Essen. Max Hartung hat seine Fecht-Karriere beendet und sich als Athletensprecher zurückgezogen. Die Sorgen junger Athleten hat er weiter im Blick.

Max Hartung ist derzeit stillgelegt. Statt Planche gibt es nur noch Plansch: Um in Bewegung zu bleiben, hat er mit dem Schwimmen begonnen – das ist schonender fürs Knie. Nach dem Ende seiner erfolgreichen Fechtkarriere und dem Abschied als langjähriger Präsident des Vereins Athleten Deutschland hat sich der 32-jährige Kölner einer längst fälligen Knie-Operation unterzogen. Die einflussreiche Stimme des früheren Athletensprechers ist aber nicht stillgelegt. Als Geschäftsführer der Sportstiftung NRW bleibt der viermalige Europameister und Mannschafts-Weltmeister nah dran an den Athletinnen und Athleten. Zum Jahresabschluss blickt er zurück – und voraus.

Herr Hartung, nach dem Karriere-Ende erstmal eine Knie-Operation. Wie geht es Ihnen?

Max Hartung: Ach, ich hänge hier ein bisschen rum. (lacht) Dass die OP ansteht, wusste ich schon länger. Das wurde im Januar festgestellt, aber ich wollte natürlich gerne noch die Olympischen Spiele fechten. Es stand auch kurz zur Diskussion, nicht an den Spielen teilnehmen zu können. Da wurde ich etwas nervös… Aber das Knie hat zum Glück noch so lange gehalten.

Hatten Sie Schmerzen?

Hartung: Nein, fast gar nicht, es hat mich kaum behindert. Aber es musste jetzt gemacht werden. Es ist lästig, aber in Ordnung. Die OP war die letzte Renovierung aus meiner Sportkarriere. (lacht)

Wenn man so gebremst wird: Bleibt dann Zeit, um Ihre Karriere Revue passieren zu lassen?

Hartung: Es beginnt so langsam. Ich bin vorher so in einen laufenden Betrieb bei der Stiftung eingestiegen, dass ich gar keine Zeit hatte, um zurückzublicken. Ich musste erstmal schauen, wie das alles funktioniert, ich habe viele neue Leute kennengelernt. Das hat richtig Spaß gemacht. Generell war meist in meiner Karriere so viel gleichzeitig los, dass ich gar keine Zeit hatte, um mich selbst zu beobachten. Das Feiern, Traurig- oder vielleicht auch mal Stolzsein kommt dann immer etwas zu kurz – als Sportler und auch als Präsident von Athleten Deutschland. Sich gegenseitig auf die Schultern zu klopfen und auf Erfolge anzustoßen, hätte mehr sein können (lacht). Es ging einfach immer weiter. Aber das hat ja auch irre Spaß gemacht.

Worauf blicken Sie mit einem guten Gefühl zurück?

Hartung: Was echt schön ist, ist dass der Kontakt mit meinen Teamkollegen, mit denen ich in Tokio war, so gut ist. Ich hatte einen schönen Abschluss mit einer großen Verbundenheit. Ich habe auch von Freunden aus anderen Ländern, mit denen ich mein halbes Leben lang Sport gemacht habe, viele herzliche Nachrichten zu meiner Sportkarriere bekommen. Ein befreundeter Fechtklub aus Australien hat ein Best-of-Video mit meinen besten Treffern aus der letzten vier Jahre zusammengeschnitten. So komprimiert eine Reise durch mehrere Jahre zu sehen, ist schon cool. Es gab ein paar Tage, an denen ich schon sehr gut gefochten habe. (lacht)

Das kann man bei Ihren Erfolgen so sagen, ja. Sie haben Ihre Karriere in Tokio auf der Olympia-Bühne beendet. Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes internationales Gefecht?

Hartung: Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste WM bei den Erwachsenen. Das war 2007 in Sankt Petersburg.

Warum?

