Port Elizabeth. .

Dritter! Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft drehte im „kleinen Finale“ gegen Uruguay einen 1:2-Rückstand und gewann noch mit 3:2. Müller, Jansen und Khedira trafen.

Kein vierter Stern, aber immerhin der dritte Platz: Mit einem Sieg im kleinen Finale ist der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika ein Happy End gelungen. Die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gewann im Dauerregen von Port Elizabeth mit 3:2 (1:1) gegen Uruguay und wurde bei ihrer 17. Teilnahme an einem WM-Turnier zum 11. Mal Weltmeister, Zweiter oder Dritter. Mit ihren glanzvollen Auftritten bis zum Halbfinale machen die „jungen Wilden“ außerdem Hoffnungen auf eine erfolgreiche WM 2014 in Brasilien.

„Wir hätten uns alle mehr erhofft, aber wir haben eine junge Mannschaft, wir haben ein Ausrufezeichen gesetzt, und wir können in den nächsten Jahren noch Einiges erwarten“, sagte Sami Khedira, der per Kopf mit seinem ersten Länderpieltor den verdienten Siegtreffer erzielte (82.). Zuvor sahen 36.254 Zuschauer ein sehr unterhaltsames Spiel, in dem beide Mannschaften beinahe vollständig alle taktischen Fesseln abgelegt hatten.

Thomas Müller brachte die ersatzgeschwächte deutsche Auswahl zunächst in Führung (18.), Edinson Cavani (28.) und Diego Forlan (51.) trafen danach für Uruguay, Marcell Jansen erzielte das 2:2 (56.). Kurz vor dem Abpfiff flog ein Freistoß von Forlan noch an die Latte (93.). „Zum Glück haben wir gewonnen, obwohl die Enttäuschung noch da war wegen des Halbfinales. Aber man sollte in die Zukunft schauen, wir können noch viel zu erreichen“, sagte des diesmal als Kapitän angetretene Bastian Schweinsteiger

Deutschland gewann nach dem 0:1 im Halbfinale gegen Spanien in seinem fünften Spiel um Platz drei zum vierten Mal nach 1934, 1970 (gegen Uruguay) und 2006. Nur bei der WM 1958 in Schweden gab es eine Niederlage gegen Frankreich (3:6). Der neue Bundespräsident Christian Wulff nahm danach an der Ehrung für die DFB-Auswahl teil.

Sami Khedira freut sich mit Bastian Schweinsteiger.
Sami Khedira freut sich mit Bastian Schweinsteiger. © AFP

Während Uruguays Trainer Oscar Tabarez seine Bestbesetzung aufbot, rotierte Bundestrainer Joachim Löw zum Teil zwangsläufig auf fünf Positionen. Lukas Podolski und Philipp Lahm mussten wegen eines grippalen Infekts passen, auch Torwart Tim Wiese (Schleimbeutel) war nicht einsatzfähig. Miroslav Klose saß wegen Ischiasbeschwerden auf der Bank, blieb damit bei vier Turnier- und 14 WM-Treffern stehen und verpasste den WM-Rekord des Brasilianers Ronaldo (15).

Löw beorderte außerdem anstelle von Piotr Trochowski den im Halbfinale gegen Spanien (0:1) gelbgesperrten Müller zurück in die Mannschaft, die Verletzten wurden vertreten von Dennis Aogo, Cacau und Jansen. Im Tor stand Jörg Butt. Der 36-jährige kam bei seiner zweiten WM-Teilnahme nach 2002 zu seinem ersten WM-Spiel und seinem erst vierten Länderspiel.

Butt durfte als gutes Omen gelten. Seine Länderspiel-Bilanz beim Anpfiff: drei Spiele, drei Siege. Butt hielt vor allem in der zweiten Halbzeit stark, und seine Vorderleute waren von Beginn an gewillt, seine Serie auszubauen. Nach einer knappen Viertelstunde konnte Uruguays Torhüter Fernando Muslera einen Flatter-Weitschuss von Schweinsteiger aus 35 Metern nicht festhalten und Müller, im Halbfinale schmerzlich vermisst, staubte ab: WM-Treffer Nummer fünf. Zuvor hätte Arne Friedrich beinahe sein erst zweites Länderspieltor erzielt - sein Kopfball aber nur an der Latte (10.).

Müllers fünftes Turniertor

Die Spiel hatte hohen Unterhaltungswert. Beide Mannschaften spielten munter drauflos. Die DFB-Auswahl wirkte trotz der vielen Umstellungen gut abgestimmt, nur die linke Seite mit Jansen und Aogo zeigte in der Defensive Schwächen. Schweinsteiger durfte die Rolle als „Sechser“ offensiver gestalten als in den Spielen zuvor, Müller sprühte auf der Jagd nach der Torjägerkrone der WM vor Spielfreude. Mit Treffer Nummer fünf zog er mit Wesley Sneijder (Niederlande) und David Villa (Spanien) gleich, später kam auch Forlan hinzu.

Schweinsteiger war es allerdings auch, der den Ausgleich der Südamerikaner ermöglichte. Der Münchner ließ sich in der 28. Minute von Diego Perez im Mittelfeld den Ball abnehmen, über „Handballer“ Luis Suarez landete der Ball bei Edinson Cavani und der ließ Butt mit seinem Schuss keine Chance. Auch auf Uruguays Stürmerstar Forlan war Verlass. Auf Flanke von Egidio Arevalo traf er per Volleyabnahme erfolgreich. Auch für Forlan war es das fünfte Turniertor.

Nur fünf Minuten nach dem Rückstand glich Deutschland durch Jansen aus. Nach einem turbulenten Hin und Her, bei dem sich Butt mehrfach auszeichnen konnte, machte es Khedira denn mit Köpfchen. (sid)