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Sage noch einer, deutschen Kripobeamten oder Staatsanwälten fehle der Sinn für Humor. Seit Monaten ermitteln die Bochumer Staatsanwaltschaft und das für Organisierte Kriminalität zuständige Kommissariat 21 im Fußball-Wettskandal. Die Sonderkommission hat sich den Namen „Flankengott“ gegeben. Und sie hat sich auf die Spur eines alten Bekannten gesetzt: Ante Sapina, einer der Drahtzieher im Fall Hoyzer, ist nach Erkenntnissen der Ermittler auch in den neuen Wettskandal verstrickt.
Die Flankengötter sind da allerdings einer Sache auf der Spur, mit der es sich hierzulande merkwürdig verhält.
Wer an Manipulation im deutschen Fußball denkt, denkt zuerst an den Bundesliga-Skandal der siebziger Jahre. Die Summen, die damals gezahlt wurden, muten heute vergleichsweise lächerlich an. Auch die Methoden waren alles andere als raffiniert, gerne steckten Vereinsvertreter ihren Mittelsmännern die Bestechungsgelder auf der Tribüne zu: 20 000 Mark in einer Zeitung eingewickelt, wie im Gangsterfilm. Seine Wucht bezog der Skandal daraus, dass es um die Bundesliga ging, dass Schalke 04 oder Rot-Weiß Oberhausen verstrickt waren, dass Nationalspieler Geld angenommen hatten und der Abstieg aus der Bundesliga verschoben worden war.
Und wer nicht an die Siebziger denkt, landet beim Fall Robert Hoyzer aus dem Jahr 2005, als Berliner Zocker um Ante Sapina den jungen Schiedsrichter für ihre Zwecke einspannten.
Der aktuelle Skandal wird dagegen in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Vielleicht, weil er nur kleckerweise ans Licht kommt. Bestimmt, weil er die Bundesliga bisher nicht erfasst. Dabei übertreffen die Dimensionen der Manipulationen, denen die Soko „Flankengott“ auf der Spur ist, alles bisher da gewesene. Über 250 Tatverdächtige sind europaweit ins Visier der Ermittler geraten, acht sitzen in Deutschland in Untersuchungshaft. 270 Spiele in 15 Ländern, darunter 53 in Deutschland, stehen unter Manipulationsverdacht.
Hinter einer solchen Größenordnung steckt offenbar System. Rund zwölf Millionen Euro sind auf die verdächtigen Spiele gesetzt worden, der Wettgewinn liegt bei siebeneinhalb Millionen. Und die Zahlen dürften im Zuge der Ermittlungen nach oben korrigiert werden. So verfolgen die Flankengötter allein 118 Spuren zu telefonisch abgeschlossenen Wetten bei einem einzigen asiatischen Anbieter. Bei Spielen, bei denen sich der Verdacht auf eine Manipulation zerschlagen hat, sollen die Zocker 147 000 Euro verloren haben, bei den verdächtigen Spielen haben sie 1,1 Millionen Euro kassiert.
Und irgendwann tauchte auch der Name Ante Sapina wieder auf. Wie einfach die Einflussnahme auf Unparteiische auch fünf Jahre nach dem Fall Hoyzer immer noch zu sein scheint, zeigt ein Ermittlungsbericht der Bochumer Fahnder, in dem es um das kroatische Pokalfinale zwischen Hajduk Split und Dynamo Zagreb vom Mai 2009 geht. Gewettet wurde auf Zagreb, das Team gewann wie gewünscht 3:0. Zur Pause waren bereits zwei Spieler aus Split vom Platz geflogen.
Nach Ansicht der Ermittler hatte Zagrebs sportliche Leitung Einfluss auf die Ansetzung des Schiedsrichters. Der soll dann von einem Zagreber Funktionär und einem Cousin von Sapina dafür bezahlt worden sein, für den gewünschten Ausgang zu sorgen. Im Vorfeld gab es, so die Erkenntnisse in Bochum, ein Treffen zwischen dem Schiedsrichter, drei Mitgliedern der kroatischen Schiedsrichter-Organisation und einem Cousin von Ante S. Am Ende des Abends waren fünf Flaschen Wein geleert und die nötigen Dinge offenbar geklärt worden. Sapina, so die zur WAZ gehörende kroatische Tageszeitung „Jutarnji List“, habe danach am Telefon frohlockt: „Wenn Hajduk 20 Tore macht, machen die anderen 22 – das ist sicher.“
Am Ende platzierte Ante Sapina auf die Partie eine Wette in noch unbekannter Höhe, sein Cousin und ein weiterer Mittelsmann setzten laut Ermittlungsergebnis je 5000 Euro auf Kombinationswetten, die auch Partien der Schweizer Bundesliga und das Spiel eines Viertligisten aus Hessen umfassten. Die Wetten gingen auf, beide Männer strichen je 35 000 Euro ein.
Einsatz versiebenfacht.