Hartung: Für mich war das sehr aufregend. Ich war 17, wurde während der WM gerade 18. Und ich bin mitten in die Olympia-Quali für Peking hineingeworfen worden. Die Saison lief bis dahin überraschend gut, plötzlich habe ich bei den Großen mitgefochten, ohne mir groß einen Kopf zu machen. Bei der WM haben wir dann aber von der Ukraine ordentlich auf die Mütze gekriegt – da habe ich gemerkt, dass ich noch nicht so weit war. (lacht) Nicht unbedingt die WM, aber dann die Olympischen Spiele in Peking, wo mein Teamkollege Nicolas Limbach dabei war, war schon ein Schlüsselmoment für mich. Ich fand es so beeindruckend, vor dem Fernseher zu sitzen und Nico bei den Olympischen Spielen fechten zu sehen. Das war ein richtiger Kick, zu wissen, ich war bei der Quali dabei. Das fühlte sich dann doch richtig nah dran an. Deswegen kann ich mich an die Zeit gut erinnern.

Wenn Sie jetzt den Bogen bis nach Tokio spannen: Dazwischen liegt eine ganz schön lange Reise.

Hartung: Ja, und damit hätte ich zu Beginn nie gerechnet. Ich habe schon geglaubt, dass ich es 2012 zu den Spielen nach London als Teilnehmer schaffen könnte. Das war eigentlich das höchste der Gefühle für mich. Ich war mir sicher, dass das das Beste ist, was ich erreichen kann. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass in mir das Potenzial schlummert, einmal zu den Besten meines Sports zu gehören. Ich habe mich damals offenbar selbst unterschätzt.

Sie haben sich also selbst überrascht und haben einige Titel und Medaillen gesammelt.

Hartung: Ich habe mich wirklich immer wieder selbst überrascht. Ich war nie der Schnellste, nie technisch der Beste, ich habe immer über das Spiel auf der Bahn ganz viel kompensiert. Daher hatte ich immer das Gefühl: Irgendwo muss doch die Grenze erreicht sein. Aber wenn ich jetzt dieses Video sehe, in dem ich mit den Besten der Welt, die den Sport dominiert haben, mithalte und mit dazugehöre, da bin ich schon ziemlich stolz drauf.

Welchen Stellenwert hat Ihr letzter Olympia-Auftritt? Im Kampf um Mannschafts-Bronze bezwangen Sie Einzel-Olympiasieger Aron Szilagyi spektakulär, doch für die Medaille reichte es in Summe nicht.

Hartung: Er hat einen großen Stellenwert. Meine Sportart funktioniert in Olympia-Zyklen und es ist immer der Schlusspunkt, an den man zurückdenkt. Und ich habe mit dem Wissen aufgehört, in diesem letzten Gefecht, alles, was ich habe und kann reingeworfen zu haben.

Max Hartung (rechts) bei seinem letzten Olympia-Auftritt bei den Spielen 2021 in Tokio.
Max Hartung (rechts) bei seinem letzten Olympia-Auftritt bei den Spielen 2021 in Tokio. © dpa

Also haben Sie einen würdigen Abschluss gefunden?

Hartung: Ja, das Gefühl habe ich. Das letzte Match mit Aron Szilagyi war nochmal ein Kracher. Aber so richtig angekommen ist das Ende noch nicht. Ich rede immer noch im Präsens von mir als Fechter. Als jetzt die ersten Weltcups waren und ich diese im Stream gesehen habe, statt mit meinem Teamkollegen dort zu sein, war das schon ein bisschen komisch.

War es dennoch der richtige Moment, um aufzuhören?

Hartung: Da kommen gleich mehrere Sachen zusammen, die dafürsprechen. Ich habe Spaß an meiner neuen Aufgabe und sehe sie auch als Riesenchance, zu gestalten und etwas zurückzugeben. Ich bin dankbar, so eine große Aufgabe bekommen zu haben. Das gibt mir das Gefühl, eine gute Entscheidung getroffen zu haben. Hinzu kommt die Pandemie: Der Wettkampfbetrieb ist noch immer erschwerend eingeschränkt. Und das andere ist das kaputte Knie: Ich hätte in diesem Jahr so oder so nicht fechten können. Da wurde mir die Entscheidung etwas leichter gemacht, weil der Körper einfach nicht mehr so gut kann wie früher. Das alles bestärkt mein Gefühl, es richtig gemacht zu haben und auf einem guten Weg zu sein.

Sie arbeiten nun bei der Sportstiftung NRW als Geschäftsführer. Was genau ist Ihre Aufgabe? Wie profitieren sie von Ihren Erfahrungen als Sportler und als Präsident von Athleten Deutschland?

