Hagen. .

Der DFB-Präsident liebt die großen Inszenierungen. Und so bequatschte Theo Zwanziger am Samstag bei der Ehrung des WM-Dritten Deutschland den Präsidenten des Weltverbandes. Joseph S. Blatter nickte kurz und überließ Zwanziger dann die Bronze-Medaille, die für Bundestrainer Joachim Löw bestimmt war.

Das kleine Stückchen Edelmetall am blauen Bande war ein Symbol, ein Dankeschön, das der deutlich kleinere Zwanziger seinem Spitzen-Angestellten um den Hals hängte.

Unbeirrt hatte Löw alle kritischen Fragen nach der Unerfahrenheit der Mannschaft sowie den Problemfällen Podolski und Klose an sich abprallen lassen. Er prophezeite herausragende Leistungen der Kritisierten - und behielt Recht. Deutschland brillierte, Deutschland verzauberte, Deutschland schoss 16 (!) WM-Tore: unglaublich.

Jetzt hat der Deutsche Fußball-Bund seine schöne Bescherung. Unabhängig davon, wer die Nationalmannschaft in die EM-Qualifikation für 2012 führt oder zur WM 2014: Mit Deutschland wird gerechnet. Noch mehr denn je. Denn der effiziente Titeljäger hat das Zaubern entdeckt. „Wir sind spielerisch noch ­besser als 2006“, sagt Bastian Schweinsteiger - und da hatte Deutschland schon sein Sommermärchen der spielerischen Leichtigkeit.

Dass die Weltpresse sagt, Deutschland sei 2014 in Brasilien der größte Konkurrent des Gastgebers, wenn es um den Gewinn des Weltpokals geht, das ist ein Fundament. Mehr nicht. Denn Form oder Formation lassen sich nicht konservieren. Andersherum ist das Luxusproblem, dass viele ­weitere Talente auf den Sprung in das Nationalteam warten. Es gibt nur eine ­Problemzone - ein Blick nach vorn:

Torhüter

Lauert auf seine Chance: Rene Adler. Foto: Michaela Rehle/reuters
Lauert auf seine Chance: Rene Adler. Foto: Michaela Rehle/reuters © REUTERS

Die vereinigte Klasse der Ballfänger jammerte in Südafrika über den Flatterball, Manuel Neuer bändigte ihn. Seelenruhig. Er muss nur noch seine Ausflüge besser strukturieren. Aber der Kleiderschrank aus Gelsenkirchen erarbeitete sich Respekt - auch beim für die WM ausgefallenen Top-Konkurrenten René Adler. Der will sich zunächst hinter Neuer einordnen. Das zeigt: Deutschland hat im Tor nicht nur kein Konfliktpotenzial, sondern eine Klasse, die einen spöttischen Blick auf andere (Gruß nach England) ermöglicht. Perfekt!


In den Startlöchern: Mats Hummels.  Foto Bodo Goeke
In den Startlöchern: Mats Hummels. Foto Bodo Goeke

Abwehrreihe

Philipp Lahm wirkt wie ein alter Hase, Per Mertesacker nicht minder. Der Bremer Mertes­acker ist aber erst 25 Jahre jung, Lahm 26 Jahre. Selbst wenn Arne Friedrichs (31) Zeit langsam ablaufen sollte, stehen junge (Mats Hummels) und erfahrene Verteidiger (was für ein Begriff bei einem gerade erst knapp 27-jährigen Heiko Westermann) bereit. Außen war Jérome Boateng schon jetzt nicht schlecht - und wird in England weiter wachsen. Goldene Zeiten!



Mittelfeld

Leistungsträger, auch für die Zukunft: Sami Khedira.
Leistungsträger, auch für die Zukunft: Sami Khedira. © AFP

Luxus pur: Ob Michael Ballack (wird im September 34!) wieder stark genug wird, an diesem Tropf hängt die DFB-Elf nicht mal. Denn an Klasse mangelt es nicht. Nichts mehr mit Zerstörern alter deutscher Prägung: Wer sich der Stärken des Gegners annimmt, kann selbst hervorragend kicken (Khedira, Schweinsteiger) und Angriffe einleiten! Die Offensiv-Abteilung (Özil, Kroos, Marin, Podolski, Müller) sorgt zudem nur für eine stressige Frage: Wen lässt man da draußen? Goldene Zeiten!

Wenn er fit ist, eine Alternative für den Angriff: Patrick Helmes.   Foto: Christof Koepsel
Wenn er fit ist, eine Alternative für den Angriff: Patrick Helmes. Foto: Christof Koepsel

Angriff

Der Problemsektor: Miros­lav Klose (schon 32!) kehrt zu alten Bayern-Problemen zurück, Mario Gomez stolpert durch die Gegend. Stefan Kießling muss ein Super-Jahr erst bestätigen. Cacau könnte der EM-Stürmer werden. Und was ist mit Patrick Helmes? Jung, dynamisch, nicht mehr verletzt. Sollten wir doch Probleme erleben: Die U 21 wurde ohne echten Stürmer Europameister. Gute Aussichten!