Essen. Fußball-Nationalspieler Marcell Jansen hat TV-Reporter öffentlich an den Pranger gestellt, und auch Leverkusens Trainer Jupp Heynckes sieht sich im Fall Ballack von den Journalisten genervt. Ein Kommentar.

Wenn Trainer und Spieler immer sagen würden, was sie von denen halten, die über sie schreiben, präziser: urteilen, hätte das Fußball-Volk zwar seinen Spaß, weil Journalisten-Schelte gerade unter Fans fast zu einer Art Volkssport geworden ist. Aber für die Kicker könnten solche offenen Worte schnell zum Bumerang werden. Im Beusstsein, dass viele professionelle Kritiker im Austeilen zwar Klitschko-Format haben, in puncto Nehmerqualitäten aber über ein Glaskinn verfügen, halten sie sich aus purem Eigennutz meist zurück, selbst wenn ihnen der Kamm schwillt.

Umso bemerkenswerter, dass Nationalspieler Marcell Jansen jetzt eine Breitseite gegen die deutsche TV-Kommentatorengilde abgeschossen hat. Dass ARD-Reporter Gerd Gottlob seine – verletzungsbedingte – Auswechslung in Belgien mit einer schwachen Leistung des Hamburgers begründet hatte, nahm Jansen zum Anlass, Reportern pauschal zu unterstellen, sie fühlten sich wohl wie Popstars und seien der Meinung, den Fußball erfunden zu haben.

Dazu passt die Nachricht, das Leverkusens Trainer Jupp Heynckes einen Reporter nach der x-ten Frage zu Michael Ballack im Zusammenhang mit der Nationalmannschaft angeranzt hatte: „Haben Sie denn kein anderes Thema?“. Unterstützung unterhielt er dabei von seinem Sportdirektor. „Langsam nervt es“, reagierte auch Rudi Völler gereizt.

Wer solche Reaktion als Überempfindlichkeit oder (im Fall Jansen) gar als Ablenkungsmanöver wertet, sollte sich nach seiner eigenen Empfindlichkeit fragen. Der Sache dienlich jedenfalls wäre es, würden die Medien solche Temperamentsausbrüche immer wieder als Anlass nehmen, ihre Rolle selbstkritisch zu überdenken, auch was ihre Wortwahl und Tonlage betrifft. In unserem Falle gilt: Versprochen.