischer Bock. Als ob es noch eines Beweises bedurft hätte, wie unausgewogen sein Kader ist.
Das Bittere für Schalke: Über den Felix Magath zu diskutieren, ist müßig. Es gibt keine Alternative. Es gibt nur die Hoffnung, dass der Meistermacher der letzten Jahre bei aller Entzauberung seine Spezialität der frühen Jahre noch beherrscht: Mannschaften aus dem Keller zu führen. Mehr ist nicht mehr drin.