Budapest. .

Der Essener Schwimmstar Christian Keller ist in Budapest als Co-Kommentator für das ZDF vor Ort und spricht im Interview über seine Eindrücke zur Schwimm-EM.

Bei den Schwimm-Europameisterschaften sind nicht nur fünf Teilnehmer der Startgemeinschaft am Start, der wohl bekannteste Schwimmer der Stadt, Christian Keller, berichtet für das ZDF als Co-Kommentator aus Budapest. Der viermalige Olympiateilnehmer, Europameister 1995 und 1999 sowie Kurzbahn-Weltmeister unterhielt sich in der ungarischen Hauptstadt mit Thomas Lelgemann über seine Eindrücke bei der EM.

Erinnern Sie sich noch an Ihre letzte Europameisterschaft als Schwimmer?

Keller: Ja klar, das war 2002 in Berlin, da bin ich 30 Jahre alt geworden. Da war noch mehr Stimmung als hier, weil in Deutschland nach dem Comeback von Franziska van Almsick eine richtige Schwimm-Euphorie ausgebrochen war. Aber hier in Budapest geht es auch richtig hoch her. Vor allem, wenn die Ungarn ganz vorne sind. Und das war ja schon einige Male der Fall. In Berlin bin ich Vize-Europameister mit der langen Freistil-Staffel und Fünfter über 200 Meter Lagen geworden.

Sie könnten auch heute noch mithalten.

Keller: Das kann ich nicht genau sagen. Ich trainiere noch regelmäßig und in den ersten fünf Vorläufen würde ich bei der EM nicht negativ auffallen. Aber die Schwimm-Zeit ist für mich vorbei. Ich habe am Ende des vergangenen Jahres nur mein Comeback gegeben, weil ich einmal die Erfahrung mit den neuen Rennanzügen machen und mit der SG Essen noch mal Deutscher Mannschaftsmeister werden wollte. Das ist jetzt vorbei. Ich will ja bei der nächsten WM 2011 in Schanghai nicht als Schwimmer dabei sein, sondern wieder als Kommentator des ZDF.

Wie gefällt Ihnen der Job beim Fernsehen?

Keller: Das macht mir unheimlich großen Spaß. Erstens weil ich bei den großen Wettkämpfen dabei sein kann und mein Herz immer noch für den Schwimmsport schlägt, zweitens ist es eine schöne Sache, den Zuschauern unseren Sport näherbringen zu können. Ich kann sicherlich auch als früherer Spitzenschwimmer einige Details erklären, die der Laie nicht kennt.

Als Essener schauen Sie aber bestimmt besonders auf die fünf Schwimmer der Startgemeinschaft.

Keller: Na klar. Und ich bin unheimlich stolz, dass Essen die Hälfte der deutschen Gold-Staffel über 4 mal 100 Meter Freistil gestellt hat. Lisa Vitting ist ein beherztes Rennen geschwommen und Daniela Samulski hat viel zum Titelgewinn beigetragen. Man darf nicht vergessen, dass sie durch einen Fußbruch einige Wochen nicht trainieren konnte.

Aber am Donnerstag gab es eine kleine Enttäuschung, als Daniela Samulski über 100 Meter Rücken nur Fünfte wurde.

Keller: Ich habe auch gedacht, dass sie eine Medaille gewinnen wird. Doch ihr hat die Lockerheit gefehlt. Sie hat sich wohl selbst zu sehr unter Druck gesetzt. Ich bin aber ganz sicher, dass sie auf ihrer Spezialstrecke am Samstag über 50 Meter Rücken auf dem Podium stehen wird. Am liebsten ganz oben.

Welchen Eindruck haben Sie von Hendrik Feldwehr, der auch am Samstag über 50 Meter Brust im Finale steht?

Keller: Hendrik wollte über 100 Meter Brust unter 1:01 Minuten schwimmen. Das ist ihm leider nicht gelungen. Seine Spezialität sind die 50 Meter. Auf dieser Strecke traue ich ihm eine Medaille zu.

Mit Sina Sutter hat sich auch ein echtes Essener Eigengewächs erstmals für die EM qualifiziert, und auch Caroline Ruhnau ist erstmals bei einer EM dabei.

Keller: Für Sina hat es mich besonders gefreut. Sina ist bei ihrem Debüt 14. über 100 Meter Schmetterling geworden, hat aber leider nicht ihre Zeit von den Deutschen Meisterschaften erreicht. Caro hätte ich nach Platz sechs über 100 Meter Brust auch gern über 200 Meter Brust gesehen. Als Kurzbahn-Europameisterin hätte sie vom Verband auch ohne Norm eine Wild Card erhalten sollen. Jetzt hoffe ich, dass sie am Wochenende noch ein gutes Ergebnis über 50 Meter abliefert.