Manchester. Alle Achtung, VfL Wolfsburg! In der "Höhle des Löwen" Manchester United verkaufte sich der Deutsche Meister lange Zeit teuer. Und trotz des am Ende verdienten 2:1-Siegs der Hausherren in Old Trafford dürfte sich die Mannschaft von Trainer Armin Veh eine Menge Respekt verschafft haben.
Eine Zeitlang durften die Niedersachsen nach Edin Dzekos 1:0 (56.) sogar von einem kleinen Fußball-Wunder träumen, doch am Ende drückten Ryan Giggs (59.) und Michael Carrick (78.) mit ihren Toren die Kräfteverhältnisse richtig aus.
Owen erhielt überraschend den Vorzug vor Berbatov
Nahm United-Manager Alex Ferguson die Deutschen etwa doch nicht ganzso ernst, wie er es tags zuvor noch behauptet hatte ("Die vermutlich größte Gefahr für unseren Gruppensieg")? Mit Regisseur Paul Scholes ließ er ausgerechnet den Mann draußen, der am Wochenende beim 2:0-Sieg bei Stoke City die besten Kritiken erhalten hatte. Überraschend zudem, dass anstelle des Ex-Leverkuseners Dimitar Berbatov mal wieder Michael Owen eine Chance im Sturm erhielt.
Wolfsburgs Armin Veh hatte ebenfalls umgestellt. Aus der zuletztanfälligen Abwehr musste Andrea Barzagli weichen. Für ihn rückte Ricardo Costa in die Anfangs-Formation.
Wolfsburg trat die Flucht nach vorn an
Spätestens nach einer Viertelstunde rieben sich die 74.000 Zuschauer - rund 1000 Plätze waren frei geblieben - verwundert die Augen. Nach dem alten Motto, wonach Angriff die beste Verteidigung ist, trat Wolfsburg die Flucht nach vorne an und stürzte ManU in die eine oder andere Verlegenheit. Selbst die kleine Kolonie der VfL-Fans ging keineswegs unter, sondern hielt im Wettbewerb um die lauteste Anfeuerung durchaus mit.
Als Misimovic nach einem Grafite-Rückpass (5. Minute) knappscheiterte, Grafite eine scharfe Flanke von Schäfer (7.) nur um Zentimeter verfehlte und Dzeko einen 20-Meter-Schuss am Tor vorebeijagte, erreichte die Kaufrequenz von Kaugummi-Liebhaber Alex Ferguson Spitzenwerte.
Mit der Einwechslung von Berbatov wendete sich das Blatt
Nach 20 Minuten hatte dieser genug - und zum Opfer seines Ärgerswurde Michael Owen. Dessen Comeback-Versuch war früh beendet. Für ihn kam Berbatov, und von dieser Sekunde war’s ein komplett anderes Spiel. Leichtfüßig, elegant und ideenreich legte der Bulgare seinen Kollegen eine Traumvorlage nach der anderen vor die Füße. Wolfsburg konnte froh sein, dass Wayne Rooney (24.), Antonio Valencia (25.) und Michael Carrick (30.) die Möglichkeiten nicht nutzten - sonst hätte es zur Pause nicht mehr 0:0 gestanden.
Zu Beginn der zweiten Spielhälfte versuchte der Deutsche Meister noch einmal, das Spiel unter Kontrolle zu bekommen. Eine Bogenlampe von Gentner (52.) wurde aber von Torhüter Tomascz Kuszczak ohne Mühe abgefangen. Da musste auf der Gegenseite Diego Benaglio bei einem Knaller von Anderson (54.) schon eine erheblich bessere Reaktion zeigen.
Traum vom Fußballwunder überdauert keine fünf Minuten
Und dann flog plötzlich eine Flanke von Hasebe hoch in den Strafraum der Gastgeber, dort stieg Dzeko höher als alle anderen und nickte den Ball ein (56.). 1:0 für Wolfsburg!
Der Traum vom Fußball-Wunder im gefürchteten Stadion Old Trafford dauerte aber keine fünf Minuten. Manchesters "Veteran" Ryan Giggs war es, der in der 59. Minute den Ausgleich erzielte. Und mit dem 2:1 sorgte Michael Carrick in der 78. Spielminute am Ende doch noch für Uniteds "standesgemäßen" Heimsieg. Vor allem Wayne Rooney schien das nicht zu reichen, doch auch seine Bemühungen in der Schlussphase änderten am knappen Ergebnis nichts mehr.