Hartung: In meinen ersten drei Monaten habe ich mir ein Bild verschafft, viele Gespräche mit engagierten Leuten und neuen Kollegen geführt. Wir haben jetzt einen Prozess auf den Weg gebracht, um herauszufinden, wie wir die Arbeit noch verbessern können – was die Individualförderung betrifft, die nachsportliche Karriereförderung, aber auch die Zusammenarbeit Verbänden und Sportinternaten in NRW. Meine Herausforderung ist es, die Ideen, die ich als Sportler und durch die Athletenvertretung entwickelt habe, mitzunehmen und in die Arbeit der Stiftung zu übersetzen – auch in dem Wissen, dass da eine Organisation steht, die gut funktioniert und gute Arbeit gemacht hat.

Was hat Sie bei Ihrer neuen Aufgabe überrascht?

Hartung: Dass die Infrastruktur, die ich von der Bundeseben kennen, nicht komplett übertragbar auf die Landesebene ist. Bei Athleten Deutschland hatten wir vor allem die Spitzenathleten im Fokus, bei der Stiftung geht es auch maßgeblich um den Nachwuchs und das Zusammenspiel von Schule und Leistungssport.

Gibt es Momente, in denen Sie desillusioniert sind, was geht und was aber auch nicht?

Hartung: Es ist ein bisschen wie eine Achterbahn. An einigen Tagen bin ich ungeduldig und möchte sofort alles umkrempeln. Ich bin schließlich Säbelfechter. An anderen bin ich froh, dass der Prozess seine Zeit braucht, weil ich jeden Tag Neues lerne. Ich kann mich zum Glück auf erfahrene Kollegen in der Geschäftsstelle und im Vorstand verlassen und mit Ihnen gemeinsam eine Strategie für die kommende Jahre entwickeln.

Fällt es Ihnen leicht, sich auf inhaltlich neue Aspekte wie die Nachwuchsförderung einzustellen?

Hartung: Ich habe als Athletenvertreter 2013 im Präsidium des deutschen Fechterbundes mein erstes Ehrenamt angetreten, 2014 war im Sporthilfe-Aufsichtsrat und im DOSB-Präsidium. Da wurden schon viele der Diskussionen geführt, die mich auch jetzt beschäftigen. Daher musste ich jetzt nicht komplett von null anfangen. Mich neuen Herausforderungen zu stellen hat mir dabei immer Spaß gemacht.

Wenn einer aufhört, kommt meistens ein anderer Athlet nach. Das geht aber nur, wenn die Förderung stimmt. Der Sportnachwuchs hat unter der Pandemie extrem gelitten. Wie erleben Sie die Situation der ganz jungen angehenden Spitzensportler?

Hartung: Die Begegnungen, die ich mit den ganz jungen Athletinnen und Athleten hatte, fand ich sehr beeindruckend. Wie zielstrebig und resilient sie sind. Trotzdem tut mir das einfach wahnsinnig leid für die Generation. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit in der Jugendnationalmannschaft, was man da an Wettkämpfen, Reisen und auch Partys erlebt hat. Das prägt einen für die Sportkarriere und fürs Leben. Es ist einfach traurig für die, die jetzt so viel verpassen. Das kann man nicht nachholen.

Was ist zu tun, um sie trotzdem zu halten?

Hartung: Zunächst müssen wir alle gemeinsam die Pandemie in den Griff kriegen – und dann gute Angebote machen. Wir müssen gute Wettkämpfe ausrichten und Anerkennung für die erbrachten Leistungen zollen. Und auch von den Sportlern, die unterstützt werden, ihre Geschichten erzählen und aufzeigen, was sie geleistet haben – gerade in diesen schwierigen eineinhalb Jahren.

Im Fokus der Kameras: Max Hartung als Athletensprecher.
Im Fokus der Kameras: Max Hartung als Athletensprecher. © dpa

Muss man weg vom Medaillengedanken?

Hartung: Es ist ja viel spannender, sich nicht nur eine Ergebnisliste anzuschauen, sondern auch zu sehen: Was für Hindernisse sind eigentlich auf dem Weg dahin überwunden worden? Welche Herausforderungen haben sie gemeistert? Jetzt durchzuhalten und dran zu bleiben, in einer Zeit, in der man erschwert trainieren und reisen kann, in der viele auch leider tatsächlich krank geworden sind, das ist nicht hoch genug einzuschätzen.

