Gelsenkirchen. .

Nach der bitteren Pleite im Derby gegen den BVB und dem Absturz auf Platz 18 wirkt Felix Magath zunehmend ratlos. Seine Erklärungsversuche klingen schon jetzt nach Durchhalteparolen.

Klar: Zunächst gab es vor laufenden Fernseh-Kameras ein inzwischen schon traditionelles Magath-Schmunzeln, und es gab auch den Versuch, zumindest mit der Nasenspitze aus diesem tiefen Schlamassel herauszuragen. „Nach diesem einen Spiel dürfen wir nicht alles gänzlich in Frage stellen“, sagte der Schalker Trainer und Manager. Obwohl er zuvor schon zugegeben hatte, dass seine Mannschaft von Anfang an die ganze Unsicherheit gezeigt habe. „Wir waren nie ein richtiger Gegner, weil wir durchgehend nicht den Ball wollten.“ Oder, um den Kapitän zu zitieren, der dafür gesorgt hatte, dass es kein großes Desaster geworden war. „Es kam mir vor, als wär’s ein Freundschaftsspiel gewesen“, sagte Manuel Neuer, sagte er, wohlgemerkt, nach einem Revierderby gegen den BVB.

Es ist aber nicht nur die Verunsicherung, die sicher auch ein Fußballer haben darf, der ein außergewöhnlich ho­hes Gehalt bezieht, sondern vor allem die Qualität beziehungsweise Nicht-Qualität, die den Schalker Fans Sorgen machen muss. „Wir wolln euch kämpfen sehn“, sangen die schon nach 25 Minuten. Und als Edu dann in der 50. Minute – in dieser Phase bemühten sich die Kö­nigsblauen zumindest, nachdem sie in den ersten 35 Minuten völlig willenlos gewesen waren – eine Flanke vors Dortmunder Tor brachte, die Roman Weidenfeller vor Raúl wegfaustete, da feierten die Anhänger ihr Team. Der Fan des FC Schalke 04 kennt das Gefühl nämlich besser als viele andere und erlebt nicht zum ersten Mal die Phase, dass er schon mit sehr, sehr wenig sehr, sehr zufrieden sein muss.

Die Kette ist nicht stabil

Als jedoch so ein kleines bisschen Hoffnung aufkam, vielleicht das 1:1 zu erzielen, schlug ein Japaner nach einer Flanke Jakub Blaszczykowskis zum zweiten Mal zu: Shinji Kagawa, der überragende Mann auf dem Platz, der die Dortmunder gerade einmal 300.000 Euro Ausbildungsentschädigung gekostet hat.

0:2. Und als dann nur drei Minuten später Innenverteidiger Ni­colas Plestan zu Recht für ein dummes Foul die Gelb-Rote Karte von Schiedsrichter Manuel Gräfe erhielt, gab Felix Magath auf. Statt vielleicht trotz der Unterzahl noch etwas zu versuchen, stabilisierte er wie schon am Dienstag in Lyon nach dem Platzverweis Benedikt Höwedes’ die Abwehr: Ordnung in der Viererkette. Es ging ausschließlich darum, den Schaden erträglich zu gestalten.

Diese Viererkette ist allerdings in dieser Saison keine Kette. Zumindest keine stabile. Nur weil Borussia Mönchengladbach mit 0:7 beim VfB Stuttgart verloren hat, ist die Schalker Abwehr die zweitschlechteste der Liga. Und davor ist auch kein Mittelfeld zu erkennen, so dass es fast nicht möglich ist, die Qualitäten Klaas-Jan Huntelaars und Raúls zu beurteilen.

Wo bleibt Jurado?

Es sei dem System geschuldet, dass 13-Millionen-Euro-Mann José Manuel Jurado nicht mitwirken dürfe, hat Fe­lix Magath noch am Freitag wiederholt. Zurzeit müsse der FC Schalke 04 Fußball kämpfen und nicht spielen. Aber wenn Ivan Rakitic, Peer Kluge und Jefferson Farfán, obwohl sich dieser wenigstens bemühte, weder das eine noch das andere schaffen, muss es doch ein Plätzchen für den 24-jährigen Spanier geben. Oder?

Clemens Tönnies, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, wird sich am Sonntagabend nicht zum ersten Mal gefragt haben,warum er alle Personalentscheidungen des Managers Felix Magath vielleicht widerwillig abgesegnet hat. Und wenn auch das Spiel beim SC Freiburg am Mittwoch verloren werden sollte, muss sich Felix Magath bessere Erklärungen einfallen lassen. Oder mal die Wahrheit sagen?