Gelsenkirchen. .
Das Derby sollte die Wende für Schalke bringen, doch es wurde zum Desaster. Ein stark aufspielender BVB demütigte die königsblaue Millionentruppe im eigenen Stadion und siegte völlig verdient mit 3:1.
Felix Magath wirkte angeschlagen, fast schon ein wenig ratlos. Diesen Tiefschlag konnte selbst er nicht parieren. Nachdem Schalke im Derby von Borussia Dortmund vorgeführt wurde und mit der 1:3-Pleite sogar noch gut bedient war, rang Magath nach Erklärungen: „Das war das erste Mal, dass so etwas passiert ist“, sagte Schalkes Trainer schließlich: „Insofern haben wir jetzt eine neue Situation. Damit müssen wir uns erstmal in Ruhe beschäftigen und nach Lösungen suchen.“
Die Saison hat gerade erst begonnen, und Schalke ist schon jetzt am Tiefpunkt angekommen. Nach vier Niederlagen in vier Spielen ist der Vorjahres-Vizemeister Tabellenletzter, bilanziert den schlechtesten Bundesliga-Start seiner Geschichte und ist als einzige Mannschaft der Liga immer noch punktlos.
Das Derby, das der überragende Japaner Shinji Kagawa (20., 58.) und der eingewechselte Pole Robert Lewandowski (86.) mit ihren Toren für den BVB entschieden, war ein einziges Desaster für Königsblau, deren Ehrentreffer Klaas-Jan Huntelaar in der Nachspielzeit erzielte. Selbst Dortmunds Trainer Jürgen Klopp rätselte: „Ich weiß nicht genau, warum Schalke in dieser Verfassung ist. Es war der erste schwarz-gelbe Derby-Sieg seit dem 12. Mai 2007, und der erste BVB-Triumph auf Schalke seit Mai 2005.
Wie in einem Freundschaftsspiel
Schalke war, wie Magath konsterniert eingestand, „nie ein richtiger Gegner.“ Einzig Torwart Manuel Neuer verhinderte ein Debakel gegen den Erzrivalen, der noch dreimal die Latte traf und ein Abseitstor erzielte. Seit 20 Jahren stand Schalke im Derby nicht mehr so sehr auf verlorenem Posten. „Wir haben gespielt, als wenn es ein Freundschaftsspiel gewesen wäre“, tobte Neuer und riet seinen Kollegen, einen Blick auf die Zweikampfstatistik zu werfen. Die fiel mit 46 zu 54 Prozent pro BVB noch gnädig aus: Gefühlt hatte Schalke keine Chance.
Magath, der vor dem Spiel noch gesagt hatte, dass das Derby für seine Mannschaft genau zum richtigen Zeitpunkt kommen würde, hatte sich mit dieser Einschätzung total verkalkuliert. Denn vielmehr war es so, dass Schalke von der ersten Minute an völlig verunsichert war: „Das war nicht vorherzusehen“, verteidigte er sich danach und sprach von einem „schlimmen Tag“: „So einen Start mit vier Niederlagen habe ich auch noch nicht erlebt.“
Nur noch zum Wegschauen
Was sich auf dem Platz abspielte, war für Schalkes Fans nur noch zum Wegschauen. Magaths großer Hoffnungsträger Raul fand praktisch gar nicht statt und musste sich fragen lassen, ob er überhaupt mitgespielt hatte. Auch Spieler wie Rakitic, Kluge oder Sarpei stürzten von einer Verlegenheit in die andere. Und der Franzose Nicolas Plestan sah in der 61. Minute die Gelb-Rote Karte – es war bereits Schalkes dritter Platzverweis (!) im sechsten Pflichtspiel. Aber nicht nur die Defensive war diesmal in einem Zustand, der Schlimmstes befürchten lässt. Der Umbau der Mannschaft führt bislang ins Chaos. Magath: „Die Verunsicherung ist das Problem, das wir in den nächsten Tagen lösen müssen.“
Doch die Zeit wird knapp: Schon am Mittwoch spielt Schalke in Freiburg – wenn da nicht die Wende kommt, wird es zappenduster. Erst zehnmal in der Geschichte der Bundesliga überhaupt stand eine Mannschaft nach vier Spielen noch ohne Punkt da – niemals qualifizierte sich ein solcher Fehlstarter danach noch für den Europapokal. Schalke liegt am Boden, oder, wie Benedikt Höwedes klagt: „Wir stehen auf dem letzten Platz. Tiefer runter geht es nicht mehr“.