Es geht also um eine andere Art von Vorbild: Nicht nur der Erfolg zählt, sondern auch der Weg wird honoriert.

Hartung: Ja, genau. Das ist das, was einen selbst vielleicht ansteckt und weshalb man sagt: Wenn sie oder er das geschafft hat, dann kann ich auch von der Couch aufstehen und meine persönliche Herausforderung anpacken. Sich mit den Geschichten hinter den Sportlern und deren Persönlichkeiten auseinanderzusetzen, erfordert natürlich etwas mehr Zeit als nur eine Überschrift oder eine Tickermeldung zu lesen. Aber ich würde mir wünschen, dass da wieder mehr Raum für entsteht – auch in den Sportübertragungen. Damit man erkennt, was hinter der Leistung steht – ich glaube, erst dann kann man sich erst richtig dafür begeistern.

Die Begeisterung ist bei den Olympischen Spielen zu spüren…

Hartung: Ja, aber das ist zu selten. Die Spiele finden nur alle vier Jahre statt. Das ist kein guter Turnus, um Sportlerinnen und Sportler zu verfolgen und kennenzulernen. Deshalb bin ich froh, dass es mehr und mehr andere Veranstaltungen gibt, die mehrere Sportarten zusammenfassen. Multisport-Events wie die Finals in Berlin und an Rhein-Ruhr, aber auch die European Championships 2022 in München. Ich glaube, das ist eine gute Entwicklung.

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Sie sehen diese Events als Chance?

Hartung: Die Finals sind sicher die großen Lösungen, aber ich glaube, man kann mit den Möglichkeiten der neuen Medien auch im kleineren Rahmen noch viel mehr umsetzen, um Sport gut sichtbar zu machen. Aus diesem Gedanken heraus haben mein Teamkollege Matyas Szabo und ich zum Beispiel währen der Pandemie ein Turnier, die Demaskiert Liga ausgerichtet und live-gestreamt, damit wir nicht ganz verschwinden, als die Weltcups ausgefallen sind.

Im E-Sport ist eine ganze Branche in der digitalen Welt gewachsen.

Hartung: Genau, da kann man viel lernen. Manche Dinge wie einen Säbelhieb sind mit der Kamera schwieriger einzufangen als ein Computerspiel. Aber grundsätzlich macht die E-Sport-Szene ganz viele Sachen richtig und ist in der Kommunikation ein Stück voraus – da kann man einiges lernen und sollte sich auch austauschen.

Sie spricht vor allem die junge Generation an, die für den klassischen Sport immer schwieriger zu erreichen ist.

Hartung: Richtig. Es liegt da aber auch an der Art, wie man kommuniziert, welche Kanäle man nutzt. Da kann es nur helfen, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Es ist immer gut, in neue Felder reinzuschnuppern und sich Inspiration zu holen – ohne die bestehenden Kontakte zu vernachlässigen.

Einer Ihrer guten Kontakte wird Athleten Deutschland sein. Sie haben den Verein maßgeblich mitgegründet, waren lange ihr Präsident. Nach Ihrem Ausscheiden hat sich das Präsidium mit Beachvolleyballerin Karla Borger als Ihrer Nachfolgerin neuformiert. Wie zufrieden sind Sie?

Hartung: Ich finde, das ist eine starke Truppe, die sich zusammengefunden hat. Und für mich ist es spannend zu sehen, wie sie mit ganz neuer Energie diese ganz großen Linien der Sportförderung diskutieren. Ich tausche mich gerne mit dem neuen Präsidium aus, bin aber auch ganz gespannt, was sie für Impulse setzen. Ich finde es großartig, sowohl wie sich die Geschäftsstelle etabliert hat, als auch wie sich das Präsidium zusammensetzt, wie das ganze immer weiterwächst und größer wird.

Haben Sie nicht das Gefühl, Ihr Baby abzugeben?

Hartung: Natürlich ist das auch ein Stück weit mein Baby und ich werde dem immer verbunden sein, wenn ich was tun kann. Natürlich ist das ein bisschen komisch, jetzt andere in der Rolle zu sehen. Aber ich bin froh, wie die Übergabe gelaufen ist und glaube, dass es der richtige Schritt war zu sagen: Da ist eine neue Generation aktiver Athleten, und die gestalten jetzt ihren Sport. Ich habe großes Vertrauen in Karla Borger und ihre Mitstreiter. Ich trete jetzt auf die andere Seite. Vielleicht kann ich Impulse, die sie entwickeln, mit in die Stiftungsarbeit nehmen.

