London. Tennis-Profi Djokovic bekräftigt in einem Interview seine Haltung zur Corona-Impfung und würde eher auf Grand-Slam-Turniere verzichten.

In den nächsten anderthalb Wochen wird die Tenniswelt für Novak Djokovic fast so sein wie früher. Der Weltranglistenerste ist als Stargast bei den „Dubai Duty Free Championships“ gemeldet, seine großzügige Hotelsuite im „Jumeirah Creekside“-Palast ist schon bezugsfertig. Und wo Djokovic noch im Januar die Einreise zu den Australian Open verweigert worden war, am Ende eines tagelangen Visum-Dramas mit tragikomischen Zügen, wird dem 20-maligen Grand Slam-Champion am Arabischen Golf quasi der rote Teppich ausgerollt – Poster und Fahnen mit seinem Konterfei kann Djokovic allein schon bei seinem Trip vom Flughafen in seine Luxusherberge bestaunen.

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Aber es ist eine trügerische Normalität für Djokovic, eine vorübergehende Normalität. Denn das Gastspiel bei dem stark besetzten ATP 500-Wettbewerb ab Montag dürfte vorerst auch schon wieder der letzte Einsatz für den 34-jährigen gewesen sein. Djokovic kann in Dubai als ungeimpfter Akteur um den Titel kämpfen, aber anderswo im globalen Tourbetrieb bleiben ihm die Türen verschlossen – in nächster Zukunft und über den ganzen Rest der Saison hinweg. Und dass Djokovic nicht bereit ist, persönlich etwas an diesem Status quo zu ändern, hat er nun vor seinem Abflug nach Dubai glasklar deutlich gemacht.

Djokovic akzeptiert drohendes Aus bei Grand-Slam-Turnieren

Dem BBC-Journalisten Amol Rajan sagte Djokovic am Montagabend während eines Interviews in Belgrad, er sei bisher nicht gegen das Corona-Virus geimpft und beabsichtige auch keine Impfung in absehbarer Zeit. Ob er in Kauf nehme, etwa auf den Start bei den French Open und in Wimbledon zu verzichten, lautete die Frage dann an Djokovic. Und der antwortete, mit unbewegter Miene und entschlossen im Ton: „Ja, diesen Preis bin ich bereit zu zahlen.“ Der Hauptgrund dafür sei, so Djokovic, dass die Entscheidungshoheit über den eigenen Körper „wichtiger ist als alle Titel“. Ganz schloss der Belgrader eine Impfung nicht aus, es klang allerdings eher floskelhaft, als er sagte, „die Möglichkeit, dass sich die Dinge ändern, gibt es immer“. Er sei auch „nicht Teil der Antiimpfbewegung“, so Djokovic.

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Djokovics Saison dürfte in jedem Fall extrem kompliziert werden. Schon nach dem Gastspiel in Dubai droht der Nummer eins wieder eine längere Pause. Bei den Spitzenturnieren in Indian Wells und Miami, also dem sogenannten Frühlings-Swing in den USA, hat der Frontmann als ungeimpfter Profi keine Startchance. Die Nummer eins-Position, die er inzwischen schon 360 Wochen gehalten hat, dürfte er daher schon bald an den Russen Daniil Medwedew verlieren. Welche Regularien bei den europäischen Sandplatz- und Rasenturnieren gelten – mit dem traditionellen Saisonhöhepunkt in Wimbledon Anfang Juli -, ist noch ungewiss. Für die US Open allerdings zeichnet sich schon jetzt ab, dass dort keine ungeimpften Spieler zugelassen werden. Die verpassten Grand-Slam-Starts und -rekorde träten allerdings für ihn den Hintergrund, so Djokovic in der BBC, seine Priorität sei, „so gut wie möglich mit meinem Körper in Einklang zu sein“.

Djokovic weist Spekulationen zurück

Spekulationen rund um seinen positiven Corona-Test Mitte Dezember daheim in Serbien, der Grundlage seines Melbourne-Starts sein sollte, wies Djokovic zurück. Es habe keinerlei Missbrauch oder Begünstigung gegeben, so der Weltranglisten-Erste, „ich habe mir auch nichts zuschulden kommen lassen bei der späteren Einreise nach Australien: Der Entzug des Visums hatte nur damit zu tun, dass man mir fälschlich unterstellte, eine Art Vorbild der Antiimpf-Kampagne werden zu können.“ Er könne verstehen, dass viele Australier sehr kritisch auf die ganze Angelegenheit geblickt hätten, „nach all dem, was sie durchmachen mussten: Aber ich habe bestimmte Prinzipien – und denen folge ich konsequent.“