Dortmund. .
Die Dortmunder Lach- und Spaßgesellschaft gegen die Münchner Selbsthilfegruppe, der Zweite gegen den Neunten - die Voraussetzungen für ein Spektakel könnten besser nicht sein.
„Wir müssen gewinnen, um die Bundesliga aus unserer Sicht wieder spannend zu machen“, sagte Bayern-Präsident Uli Hoeneß und unterstrich damit die Brisanz vor dem „Knaller“ des 7. Spieltages beim einstigen Erzrivalen.
Sieben Punkte beträgt der Rückstand des bayrischen Starensembles auf die Shootingstars der Borussia. Kein Wunder, dass der Top-Hit an der Isar bereits zum „Endspiel“ ausgerufen wurde. Denn nicht nur Ivica Olic weiß, was vor 80.720 Zuschauern in der ausverkauften Dortmunder Arena auf dem Spiel steht. „Wenn wir das verlieren, ist die Hölle los. Wir müssen bis an die Grenzen gehen. Es wird verdammt schwer“, sagte der Kroate der Bild-Zeitung. Entsprechend groß ist auch das Interesse der Medien: 450 Pressevertreter haben sich für den Evergreen angemeldet.
Die Münchner sind sich einig, dass die Leistungskurve fünf Tage nach dem Last-Minute-Sieg beim FC Basel in der Champions League und nach zwei Siegen, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen in der Liga endlich wieder steigen muss. „Wir müssen wieder verstärkt Leidenschaft, Laufbereitschaft und Aggressivität einbringen. Die Mannschaft ist jetzt exklusiv gefragt. Wir müssen die Kurve kriegen und anfangen zu punkten“, appellierte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge.
Bayern wird mit einer portion Wut kommen
Doch das scheint angesichts von nur sechs Toren in sechs Spielen leichter gesagt als getan. Immerhin 16 Treffer und damit die meisten aller 18 Klubs erzielten die Borussen, die auf die Parolen und Sprüche aus München gelassen reagieren. „Sie werden sicherlich mit einer gehörigen Portion Wut kommen. Das ist und bleibt zudem eine Mannschaft voller internationaler Top-Stars“, sagte BVB-Coach Jürgen Klopp.
Mit einem Schmunzeln beantwortete Klopp jene Schlagzeilen, in denen Bayern-Coach Louis van Gaal dem BVB die Favoritenrolle zugesprochen hatte. „Er hat mehr Humor als gemeinhin angenommen wird“, sagte Klopp, „und wenn man von mir erwartet, dass ich sage, die Bayern haben unsere Kragenweite, dem kann ich nicht helfen.“
Der 42-Jährige sieht die nur dreitägige Pause nach der Niederlage im Gruppenspiel der Europa League gegen den FC Sevilla (0:1) nicht als Problem. „Die Jungs können damit umgehen. Wichtig ist, dass unsere Zuschauer uns klar machen: hier muss wieder die Post abgehen.“ Und niemand in Dortmund zweifelt auch nur im Geringsten daran, dass der BVB bis zur letzten Sekunde kämpfen wird, um seine Liga-Serie von fünf Siegen in Folge fortzusetzen.
Niemand bei den Bayern will sich mit einer Niederlage beschäftigen
Zum Trauern und Ärgern blieb den Schwarz-Gelben nach dem unglücklichen Rückschlag gegen Sevilla nach zuvor sieben Pflichtspielen ohne Niederlage kaum Zeit. „Dann müssen jetzt eben die Bayern dran glauben“, tönte Kevin Großkreutz. Dessen Motivation wird gestiegen sein, seit er am Freitagmorgen von der Nominierung in die A-Nationalmannschaft für die beiden EM-Qualifikationsspiele gegen die Türkei (6. Oktober) und in Kasachstan (12.Oktober) erfahren hat. Aber auch der Rest des Dortmunder „Junioren“-Teams verrät nach dem Mammutprogramm mit bislang sechs kraftraubenden Spielen innerhalb von 20 Tagen unverminderten Hunger auf Siege.
Den fordert in München auch Bayern-Kapitän Mark van Bommel. „Der Sonntag ist sehr wichtig. Wir haben keine Ausreden. Wir müssen gewinnen“, sagte der Niederländer. In bester Erinnerung ist noch das 5:1 vor einem Jahr in Dortmund. Damals kletterten die Bayern von Platz acht auf fünf. Aber diesmal ist der Gegner aus Westfalen nicht Zwölfter, sondern steht erstmals seit acht Jahren auf dem Sprung an die Tabellenspitze - eine Niederlage des FSV Mainz 05 gegen 1899 Hoffenheim vorausgesetzt.
Niemand bei den Bayern will sich mit dem Gedanken an eine Niederlage beschäftigen. „Sonst wird es sehr schwer, die große Differenz bis Weihnachten noch aufzuholen“, sagte Hoeneß. (sid)