Hatten Sie schon Zeit, einmal stolz zu sein, was Sie mit Athleten Deutschland aufgebaut haben? Letztlich sind sie zu einer wichtigen Stimme im deutschen, aber auch internationalen Sport geworden.

Hartung: Ja, das ist schon gut gelaufen (lacht). Mit viel, viel weniger hätte ich das schon gesagt. Ich hätte mir das nicht ausmalen können, dass das so eine Dynamik bekommt. Auch jetzt sind da großartige Leute und ich bin zuversichtlich, dass es sich positiv weiterentwickeln wird.

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Eine Aufgabe Ihrer Nachfolger ist es, das Verhältnis zum DOSB wiederzubeleben. Glauben Sie, dass die neue Spitze für frischen Wind sorgen kann?

Hartung: Ich habe schon den Eindruck, dass da ein neues und interessantes Präsidium zusammengesetzt ist. Ich bin nur noch Beobachter und gespannt. Ich wünsche mir, dass es eine positive Wendung nimmt und der Sport in Deutschland insgesamt gut vertreten wird.

Wie haben Sie die letzten Jahre der Zusammenarbeit erlebt?

Hartung: Es sind schon viele gute Sache in den letzten Jahren entstanden. Sicher, dass wir uns damals schlecht im DOSB vertreten gesehen haben, hat eine Rolle bei der Gründung von Athleten Deutschland gespielt. Aber ich glaube, dass in der Neuwahl eine Chance liegt, auch in der Zusammenarbeit mit den neu aufgestellten Athleten Deutschland. Es ist wichtig, dass in einer Zeit, in der schwierige Fragen auf dem Tisch liegen, kompetente und glaubwürdige Leute Verantwortung übernehmen.

Können Sie sich selbst einmal den Schritt in den DOSB oder gar ins IOC vorstellen?

Hartung: Ich bin gerade genau am richtigen Platz. Ich finde auch die Flughöhe im Land, wo man auch noch die Möglichkeit hat, persönlich mit den Sportlern zu reden, richtig gut. Es ist weder so, dass ich was ausschließe, noch, dass ich einen Plan habe, wo ich mal hinwill. Ich möchte jetzt einfach einen guten Job machen für die Sportlerinnen und Sportler und kann dabei auf eine stark aufgestellte Organisation setzen. Es ist ein neuer Anfang, aber ich planen keinen zweiten Schritt. Ich mache das jetzt, so gut ich kann.

Sie haben keinen Karriereplan in der Schublade?

Hartung: Nee, überhaupt nicht. Ich kann mir auch vorstellen, wieder nochmal eine Flughöhe runterzugehen und in meiner Freizeit Kindern das Fechten beizubringen. Da, wo ich was beitragen und mitgestalten kann, fühle ich mich wohl, da möchte ich auch gerne arbeiten. Ich muss aber erstmal da ankommen, wo ich jetzt bin – bevor ich mir Gedanken um den übernächsten Schritt mache.

Wenn Ihr Knie verheilt ist, werden Sie weiterhin Fechten – wenn auch nicht auf Weltklasse-Niveau?

Hartung: Darüber habe ich mir tatsächlich viele Gedanken gemacht. Die Schwierigkeit ist, dass es keine Bezirks- oder Landesliga gibt im Säbelfechten. Es ist nicht so einfach in anderen Sportarten, weil es diese Infrastruktur im Fechten nicht so wie beispielsweise im Hockey gibt. Es machen einfach viel weniger Menschen Säbelfechten. Perspektivisch die richtigen Gegner und Strukturen zu finden, wenn ich schlechter werde – was nun einmal unweigerlich passiert – wird schwierig. Das spricht also dagegen, da dran zu bleiben. Was sehr schade ist, weil ich es so lange gemacht habe, weil es das ist, was ich besonders gut kann. Aber die Entscheidung habe ich aufgeschoben. Im neuen Jahr werde ich da nochmal in mich gehen. Wenn das Knie nicht wieder so wird wie vorher, werde ich wohl Schwimmer.