Essen. .

Die WM-Vergabe im Handball gleicht einem „orientalischen Basar“.

Ulrich Strombach war kaum zu zügeln. Der Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) wütete gegen den „orientalischen Basar“, auf dem soeben die WM 2005 verschachert worden sei. Adressat seines Zorns: der Präsident des Handball-Weltverbands IHF, Hassan Moustafa. Der Ägypter mit dem Spitznamen „Pharao“, so tobte der Gummersbacher Anwalt, sei für ihn „ein toter Mann“. Grund des Aufruhrs: Die Handball-WM war auf dem IHF-Kongress in St. Petersburg sensationell mit 46:44 Stimmen nach Tunesien vergeben worden. Dabei hatte Strombach in jene Novembertagen 2002 ein „sehr, sehr gutes Gefühl“ gehabt.

Quelle seiner Zuversicht: Favorit Russland hatte seine Kandidatur zurückgezogen – und so den Weg für Deutschland geebnet. Dafür erhielten die Russen im Gegenzug die Frauen-WM 2005. Diese Kompensationsgeschäfte fielen für Strombach unter die Rubrik „Diplomatie“. Moustafa aber hatte die Europäer mittels kleiner Verbände ausgetrickst.

Der DHB zahlte mehr als nur Lehrgeld – 50 000 Euro hatten die Deutschen den Russen für den Verzicht zugesagt. „Keine Bestechung“, so Strombach treuherzig: „Nur die Erstattung der entstandenen Kosten.“ Das Problem: Der DHB hatte plötzlich weder WM noch Geld – und so streckte ausgerechnet Moustafa dem DHB das Geld vor. Die WM fand 2007 bekanntlich doch in Deutschland statt. Sie wurde zum „Wintermärchen“ – und bei der Siegerehrung Seit’ an Seit’: Strombach und Moustafa. Lebend. Glücklich.