München. Beim 5:0 gegen Frankfurt sorgt Bayern-Stürmer Lewandowski erneut für Rekorde – und überrascht mit dem Wunsch nach Auswechselung.
An diesem Montag steht schon die nächste Dienstreise an, und wenn sie beim FC Bayern nicht aufpassen, könnte es nach dem Sonderflug am Nachmittag nach Moskau zum zweiten Gruppenspiel in der Champions League bei Lokomotive zu weiteren Verwirrungen kommen. Die ersten hatten sich durch den womöglich falsch-positiven Corona-Test von Serge Gnabry eingestellt, der nach seinem ersten Befund mehrfach negativ getestet worden war und vielleicht früher als gedacht seine Quarantäne beenden kann.
In jedem Fall soll am Dienstagabend Robert Lewandowski wieder für Tore sorgen. Ob der 32 Jahre alte Pole bei der Grenzkontrolle durchgelassen wird, könnte man allerdings beinahe in Frage stellen. Denn nach seinen drei Toren beim 5:0 (2:0)-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt am Samstag schien nicht ganz sicher zu sein, ob das wirklich der Lewandowski ist, der gerade als Europas Fußballer des Jahres firmiert.
Auch Lewandowski muss mit seinen Kräften haushalten
Trainer Hansi Flick berichtete jedenfalls, Lewandowski habe „angemeldet, dass er eventuell ausgewechselt werden möchte. Das ist eine Neuigkeit, die es vorher so noch nicht gegeben hat.“ Tatsächlich galt es bisher beinahe als Majestätsbeleidigung, wenn ein Trainer den Angreifer vorzeitig vom Dienst befreite, zumindest sah Lewandowski das so.
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Doch diesmal, nach seinen Toren aus dem kompletten Repertoire mit dem linken Fuß (10.), dem Kopf (26.) und dem rechten Fuß (60.), schien ihm ganz recht zu sein, in der 68. Minute Platz zu machen für den Ex-Schalker Eric Maxim Choupo-Moting. Schließlich weiß auch Lewandowski, dass diese komprimierte Saison sehr anstrengend werden dürfte, vor allem für ihn als Nationalspieler. Und dass sogar er als einer der Fittesten mit seiner Kraft haushalten muss.
Rekorde seien nicht Lewandowskis Ziel
Der in der vergangenen Saison in Reichweite gekommene Rekord des ehemaligen Bayern-Stürmers Gerd Müller von 40 Ligatoren aus der Spielzeit 1971/72 sei nun jedenfalls „nicht mein Ziel“, sagte Lewandowski. Und das, obwohl er es zuletzt auf 34 Ligatreffer gebracht hatte, nun mit zehn Toren aus den ersten fünf Ligaspielen bereits wieder für eine Bestmarke gesorgt und maßgeblich zum weiteren Rekord der schon 22 Tore der Münchner beigetragen hatte. Lewandowski sei „auf einem anderen Level“, befand Innenverteidiger Jérôme Boateng, was allerdings schon seit einiger Zeit bekannt ist.
Doch der Angreifer setzt nun auch auf ein vorausschauendes Handeln. „Eine halbe Stunde weniger zu spielen bedeutet viel, wenn du alle drei Tage spielst und die Höchstleistung halten willst“, sagte Lewandowski. Außerdem: „Die Mannschaft braucht mich nicht nur als Stürmer, sondern auch meine Spielweise.“
Flick nicht überrascht von Lewandowskis Auswechselwunsch
Diese hatte er auf dem Weg zum Triple in der Vorsaison umgestellt. Er war von der Fokussierung auf seine Tore dazu übergegangen, sich mehr in den Dienst der Kollegen zu stellen, als erster Pressingspieler und als Vorbereiter. Dass er dennoch seinen höchsten Ertrag erwirtschaftete mit 55 Toren in seinen 47 Pflichtspieleinsätzen in allen Wettbewerben, hat ihn offenbar von der mit Flick besprochenen, neuen Herangehensweise überzeugt. Ähnlich ist es wohl mit seinem Auswechselwunsch.
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Überrascht sei er über diesen nicht gewesen, sagte Flick, schließlich sei man mit den Spielern im Austausch. „Von unserer Seite aus gehen wir auch aktiv auf die Spieler zu“, erklärte der Trainer. In diesem Fall also mit dem Hinweis, dass Lewandowski auf Sicht von der Teilzeit ebenso profitieren könnte wie die gesamte Mannschaft, weil so auch die Ergänzungsspieler im Rhythmus bleiben und sich als vollwertige Mitarbeiter fühlen können. „Es ist wichtig, dass wir die Spieler immer mal wieder frühzeitig rausnehmen, damit sie nicht immer 90 Minuten gehen müssen, denn ab der 70. Minute tut es mehr weh“, sagte Flick. Die Möglichkeiten dazu gibt ihm der kurz vor Transferfrist verbreiterte Kader durch die Zugänge Choupo-Moting, Marc Roca, Bouna Sarr und Douglas Costa.
Davies fehlt Bayern lange
Mit letzteren beiden Kollegen hatte der alte, neue Lewandowski gegen Frankfurt in der Startelf gestanden. Und nachdem er ausgewechselt worden war, sah er seine weiterhin dominierenden Kollegen sowie die Tore der eingewechselten Leroy Sané im Stile Arjen Robbens (72.) und Jamal Musiala, 17, der zum zweiten Mal in dieser Saison als Joker traf (90.). Nur Alphonso Davies hatte vor Lewandowski den Dienst einstellen müssen, nachdem er schon in der ersten Minute mit dem rechten Sprunggelenk übel umgeknickt war und sich einen Bänderriss sowie einen weiteren Teilabriss zugezogen hatte. Mit sechs bis acht Wochen Ausfallzeit rechne man bei dem 19 Jahre alten Linksverteidiger, verkündete Flick.
Zuletzt hatte ihm zwar ohnehin Lucas Hernández den Rang abgelaufen. Doch auch den 80 Millionen Euro teuren Rekordtransfer von 2019 gilt es vor Überanspruchung zu schützen. „Ein bisschen kreativ“ werde man nun sein müssen hinten links, sagte Flick und deutete an, sich womöglich auch mal der U23 zu bedienen, um Hernández zuweilen zu entlasten. So wie den alten, neuen Rekordtorjäger Lewandowski.