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Fünf Pflichtspiel-Pleiten in Folge, darunter ein beschämender Derby-Auftritt. Jeder andere Trainer müsste danach um seinen Job bangen. Nur nicht Felix Magath. Denn der Verein hat sich ihm ausgeliefert. Ein Kommentar.

Von dem riesigen Videowürfel in der Veltins Arena grüßte in der Halbzeit des Revier-Derbys ein siegessicherer Schalker Fan mit der Botschaft: „Heute hauen wir die Zecken mit 4:0 weg.“ Wohlgemerkt, zur Halbzeit, als es bereits 1:0 für Dortmund stand. Dass der – natürlich vor dem Spiel aufgezeichnete – Beitrag nicht gelöscht wurde, wäre an einem anderen Tag nicht der Rede wert gewesen. So aber verdeutlichte auch diese Panne, dass sie auf Schalke derzeit nichts im Griff haben.

Derby-Niederlagen pflegen zwar doppelt weh zu tun, aber Fans sind bekanntlich hart im Nehmen. Mit diesem 1:3 aber, das der Schalker Null-Leistung noch schmeichelt, ist die Schmerzgrenze der S04-Anhänger überschritten worden. Wie zuletzt 2007 beim 0:2 in Dortmund. Damals hatte Schalke mehr als eine Hand an der Schale. Diesmal wird der Klub, um ein Uli-Hoeneß-Bonmot zu benutzen, die Trophäe wohl allenfalls mittels eines Fernglases erspähen können.

In der vergangenen Spielzeit ist Schalkes sensationelle Vizemeisterschaft ausschließlich an Felix Magath festgemacht worden, der ein spielerisch limitiertes Team durch unbekannte Youngster erfolgreich auffrischte. Insofern ist es legitim, ihn jetzt auch verantwortlich zu machen für den kapitalen Fehlstart, mehr noch: für die deprimierende Perspektivlosigkeit des von ihm zusammengestellten Kaders.

Dass der von Anfang an skeptisch begleitete radikale Umbau der erfolgreichen Vorjahres-Mannschaft zum Abbau der größten Schalker Stärken (Abwehr, Standards) geführt hat, dämmert inzwischen wohl auch Magath. Der Coach wirkte gestern erstmals wie die personifizierte Ratlosigkeit, als er angesichts des Schalker Offenbarungseides kleinlaut feststellte: „Ich muss die Situation neu bewerten.“

Magaths Personalpolitik zu hinterfragen ist eine Sache, ihn persönlich in Frage zu stellen eine andere. Weil der Coach, Manager und Vorstandssprecher den ganzen Verein auf sich zugeschnitten hat bzw. zuschneiden durfte, gibt es keine Alternative zu ihm. Königsblau bleibt nur die Hoffnung, dass er mit dieser, auch für ihn neuen Herausforderung fertig wird und wenigstens noch Schadensbegrenzung betreiben wird.

Die Folgen eines Scheiterns von Magath stellen sich die treuen Fans besser nicht vor. Sind diese doch schon gepeinigt genug durch die Vorstellung, was Jürgen Klopp noch aus der jungen Dortmunder Mannschaft herausholen könnte. Die Perspektiven des Erzrivalen, der aus den Fehlern der Vergangenheit die richtigen Lehren gezogen hat, dürften jedenfalls manchen Schalker zusätzlich um den Schlaf bringen.