Manana. Mercedes-Pilot Hamilton fährt knapp den ersten Saisonsieg in Bahrain ein. War das die Wachablösung? Die wichtigstens fünf Fragen nach dem Start.
Die bislang gültigen Abstandsregeln in der Formel 1, fast sieben Jahre in Kraft, sind seit Sonntagnacht aufgehoben. Lewis Hamilton hat zwar den Auftakt in Bahrain gewonnen, aber die stärkste Kraft ist derzeit Red Bull Racing. Ein packender Grand Prix, das in einem monumentalen Duell mit einem Foto-Finish endete. So kann es weitergehen, über 22 Rennen hinweg. Aber erst müssen noch fünf dringende Fragen beantwortet werden.
War das schon die Wachablösung?
Toto Wolff, der Mercedes-Chef, wehrt sich noch. Der Österreicher hatte nach den Testfahrten weit Schlimmeres befürchtet, positioniert sich als underdog, was angesichts sieben Doppel-Weltmeisterschaften nicht ganz leicht fällt: „Es gibt keinen besseren Sieg als einen, der hart erkämpft ist und keine bessere Meisterschaft als die, die bis ans Ende geht und es einen echten Schlagabtausch gibt, bei dem man einstecken muss und austeilen kann." Rivale Christian Horner von Red Bull stimmt zu: „Ein großartiges Rennen, und furchtbar hart, es zu verlieren. Aber wir werden es Lewis Hamilton in diesem Jahr schwerer machen."
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Mercedes konnte das Schlimmste mit einem taktischen Trick durch einen frühen Boxenstopp abwehren, danach fuhr der Champion weltmeisterlich. Verstappens Überholmanöver vier Runden vor Schluss konnte er nur dadurch kontern, weil der Niederländer zuvor so weit außerhalb der Streckenbegrenzung war, dass er den Platz an der Flutlichtsonne kampflos zurückgeben musste. Sowas schmerzt, aber der Kronprinz gab sich ungewohnt gelassen. Er scheint zu ahnen, dass er im Kampf um seinen ersten Weltmeistertitel endlich in einer adäquaten Position ist.
Dieses Rennen zu gewinnen, hatte sogar Dauer-Optimist Hamilton für „ziemlich unmöglich" gehalten. Aber es ist genau der Kampf, auf den der Brite vor seinem 75. Sieg für Mercedes so lange gewartet hat, weit befriedigender als die internen Auseinandersetzungen oder das ferne Duell mit Ferrari. „Ich habe jede Minute daran geliebt, überhaupt das ganze Rennwochenende. Red Bull macht bisher einen besseren Job, und ein Fehler wie beim Überholen wird Max sicher nicht noch einmal passieren. Deshalb müssen wir besser werden und noch klüger agieren. Und ich selbst werde alles geben, um den Unterschied zu machen." Christian Horner glaubt zurecht: „Der größte Gewinner sind die Fans."
Warum ist Red Bull plötzlich so stark?
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Offenbar leidet der Mercedes-Rennwagen am stärksten an den neuen aerodynamischen Gegebenheiten. Das hat ursächlich mit der Fahrzeugarchitektur zu tun, die ein flacheres Heck als fast alle anderen Rennwagen ausweist. Vorteile aber haben derzeit die steil konzipierten Autos. Eine Bauweise, die traditionell von Red Bull-Konstrukteur Adrian Newey bevorzugt wird. Das allein aber ist es nicht. Hinzu kommt, dass diese Saison für die Motorenbauer von Honda, die sich zum Jahresende verabschieden, eine Frage der Ehre ist. Die Ingenieure in Tokio haben noch ein letztes Mal kräftig investieren dürfen, das neue Aggregat soll an der 1000-PS-Grenze kratzen und damit den seit Jahren dominierenden Mercedes-Motor überflügeln.
Was ist bloß mit Sebastian Vettel los?
Über seinen Einstand bei Aston Martin von einem gebrauchten Tag zu sprechen, ist fast eine unzulässige Verharmlosung. Der Heppenheimer kann nur alte Phrasen aus seiner zu Ende gegangenen Ferrari-Zeit hervorholen: „Wir wissen, wo wir uns verbessern können. Und es gibt viel, das wir verbessern können." Platz 18 in der Qualifikation war schon ein Rückschlag, sowas kann passieren. die Rennleitung verfrachtete ihn dann ganz nach hinten. Von dort konnte er zwar schon in der ersten Runde viele Plätze gutmachen, sein Duell mit Fernando Alonso im Mittelfeld war sehenswert, aber dann kam es wieder dicke. Ein Fehler, wie er dem vierfachen Weltmeister immer mal wieder passiert: in Runde 44 knallte er beim Anbremsen dem Franzosen Esteban Ocon ins Heck. Dafür gab es zehn Sekunden Zeitstrafe, Vettel wird als Vorletzer gewertet. Weder Auto noch Pilot haben den eigenen Ansprüchen genügt, für Punkte hätte es mit der aus Verzweiflung gewählten Ein-Stopp-Strategie auch so nicht gereicht. Der Einstand in einem Wort: schwierig.
Was ist von Mick Schumacher zu erwarten?
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Seinen Teamkollegen Nikita Mazepin hatte der Sohn des Rekordweltmeisters immer im Griff, der Russe verlor sein Auto gleich in der dritten Kurve, als er in die Turbulenzen von Schumachers Rennwagen gekommen war. Auch Schumi junior drehte sich alsbald ins Kiesbett, kam aber zurück auf die Piste und spulte seine ersten 300 Rennkilometer ab. Rang 16, Letzter aller ins Ziel gekommenen, das war zu erwarten. Ein ordentliches Debüt in einem chancenlosen Auto. „Mick hat einen sehr guten Job gemacht", sagte Teamchef Günther Steiner über die erste Fahrschul-Lektion. Der Debütant selbst bewertet sich so: „Zu 90 Prozent bin ich glücklich. Ich habe eine Menge gelernt, und das will ich jetzt umsetzen."
Welcher Fahrer war die größte Überraschung?
Der dritte der Neulinge, Yuki Tsunado, fährt Formel 1, als hätte er mit seinen 20 Jahren noch nie etwas anderes getan. Mit einem tollen Manöver in der letzten Runde schaffte er es mit dem Red-Bull-Schwesterauto von Alpha Tauri noch auf Rang neun. Niemand hat so oft überholt wie er, eine seiner bemerkenswerten Aktionen war die gegen den doppelt so alten Formel-1-Rückkehrer Fernando Alonso, einem seiner Vorbilder als Kind. „Das Auto hat gezeigt, wie großartig es ist. Aber ich habe gleich am Anfang zu viele Punkte verschenkt. Aber ein bisschen stolz sein kann ich schon...