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Fifa-Präsident Sepp Blatter hat ein Redeverbot verhängt. Vorwürfe gegen den Welt-Fußballverband gab es in den vergangenen Jahrzehnten reichlich. Passiert ist selten etwas. Ein Kommentar.
Sepp Blatter hat natürlich sofort reagiert. Korruptionsskandal? Funktionäre werden der Bestechlichkeit geziehen? Was tut man denn da als Präsident des Welt-Fußballverbandes? Tja, da reagiert man sofort und verhängt erst einmal ein Redeverbot. Das sorgt für Ruhe. Das gewinnt Zeit. Das hält die missliche Angelegenheit im eigenen Laden, in einer Umgebung also, in der nur die sanften Selbstreinigungsmittel angewendet werden.
Alle Sportverbände beschwören die Kräfte der Selbstreinigung. Der Waschsalon Fifa aber hat die Selbstreinigung perfektioniert. Vorwürfe gab es in den vergangenen Jahrzehnten reichlich. Stets wurde versprochen, alles werde akribisch aufgearbeitet und möglicherweise sogar abgeurteilt. Passiert ist selten etwas. Und das lag an der Sanftheit der angewendeten Mittel, der Selbstreinigungsmittel.
Diesmal wird die Ethikkommission der Fifa am Mittwoch tagen und untersuchen, ob sich Reynald Temarii, Fifa-Vizepräsident und Präsident des Ozeanischen Fußballverbandes, und Amos Adamu, nigerianisches Mitglied der Fifa-Exekutive, schuldig gemacht haben. Auf den ersten Blick scheint die Angelegenheit glasklar. Temarii und Adamu waren bereit, Geld zu nehmen. Und es existieren Bild- und Tondokumente, die diese Bereitschaft belegen.
Doch, kann es nicht sein, dass der glasklare Schein trügt? Ist es nicht auch möglich, dass zum Beispiel Temarii allein sprachlich entgleiste? Dass der Tahitianer zwar erklärte, er würde schon gerne kassieren, dass er aber tief im Inneren anders fühlte? Moralischer. Nicht sauber, sondern rein. So, wie er es noch schnell erläutert hat, bevor Blatter schnell reagierte: „Ich bin absolut integer, aber es war falsch, auf diese Weise zu reden.“
Für die Rest-Welt mag das Blech sein. Für die Ethiker der Fußball-Welt dagegen könnte es wie Gold glänzen.