Montagfrüh brach der Tross des FC Schalke 04 auf zur „Wellness-Oase“ Champions League ins warme Tel Aviv. Zurück ließ er einen düsteren Novembertag und den königsgrauen Bundesliga-Alltag.
Dass es keine beschwingte neunstündige Reise wurde, dafür hatte die 0:1-Heimniederlage am Samstag gegen Bayer Leverkusen gesorgt, die bei allen Beteiligten schwer Wirkung zeigte. Bereits zehn Minuten vor Ende der Bundesligapartie konnte man auf der Gegenseite den Schriftzug „FC Schalke 04“ immer deutlicher erkennen – die Fans auf den weißen Plastikstühlen, und nicht nur die, machten sich schweigend auf den Nachhauseweg.
Eisern ausgeharrt haben die auf der Nordtribüne, allerdings riefen sie: „Wir wolln euch kämpfen sehn“, was auch nicht zur Stimulanz der Akteure auf dem Rasen beitrug. Wenn Fans so etwas rufen, ist es um die Lieblinge schlecht bestellt. Und der Liebes-Entzug setzte sich nach Abpfiff fort. Als die Spieler nach Minuten des Besinnens ihren Dank an die Treuesten kundtun wollten, gab es deutliche Pfiffe und noch andere Dissonanzen zu vernehmen.
Dabei hätte der Abend einen anderen Verlauf nehmen können, wenn Klaas-Jan Huntelaar bei zwei Kopfbällen nicht zu genau gezielt hätte. Aber wenn man mit sechs Punkten mit am Tabellenende steht, sind nur noch Latte und Pfosten der treue Wegbegleiter. Es war die Ironie dieser 90 Minuten, dass ausgerechnet Huntelaar die beiden größten Chancen hatte, ansonsten verlor der als Tormaschine gekommene Holländer fast jeden Zweikampf und ließ bei der Ballannahme die Kugel atemberaubend weit abspringen. Und Raúl? Der zeigte ungewöhnlichen Zug zum Tor, leider war es das eigene. Allzu oft holte er sich in der eigenen Hälfte die Bälle bei Torhüter Neuer höchstpersönlich ab.
Dabei war Bayer Leverkusen an diesem Abend durchaus schlagbar. Uninspiriert und lustlos wickelte die Heynckes-Elf in der ersten Hälfte ihr Programm ab. Sie lag nach Box-Punkten bereits weit zurück und hoffte nach dem Wechsel auf den „lucky punch“ – und bekam sogar zwei geschenkt.
Spiel gegen Bayer lief an Schalkes Raúl vorbei
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Beim ersten Sololauf von Sidney Sam bekam der überlaufene Christoph Metzelder mit all seiner Routine beim Schuss doch noch sein Bein dazwischen, beim zweiten Versuch allerdings leistete Verlegenheits-Außenverteidiger Ivan Rakitic nur Geleitschutz.
Der Rest war stilles Entsetzen, das auch nach Abpfiff noch anhielt. Metzelder sprach von einer „dramatischen, prekären“ Situation und von echtem Abstiegskampf. Lukas Schmitz sah die Chance, „Dienstag und Freitag die Karre selbst aus dem Dreck zu fahren“, allerdings fehlt er selbst wegen einer Verletzung am Hüftbeuger. Trainer Felix Magath nahm angesichts der Diskrepanz zwischen Pokal- und Bundesliga-Auftritten leicht resignative Züge an, bemängelte aber schon den Einsatz seiner Elf, der dem bedrohlichen Tabellenstand überhaupt nicht gerecht würde.
Nur beim Sieger ist der Respekt vor den Schalkern erstaunlicherweise auch nach diesen leicht herausgespielten drei Punkten überhaupt noch nicht geschwunden. Der rechtzeitig zum Jubeln eingewechselte Simon Rolfes fand es wichtig, Schalke 04 auf Distanz gehalten zu haben, er sehe sie immer noch als einen Konkurrenten um einen internationalen Platz. Momentan trennen Bayer zwölf Punkte vom Tabellen-Vorletzten. Da braucht sich auch einer wie Simon Rolfes momentan wirklich nicht ängstlich umzuschauen.
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