Bochum. .

Im Fußball-Wettskandal rechnet die Staatsanwaltschaft Bochum bald mit ersten Anklagen. Derzeit ermittelt die Justiz gegen mehr als 250 Verdächtige. Sie sollen rund 270 Spiele im In- und Ausland manipuliert haben.

Im Fußball-Wettskandal wird es in Kürze erste Anklagen geben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwochmorgen in einer Pressemitteilung mit. „Die äußerst komplexen und komplizierten Ermittlungen werden noch längere Zeit andauern. Dennoch ist mit ersten Anklage- oder Teilanklageerhebungen in Kürze zu rechnen“, heißt es dort im Wortlaut.

Sowohl die Auswertung der sichergestellten schriftlichen und elektronischen Unterlagen als auch die Aussagen von Tatverdächtigen und Zeugen würden belegen, dass die Verdächtigen eine Vielzahl von Spiele manipuliert hätten, um betrügerisch Wettgewinne zu erzielen. Derzeit richtet sich das Ermittlungsverfahren gegen mehr als 250 verdächtige Personen und betrifft rund 270 verdächtige Spiele im In- und Ausland.

In Deutschland wurden wohl 53 Spiele manipuliert

Diese Spiele verteilen sich auf die einzelnen Länder wie folgt: (in Klammern die Zahlen aus 2009): Deutschland 53 (32)
, Belgien 19 (17), Schweiz 35 (28), Kroatien 15 (14). Slowenien 7 (7), Türkei 74 (29), Ungarn 14 (13), Bosnien 8 (8), Österreich 12 (11), International 33 (15).

Die bislang ermittelten Wetteinsätze auf manipulationsverdächtige Spiele belaufen sich nach Auskunft der Ermittlungsbehörden auf rund 12 Millionen Euro, die Bestechungsgelder für Schiedsrichter, Spieler und sonstige auf etwa 1,5 Millionen Euro und die festgestellten Gewinne aus den Wettmanipulationen auf zirka 7,5 Millionen Euro.

Über 100 Verdächtige in Untersuchungshaft

Um die Tatzusammenhänge zu verschleiern, haben die Beschuldigten wohl etliche Personen als Wettsetzer bei den Buchmachern europaweit marionettenartig eingesetzt. Deshalb geht die Justiz schon jetzt davon aus, dass sich diese Zahlen noch erhöhen werden. So konnten die Fahnder der Tätergruppe allein bei einem asiatischen Wettanbieter in Großbritannien ca. 6000 Einzelwetten über 32,5 Millionen Euro zugeordnen, wovon 118 Fälle auf Einzelwetten im Rahmen von „MSN - Betting“ (Wetten per Telefon) entfielen. Bei einem Wetteinsatz von ca. 5,54 Millionen Euro lag der ausgezahlte Gewinn bei etwa 6,5 Millionen Euro. Während sich aus den 51 Fällen von MSN-Betting-Wetten ohne Manipulationsverdacht ein Verlust von 147.000 Euro errechnen liess, lag der Gewinn bei den 67 tatverdächtigen Spielen bei rund 1,1 Millionen Euro.

Nachdem das Oberlandesgericht Hamm in der vergangenen Woche weitere Untersuchungshaft angeordnet hat, sind derzeit noch acht Tatverdächtige in Deutschland inhaftiert.In der Schweiz wurden drei, in der Türkei 70 und in Kroatien 22 Verdächtige inhaftiert. Medienberichte über Verhaftungen in China hätten hingegen keinen erkennbaren Bezug zu den hiesigen Ermittlungen gezeigt, so die Ermittler weiter.