Sakhir. Cockpitwechsel in der Formel 1: Hamilton und Grosjean sind in Bahrain nicht dabei, junge Fahrer sollen nun Erfahrung sammeln

Gleich zwei Fahrer, die in einer laufenden Saison neu in die Formel 1 einsteigen, so etwas hat es seit zwei Jahrzehnten nicht mehr gegeben in der Königsklasse. Beim zweiten Rennen innerhalb einer Woche in Bahrain sind es am Sonntag (18.10 Uhr/Sky und RTL) streng genommen sogar drei Piloten, die ein neues Cockpit bekommen. Und in Mick Schumacher klopft ein vierter fürs Saisonfinale eine Woche später in Abu Dhabi an. Ganz zum Schluss des Rennjahres beginnt eine Formel Neu.

Romain Grosjean, dessen auslaufende Karriere für immer mit dem „Wunder in der Wüste“ verbunden sein wird, hat nach drei Nächten das Krankenhaus in Bahrain verlassen können. Er muss aber seine Verbrennungen an den Handrücken dort weiterhin behandeln lassen und hofft auf das letzte Rennen am übernächsten Wochenende in Abu Dhabi. „Entscheidend wird sein, ob die Schwellungen zurückgehen und meine linke Hand funktionstüchtig ist. Wenn ich sie nicht uneingeschränkt einsetzen kann, werde ich das Risiko zu fahren nicht eingehen“, sagt der 34-Jährige, „ich muss ja schließlich noch ein paar Jährchen damit leben.“ Für den dreifachen Familienvater gilt es auch, die mentalen Belastungen nach dem Horror-Crash zu verarbeiten.

Auch interessant

Fittipaldi: Ein großer Name kehrt in die Formel 1 zurück

Für den Franzosen bringt das Haas-Team einen großen Namen in die Formel 1 zurück: Der in Miami geborene Pietro Fittipaldi (24) ist der Enkel des zweimaligen Weltmeisters Emerson Fittipaldi (73) und hat insgesamt schon sieben Testtage für den Haas-Rennstall absolviert. Für den gleichen Rennstall wird im nächsten Jahr auch Mick Schumacher fahren. Gut möglich, dass der 21-Jährige schon nach dem Formel-2-Finale an diesem Wochenende direkt an seinen neuen Arbeitsplatz wechselt und im letzten Rennen der Saison beim Großen Preis von Abu Dhabi dann Grosjean ersetzt. Eine Sitzschale ist für Schumacher bereits angepasst worden. In jedem Fall wird er das erste Freitagstraining in einer Woche für Haas in Abu Dhabi fahren.

George Russell tritt in große Fußstapfen. Er soll den Corona-erkrankten Lewis Hamilton vertreten
George Russell tritt in große Fußstapfen. Er soll den Corona-erkrankten Lewis Hamilton vertreten © Imago sport

Alles weitere klärt sich am Montag, wenn Teamchef Günther Steiner sich mit Grosjean trifft: „Es wäre schön, wenn er bei seinem letzten Rennen für uns nicht Zuschauer, sondern Fahrer sein könnte.“ Mick Schumacher hat unterstrichen, dass er einspringen könne: „Für mich ist es schon großartig, als Ersatz im Gespräch zu sein. Ich fühle mich bereit. Natürlich wäre ein Rennen eine große Herausforderung, aber ich hätte ja drei Trainingseinheiten um das Auto kennenzulernen. Und natürlich würde so ein Einsatz mir viel im Hinblick auf die nächste Saison bringen.“

Corona-Infektion bei Lewis Hamilton

Lewis Hamilton verpasst erstmals nach 265 Rennen einen Grand Prix, der Weltmeister leidet nach seiner Corona-Infektion unter milden Symptomen und ist seit Montag für zehn Tage in Quarantäne. Mercedes hat zwar seinen Ersatzpiloten Stoffel Vandoorne einfliegen lassen, doch der Belgier bleibt nur Reserve. Stattdessen kommt in George Russell eines der größten britischen Talente zum Zug. Der 22-Jährige gehört zum Mercedes-Nachwuchskader und absolviert seit zwei Jahren eine harte Ausbildung bei Schlusslicht Williams.

Auch interessant

Die ehrabschneidende These der Mercedes-Gegner, dass in einem Silberpfeil jeder gewinnen könne, muss er nicht widerlegen. Allerdings ist dieser technische Sprung von ganz hinten nach ganz oben sehr wohl ein Test, ob er für künftige Aufgaben die Nerven hat. „Pragmatisch und positiv“ sei der vorübergehende Arbeitsplatzwechsel mit Williams verlaufen, sagt Mercedes-Sportchef Toto Wolff – vermutlich profitiert das kleinere Team auch finanziell von dem Leihgeschäft. Wolff ist einer der Förderer von George Russell. Auf Einarbeitungszeit kann der Silberpfeil-Neuling nicht hoffen. „Wir haben einen Job zu erledigen und wollen unsere Punktausbeute maximieren“, sagt Wolff.

Chance für Jack Aitken bei Williams

Vermutlich erhält auch der Brite Jack Aitken bei Williams seine erste Königsklassen-Chance. Der 25-Jährige fährt in der Formel 2, hat aber schon Formel-1-Rennwagen für Williams und Renault gefahren – und besitzt eine Superlizenz, den Formel-1-Führerschein, der auf Ergebnissen in den Nachwuchsklassen der letzten drei Jahre basiert.

Für alle Novizen geht es in der Formel 1 um zweierlei: Sie sollen Erfahrung sammeln und Vertrauen gewinnen. Keine leichte Aufgabe, aber immerhin ihr Traumjob.