Essen. Der Olympiasieg von Denise Herrmann im Biathlon ist eine Sensation. Dahinter steckt ein riskanter Plan, der aufging. Ein Kommentar.

Auch wenn im Sport mittlerweile zu schnell und zu häufig zu Superlativen gegriffen wird: Dieser Triumph von Denise Herrmann in den chinesischen Bergen ist eine Sensation.

Zwar sorgt das Einzelrennen mit seiner besonderen Charakteristik (Strafminute statt Extrarunde) traditionell für die meisten Überraschungen bei den Saison-Höhepunkten. Dass dies einer deutschen Biathletin gelingt, war nach dem bislang ernüchternden Winter jedoch nicht zu erwarten.

Rückschläge weggesteckt, Training umgestellt


Es spricht vor allem für die mentale Stärke der Sächsin, dass sie sich von Rückschlägen nicht unterkriegen ließ. Mal fehlte ihr in den vergangenen Monaten das läuferische Vermögen, mal die Treffsicherheit. Selten passte beides wirklich zusammen. Trotz aller Enttäuschungen, trotz mancher Zweifel und trotz etlicher Kritik von außen blieb sie dennoch zuversichtlich – und ihrem Weg treu.


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Um für den olympischen Tag X in Topform zu sein, hatte sie schon vor zwei Jahren ihr Training konsequent umgestellt, jahrelange Automatismen abgelegt, neue Reize gesetzt. Statt großer Umfänge standen vermehrt schnelle Einheiten und höhere Intensitäten auf dem Programm. Dadurch gehörte sie zwischenzeitlich nicht mehr zu den Besten in der Loipe, was sicherlich eine der größten Belastungsproben für ihre Psyche darstellte.

Denise Herrmann: Sieg ist ein modernes Sportmärchen


Dass der riskante Plan nun perfekt aufgegangen ist, darf als modernes Sportmärchen bezeichnet werden. Genauso beeindruckend ist die Auferstehung von Vanessa Voigt nach dem Schießdebakel in der Mixedstaffel. Die „Holzplakette“ der jungen Thüringerin für den vierten Platz hätte nach deren Klasse-Leistung zumindest einen goldenen Schimmer verdient.