Düsseldorf. Der DOSB weist IOC-Behauptungen und Kritik von Ministerpräsident Armin Laschet zurück. Skepsis gegenüber Bewerbungsplänen für 2032 und 2036.

Sollte „Schwarzer Peter“ absehbar in den Rang einer olympischen Disziplin erhoben werden, gehört Deutschland ganz sicher zu den Medaillenhoffnungen. Seit das Internationale Olympische Komitee (IOC) eine Vorentscheidung für Brisbane als Austragungsort der Sommerspiele 2032 getroffen hat, zirkuliert zwischen Sport-Funktionären verschiedenster Ebenen und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in hohem Tempo die Verliererkarte. Keiner will schuld sein, dass die Bewerbung der „Rhein-Ruhr-City“ schon vor Abgabe der Unterlagen kläglich gescheitert ist.

Laschet hatte energisch auf den Deutschen-Olympischen-Sportbund (DOSB) gezeigt. Dieser habe sich nicht in der Lage gesehen, mit den Herren der Ringe in Lausanne einen „ernsthaften Dialog“ über die Rhein-Ruhr-Kandidatur zu führen und offenbar nicht gewusst, „was sich beim IOC tut“, polterte der Ministerpräsident.

Schuldfrage lässt sich so leicht nicht beantworten

Am Montagmorgen rief Laschet vorsorglich bei DOSB-Präsident Alfons Hörmann an und suchte das klärende Gespräch. Der CDU-Chef, der gern seinen kurzen Draht zu IOC-Präsident Thomas Bach betont, bleibt auf den Spitzenverband angewiesen. Sollte es jemals eine offizielle Olympia-Bewerbung der aus 14 NRW-Kommunen zusammengesetzten „Rhein-Ruhr-City“ geben, dann führt sie über den DOSB.

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Außerdem lässt sich die Schuldfrage nicht so simpel beantworten. Bei Laschet würde „manche Positionierung nach dem heute geführten Telefonat sicher anders aussehen“, vermutete Hörmann. Ihm seien „nennenswerte Informationen“ von Sportmanager Michael Mronz, der die Rhein-Ruhr-Kampagne bislang privatwirtschaftlich betreibt, nicht vorgelegt worden. Mronz bestreitet das.

Viel Wert auf Finanzierungskonzept und Bürgerentscheid gelegt

Im Kern geht es um zwei Fragen. Erstens: Hat die Rhein-Ruhr-Region schnell genug alle Hausaufgaben gemacht, um vom DOSB als offizieller Bewerber ins Rennen geschickt zu werden? Zweitens: Hätten Mronz und Laschet ahnen können, dass das IOC so früh eine Vorentscheidung zugunsten Brisbanes trifft?

Der Ministerpräsident hatte versichert: „Wir hätten alles geliefert, was man braucht, wenn wir gewusst hätten, dass so kurzfristig entschieden wird.“ Nach den Erfahrungen mit der gescheiterten Kandidatur Hamburgs legt der DOSB viel Wert auf ein Finanzierungskonzept und den Bürgerentscheid. Ende 2019 wurde deshalb mit Rhein-Ruhr die Idee diskutiert, einen Olympia-Volksentscheid in den beteiligten Städten bereits mit der Kommunalwahl im Herbst 2020 zu koppeln. Im Juli 2020 habe Mronz jedoch in einer DOSB-Präsidiumssitzung „auf die besondere Sensibilität im Zusammenhang mit der Corona-Krise“ und auf die „reale Gefahr“ hingewiesen, dass die Pandemie-Bewältigung gegen Olympia ausgespielt werden könnte, sagte Hörmann.

Hörmann will mit Laschet und Mronz im Gespräch bleiben

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Die Bürger sollten lieber erst parallel zur Bundestagswahl 2021 an die Urnen gebeten werden. Bis dahin werde auch ein Finanzierungskonzept vorliegen. Ende 2020 kam jedoch seitens des IOC eine neue Dynamik in den Bewerbungsprozess: Australien drängelte, und der Weltsport wollte wegen der Corona-Krise schnell Klarheit für 2032. Am 7. Januar 2021 haben das IOC in einer Video-Konferenz auch Mronz die Möglichkeit „einer wesentlich früheren Entscheidung“ aufgezeigt, so Hörmann. Der Sportmanager habe diese Nachricht „nicht in der Form nach Nordrhein-Westfalen transportiert, dass das auch dort angekommen ist“. Hörmann warf zugleich dem IOC „Falschaussage“ vor: Der DOSB sei sehr wohl zum intensiven Dialog über eine Rhein-Ruhr-Bewerbung bereit gewesen.

Der DOSB-Präsident will zwar weiter mit Laschet und der Rhein-Ruhr-Initiative im Gespräch bleiben. Doch von deren Festhalten an einer Bewerbung um die Spiele 2032 hält er nichts: Die Spiele seien nach Australien vergeben. „Wer die Hoffnung hat, dass sich das Blatt nochmal komplett wendet, wird sich in wenigen Monaten eines Besseren belehrt sehen.“ An den Ausweichtermin 2036, genau 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin, glaubt Hörmann ebenfalls nicht: „Mir fehlt im Moment noch die Vorstellungskraft und Fantasie, wie man erfolgreich die Spiele 2036 in Deutschland umsetzen kann.“