Essen. Augsburgs Torwart analysiert im ZDF die Spiele Polens - und bringt wie die anderen länderspezifischen Experten frischen Wind. Eine TV-Kritik.
Weitere flotte Sprüche hätte es gar nicht mehr gebraucht. Denn Per Mertesackers und Christoph Kramers neue Interpretation von Netzerdellingerei liefert im ZDF vor und nach den WM-Spielen genügend Unterhaltungswert.
Ergänzt aber wird die Runde, zu der entweder Jochen Breyer oder Katrin Müller-Hohenstein als Moderator und Moderatorin zählen, mit einem weiteren Experten, der Bezug hat zu einem der beiden Nationen, die am jeweiligen Tag auf dem Platz stehen. Für Spiele der polnischen Mannschaft hat das ZDF Rafal Gikiewicz gewonnen, den Bundesliga-Torwart des FC Augsburg. Der 35-Jähringe bringt als aktiver Profi nicht nur viel Expertise mit, sondern steht auch dem Duo Mertesacker/Kramer in nichts nach.
"Kicker-Note 4" - Gikiewicz mit Spruch gegen Breyer
Manchmal teilt er aus. Als sich Moderator Breyer bemüht, den Namen des polnischen Torhüters Wojciech Szeczesny korrekt auszusprechen, dabei allerdings seine Schwierigkeiten hat, kontert Gikiewicz: „Kicker-Note 4.“ Die Spieler-Bewertung des Fachmagazins ist offensichtlich auch in den Kabinen der Bundesligisten ein Thema.
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Manchmal steckt er ein. Gegen die offensivstarken Franzosen wünscht sich Gikiewicz ein äußerst defensives 6-3-2-System. „Der Ansatz ist gar nicht so schlecht, denn dann spielen sie mit einem Mann mehr“, spottet Kramer. Und Breyer ergänzt: „Im Rechnen Kicker-Note 4.“
Die WM-Berichterstattung im ZDF lebt von diesen Frotzeleien, aber auch von den wechselnden, länderspezifischen Experten. Hans Sarpei saß schon im Studio, um über Ghana zu sprechen. Die Spiele Belgiens analysierte der frühere Nationaltrainer und Ex-Schalke-Profi Marc Wilmots. Dede, Dortmunds ehemaliger brasilianischer Linksverteidiger, kommentierte die Leistung der Selecao.
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Für die Übertragungen sind die Gäste ein Gewinn, bringen sie doch Abwechslung und frischen Wind in die Sendung. Außerdem liefern sie spannende Einblicke in die Stimmungslage der Fußball-Öffentlichkeit in ihren Ländern.
Der ZDF-Ansatz steht damit in Kontrast zu jenem der ARD. Hier bilden bei den Abendspielen Thomas Hitzlsperger, Almuth Schult und Sami Khedira ein eingespieltes Trio, das sich auch mal gegenseitig widerspricht. Externe Einschätzungen gibt es hier zwar nicht, interessante Analysen bietet aber auch die ARD.