Essen. David Coulthard wird am Samstag 50 Jahre alt. Für Norbert Haug ist der Schotte auch ohne Formel-1-Titel Mercedes-Geschichte.

David Coulthards Karriere in der Formel 1 begann, als jene eines der Größten der Geschichte auf tragische Weise endete. Imola, 1. Mai 1994. Kurz bevor Ayrton Senna, dreimaliger Weltmeister und eine Ikone des Motorsports, beim Großen Preis von San Marino tödlich verunglückte, erhielt Coulthard ein Fax mit besten Wünschen für das Qualifying einer Nachwuchsserie. Unterschrieben von Senna und Frank Williams, dem Chef des gleichnamigen Teams, für das Coulthard, damals Anfang 20, auch als Testfahrer unterwegs war.

Sennas Unfall hatte der Schotte später am Fernseher verfolgt. „Er war der Gott, ich war der Lehrjunge“, sagte Coulthard Jahre später. Plötzlich musste er ihn im Formel-1-Cockpit ersetzen und fuhr im Laufe der Saison prompt den ersten Podestplatz ein.

Der Beginn einer großen Karriere. Der ehemalige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug hatte Coulthard, der an diesem Samstag 50 wird und zu einem der prägendsten Fahrer der späten 1990er- und frühen 2000er-Jahre wurde, da schon längst auf dem Zettel. Coulthard hatte bereits einen DTM-Mercedes getestet. Haug und Teamchef Ron Dennis holten ihn schließlich zur Saison 1996 zu McLaren-Mercedes. „David war der perfekte Rennfahrer, nicht nur Teamplayer, sondern auch Siegfahrer“, sagt Haug (68) im Gespräch mit dieser Redaktion. „Er holte den ersten Sieg im Silberpfeil der Neuzeit beim Saisonstart 1997 beim Großen Preis von Australien, und dieser Erstlings-Sieg wird ihm immer bleiben und ist in den Geschichtsbüchern für immer festgehalten.“

Große Rivalität zwischen McLaren-Mercedes und Ferrari

Zwölf weitere Male stand Coulthard in der Königsklasse ganz oben auf dem Treppchen und gestaltete die überaus erfolgreiche Partnerschaft von Traditionsteam McLaren und Motorenpartner Mercedes maßgeblich mit. Doch die beiden Weltmeister-Titel 1998 und 1999 schnappte sich jeweils sein finnischer Teamkollege Mika Häkkinen. Ab 2000 dominierte Michael Schumacher im Ferrari, 2001 wurde Coulthard Vize-Meister. Silber gegen Rot - es war die Rivalität überhaupt in der Königsklasse. Unvergesslich bleiben die Szenen, als Schumacher 1998 nach einem Unfall mit Coulthard in Spa-Francorchamps wütend Richtung McLaren-Box stampfte. Es flogen glücklicherweise nur Worte hin und her.

David Coulthard (rechts) vor Michael Schumacher – wie hier 2002 in Monaco war die Reihenfolge sonst eher selten.
David Coulthard (rechts) vor Michael Schumacher – wie hier 2002 in Monaco war die Reihenfolge sonst eher selten. © dpa

Nur acht Fahrer in der Geschichte sammelten mehr Podestplätze als der Schotte, doch der WM-Titel blieb ihm verwehrt. Coulthard ist auch ein unvollendeter Ausnahmekönner. „Ich darf mich nicht beschweren, denn bei McLaren-Mercedes hatte ich mehrmals die Chance. Es lag also an mir“, gestand er einst. „David kann damit ganz prima umgehen“, betont Haug, der bis heute eng mit Coulthard befreundet ist, „für mich ist er allemal ein Weltmeister — nach Punkten zwar nur Vize, in all seinen Leistungen als Geschäftsmann und Mensch dafür aber ein Mehrfach-Weltmeister, ganz sicher einer der Besten im Motorsport und im Sport gesamt.“ Zur Saison 2005 trennten sich die Wege von Coulthard und McLaren-Mercedes. Kimi Räikkönen war inzwischen die Nummer eins im Team geworden, von Williams kam der angriffslustige Juan Pablo Montoya.

Coulthard überlebte im Jahr 2000 einen Flugzeugabsturz

Nach vier weiteren Jahren bei Red Bull verabschiedete sich Coulthard 2008 aus der Formel 1. Er war populärer als so mancher Weltmeister. Im Jahr 2000 überlebte er einen Flugzeugabsturz, bei dem unter anderem der Pilot sein Leben verlor. Ein paar Tage steuerte Coulthard seinen Silberpfeil beim Spanien-Grand-Prix auf Rang zwei.

In Coulthard ging auch einer der letzten Playboys der einst so exzessiven Branche. Aus seinen Affären machte „DC“ schließlich nie einen Hehl. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Coulthard hat inzwischen eine Stiftung, die sich für Querschnittsgelähmte einsetzt, wurde von der Queen mit dem fünfhöchsten Ritterorden des Vereinigten Königreichs ausgezeichnet, arbeitet als TV-Experte und hat eine eigene Produktionsfirma. „Mister Perfect, ein gescheiter, witziger, emphatischer und überaus reflektierter Mensch“, so beschreibt ihn Haug. „Und an seinem Tag auch von den Besten im Rennauto nicht zu schlagen, auch Mika und Michael, die Schnellsten und Erfolgreichsten seiner Zeit, haben das erfahren.“

Coulthard sagte ein paar Tage vor seinem Geburtstag: „Ich bin glücklich und bedauere nichts.“ So hat er es schon immer gehalten.