Essen. Christoph Kramer war 2021 im ZDF-Studio, als Christian Eriksen kollabierte. Der Gladbach-Profi ist seitdem sehr vorsichtig geworden.

Es war Christoph Kramer, der das, was geblieben ist vom dramatischen Fall Christian Eriksen, am Dienstag anlässlich des WM-Auftaktes von Dänemark gegen Tunesien im ZDF am besten auf den Punkt brachte: „Nach der Sache hatte ich richtig Angst“, sagte der Weltmeister von 2014. Sport mit einer Erkältung, das komme schließlich vor. Er habe sich seither aber bei jedem Schnupfen vom Arzt durchchecken lassen. Bloß keine Herzmuskelentzündung verschleppen, bloß keinen plötzlichen Herztod riskieren, wie ihn der dänische Nationalspieler Eriksen am 12. Juni 2021 bei der EM im Spiel gegen Finnland beinahe erlitten hätte.

In Katar ist Eriksen wieder dabei, körperlich fit und abgesichert durch einen implantierten Defibrillator. Natürlich blickten Moderator Jochen Breyer und Kramer zurück, sie saßen damals bei der EM im selben Studio. Und der 31 Jahre alte Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach betonte: „Das hat mich damals richtig, richtig mitgenommen.“ Ein Ausschnitt aus der gut gemachten, bereits im Juni zum Jahrestag ausgestrahlten Doku „Tragödie auf dem Rasen – Risikofaktor Herz im Sport und der Fall Eriksen“ erzeugte dasselbe Unbehagen wie vor anderthalb Jahren das Geschehen im Stadion.

Doku über den Fall Eriksen

Unter anderem Eriksens Teamkollege Yussuf Poulsen, Profi bei RB Leipzig, kam zu Wort. Er gehörte damals zu jenen dänischen Spielern, die eine Menschenmauer um Eriksen bildeten, während dieser reanimiert wurde. „Ruhe für die Ärzte und Schutz für Christian und seine Familie“, habe man bieten wollen, erinnerte sich Poulsen: „Was wir beitragen konnten, waren so wenige Bilder wie möglich rausbringen von Christian, wie er da liegt.“ Die eigentliche Doku geht weit über den emotionsgeladenen Ausschnitt hinaus, der am Mittwoch gezeigt wurden. Anschauen lohnt sich.

Dänemarks Kapitän Christian Eriksen am Dienstag beim WM-Gruppenspiel gegen Tunesien.
Dänemarks Kapitän Christian Eriksen am Dienstag beim WM-Gruppenspiel gegen Tunesien. © AFP | AFP

Im Studio leistete der ehemalige dänische Nationalspieler Bjarne Goldbeck dem Duo Kramer/Breyer am Dienstag Gesellschaft. In seiner aktiven Zeit lief der heute 54-Jährige in Deutschland unter anderem für Schalke 04 und Rot-Weiss Essen auf. Er ließ wissen, dass Eriksens Zusammenbruch vor anderthalb Jahren in Dänemark längst nicht mehr so hoch gekocht werde: „Er ist ein ganz normaler Spieler wie alle anderen, und immer noch ein sehr guter.“ Das überraschende 0:0 gegen Tunesien konnte der Manchester-United-Profi allerdings nicht verhindern.

Dabei, auch das hatte Goldbeck kundgetan, wolle die „supersympathische Mannschaft“ mit ihrem „supersympathischen Trainer“ doch bei dieser WM „eine Stufe weiterkommen“ als bei der EM. Damals war im Halbfinale gegen England Schluss. Der Fall Eriksen könnte die Dänen zusammengeschweißt, vielleicht sogar beflügelt haben. Also fragte Breyer: „Bestimmt das den Geist der dänischen Mannschaft bis heute?“ Kramer antwortete darauf sehr nüchtern und gewohnt präzise: „Dann lieber kein positiver Geist, wenn es erst sowas braucht.“