Bochum. .

In den größten Wett- und Manipulationsskandal der europäischen Fußball-Geschichte kommt jetzt Bewegung. Die Bochumer Staatsanwaltschaft plant noch für August die ersten Anklagen.

„Ich hoffe, dass die Kollegen im laufenden Monat damit aufwarten können“, sagte Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek dem Sport-Informations-Dienst (SID) am Dienstag.

Namen von betroffenen Spielern oder Klubs sollen nach Angaben der zuständigen Behörde in Bochum bis zum Beginn eines möglichen Hauptverfahrens geheim bleiben. Nach Erhebung der Anklage entscheidet das Gericht, ob ein Verfahren eröffnet wird. Bislang hat die Staatsanwaltschaft nur einen Fall im Zuge eines schriftlichen Verfahrens beenden können. Dabei wurde einem Spieler ein Strafbefehl zugestellt, den der Spieler akzeptierte.

Wie das ARD-Magazin Fakt am Montag berichtete, ist auch die Oberligabegegnung zwischen der TSG Neustrelitz und Dynamo Berlin in den Fokus der Ermittler gerückt. Drei Spieler aus Neustrelitz sollen von dem Hauptverdächtigen Ante S. jeweils 1000 Euro erhalten haben. Die Spieler bestreiten dies. Zudem sollen die Ermittler ein weiteres Wettkonto von Ante S. entdeckt haben.

Ermittlungen in Niedersachsen aufgenommen

Der zuständige Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) hat bereits reagiert. „Der Fall ist uns schon seit längerer Zeit bekannt. Unser Sportgericht hat Ermittlungen aufgenommen“, sagte NOFV-Geschäftsführer Holger Fuchs. Für die Oberliga ist nicht mehr der DFB, sondern der jeweilige Landesverband zuständig.

Den betroffenen Spielern droht eine Strafe, die Wertung des Spiels kann jedoch nicht mehr annulliert werden. „Da sehen unsere Richtlinien eine 28-Tage-Frist für einen Einspruch vor, die längst abgelaufen ist“, sagte Fuchs.

Erst Mitte Juli war bekannt geworden, dass das Ausmaß des Skandals größer als befürchtet ist. Laut einer Zwischenbilanz der Staatsanwaltschaft Bochum, die den Skandal Ende November 2009 öffentlich gemacht hatte, werden insgesamt 250 Personen verdächtigt.

Die Gesamtzahl der unter Manipulationsverdacht stehenden Spiele erhöhte sich auf 270. In Deutschland sollen anstatt der zunächst vermuteten 32 Begegnungen 53 Partien von der 2. Bundesliga bis in den Juniorenbereich manipuliert worden sein. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft belaufen sich die bislang ermittelten Wetteinsätze auf rund zwölf Millionen Euro. (sid)