München. Es gibt 0:0-Spiele, nach denen dir tags darauf keine erwähnenswerte Szene mehr in Erinnerung geblieben ist. Und es gibt Bayern München gegen Juventus Turin.

Der deutsche gegen den italienischen Rekordmeister, das war trotz fehlender Tore kein langweiliges Vorrundengeplänkel, das war in den Punkten Tempo, Torchancen und Taktik eine ganz andere Liga als noch am Dienstag das ermüdende 1:1 des VfB Stuttgart bei Unirea Urziceni.

Bayern musste ständig auf der Hut sein

Noch sind die Bayern in der Champions League ohne Niederlage, das Unentschieden wirft sie nicht um. Sie brauchen sich vor allem nicht vorzuwerfen, nicht alles versucht zu haben. Sie setzten die Turiner besonders in der ersten Hälfte energisch unter Druck - und mussten sich doch ständig vorsehen. Juve schien jederzeit in der Lage zu sein, den entscheidenden Stich setzen zu können.

Schon nach vier Minuten hätten die Münchener führen können. Arjen Robben spielte den jungen Thomas Müller frei, doch dessen Schuss zischte knapp am zweiten Pfosten vorbei, weil der Winkel zu spitz war. Und nach 19 Minuten bat Franck Ribery die Italiener zum Tanz: Der Franzose vernaschte als Linksaußen im Strafraum zwei Abwehrspieler und lupfte dann den Ball lässig über Weltmeister-Torwart Gianluigi Buffon - allerdings auch über die Querstange hinter ihm.

Ribery dribbelte wieder in irrer Geschwindigkeit

Dennoch: Ribery war am Mittwochabend eine Show für sich. Dieserunerschöpfliche Trickreichtum, diese verrückten Dribblings, diese irre Geschwindigkeit - in dieser Form wäre der kleine Franzose auch in jedem Zirkus eine Attraktion. Der würde auch vier Löwen im Käfig umspielen und dann mit dem Ball am Fuß durch einen brennenden Reifen springen.

Auf der rechten Seite tat sich Arjen Robben schwerer. DerNiederländer hatte einige unglückliche Aktionen, spielte zu viele Fehlpässe. Es war nicht sein Abend: Eine Minute vor der Halbzeit humpelte er verletzt vom Feld, Ivica Olic ersetzte ihn.

Diego nicht in alter Bremen-Form

Juventus bestach durch Kombinationssicherheit, obwohl der Brasilianer Diego in der Schaltzentrale noch nicht wie zu seinen Bremer Zeiten entscheidende Akzente setzte. Das mag daran gelegen haben, dass Diego zwei Wochen lang wegen muskulärer Probleme pausiert und schon am vergangenen Wochenende beim 1:1 gegen Bologna nur ein mäßiges Comeback gefeiert hatte. Ein anderer Grund für Diegos durchschnittlichen Auftritt, der nach einer Stunde durch den Wechsel mit dem Ex-Schalker Christian Poulsen beendet wurde, war allerdings die gute Defensivarbeit im Mittelfeld der Bayern.

Erstaunlich stark vor der Abwehr: Andreas Ottl, dem Louis van Gaalden Vorzug vor Anatoly Timoschtschuk gegeben hatte. Bei diesem Trainer darf sich eben kein Star sicher sein. Mittwoch saßen Profis im Ablösewert von insgesamt rund 65 Millionen Euro auf der Bayern-Bank.

Gomez nur auf der Ersatzbank

Dort hockte auch Mario Gomez, der sich in der 60. Minute gefragthaben wird, ob er die Großchance, die Miroslav Klose nach perfekter Vorarbeit von Franck Ribery versemmelte, wohl mit einem Tor veredelt hätte.

Immer wieder wirkte die Juve-Abwehr anfällig - das Fehlen desverletzten Routiniers Fabio Cannavaro, des stärksten Spielers des Weltmeisterteams von 2006, machte sich deutlich bemerkbar. Und dennoch kamen die Bayern nicht ans Ziel: Weil ihnen Kälte und Sicherheit im Abschluss fehlten.

In der letzten Viertelstunde durfte dann doch noch Gomez statt Kloseran. Der Wechsel blieb ohne Wirkung.