Mainz. Nein, den Sprung auf Platz eins der Hitliste der kuriosesten Trainer-Rauswürfe hat Mainz nicht geschafft. Dafür hatte Fortuna Kölns Boss Jean Löring 1999 die Messlatte zu hoch gehängt, als er seinen Coach Schumacher in der Halbzeitpause des Spiels gegen Mannheim beim Stand von 0:2 feuerte.

Platz zwei ist jedoch auch nicht schlecht.

Unmittelbar vor dem Saisonstart

Immerhin sorgten die Mainzer für ein Novum in der Bundesliga, indem sie ihren Aufstiegs-Coach Jörn Andersen unmittelbar vor dem Saisonstart feuerten.

Die erste, reflexartige Reaktion darauf lautet: Ja, sind denn jetzt alle komplett närrisch geworden?

Mag sein. Vielleicht aber auch nicht. Denn dass sie in Fußball-Deutschland als durchgeknallt dastehen würden, war den Verantwortlichen in der Karnevelshochburg gewiss bewusst. Sich dennoch ganz nüchtern zu diesem Schritt entschlossen zu haben, der sie in Erklärungsnot brachte, lässt darauf schließen: Es muss gute Gründe dafür gegeben haben. Diese schonungslos offengelegt zu haben, kann man ehrlich und mutig nennen. Aber auch brutal und taktlos gegenüber Andersen.

Wer will schon – zumal aus der Distanz – beurteilen, wer an einer gescheiterten Beziehung die Schuld trägt? Über Andersen waren schon zu seiner Oberhausener Zeit trotz anfänglicher Erfolge skeptische Stimmen zu hören. Nicht auszuschließen aber auch, dass er in Mainz vor allem am Schatten seines Vorgängers gescheitert ist. Manager Christian Heidel nährte gestern jedenfalls den Verdacht, dass sich sein Klub nach einer Klopp-Kopie sehnt und Andersens Verpflichtung von Anfang an ein Missverständnis war.