Portimao. Mitten in der Saison dreht sich in der Formel 1 das Personalkarussell: Chancen für Mick Schumacher und Nico Hülkenberg.

Die großen Deals sind schon längst durch: Der von Ferrari geschasste Sebastian Vettel wechselt zu Aston Martin, Fernando Alonsos gibt sein Comeback bei Renault, Carlos Sainz ist auf dem Weg nach Maranello. Beim Großen Preis von Portugal aber nimmt das Transferkarussell der Formel 1 noch einmal richtig Fahrt auf, und könnte das Fahrerfeld noch einmal kräftig durcheinanderwirbeln. Die Vergabe der letzten freien Cockpits ist auch ein Generationenduell – die beiden Deutschen Mick Schumacher und Nico Hülkenberg stehen mitten drin.

Ferrari stellt die Weichen

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Ein Roulette, in dem man auf Rot setzen sollte. Denn Ferrari stellt gerade die Weichen in der Personalpolitik der Königsklasse. Mit Mick Schumacher, dem Briten Callum Ilott und Robert Shwartzman aus Sankt Petersburg hat die Nachwuchsakademie der Scuderia gleich drei 21 Jahre junge Formel-2-Piloten, die für den Aufstieg in die erste Liga geeignet sind. Untergebracht werden sollen die Talente bei den beiden Kundenrennställen Haas und Alfa Romeo, die im Rahmen der Motorenlieferung und möglicher Rabatte dazu verpflichtet sein könnten. Teamchef Mattia Binotto und Akademieleiter Laurent Mekies können wenigstens in dieser Hinsicht gerade eine Hauptrolle in der Formel 1 spielen.

Haas sucht noch zweie neue Fahrer

Der US-Rennstall Haas hat den ersten Schritt getan und die beiden glücklosen Stammfahrer Romain Grosjean (34) und Kevin Magnussen (28) entlassen. Der Franzose bekam zu hören: „Aus finanziellen Gründen.“ Das bringt zwei Piloten ins Spiel: Sergio Perez (30), der Vettel weichen muss und reichlich mexikanische Sponsoren hat. Und der russische Formel-2-Pilot Nikita Mazepin (21), der dank des Geldes seines Vaters Dmitry eine Chance bekommen könnte. Perez liebäugelt aber angeblich auch mit dem Traditionsrennstall Williams – wo es mit Nicolas Latifi bereits einen Bezahlfahrer gibt, und wo Mercedes sein Talent George Russell untergebracht hat. Solche Schachzüge könnten auf dem scheinbar geordneten Transfermarkt alles wieder durcheinanderbringen.

Wechselt Mick Schumacher zu Alfa Romeo?

Bei Alfa Romeo schien alles klar: Teamchef Frederic Vasseur hätte gern, dass Ausdauerrekordhalter Kimi Räikkönen, gerade 41 geworden, noch ein Jährchen dranhängt. Der zweite Platz, derzeit vom eher durchschnittlichen Italiener Antonio Giovinazzi (26) belegt, könnte an einen Ferrari-Junior gehen. Bislang gilt dafür Mick Schumacher als Favorit – auch Vater Michael hatte einst in der Schweiz den letzten Schliff für eine Karriere erhalten. Schumi junior wäre aber auch beim in England angesiedelten Haas-Team gern gesehen, wo er sich vielleicht mit etwas größerer Ruhe entwickeln könnte. Die Deutsche Presse-Agentur hat den Titelfavoriten der Formel 2 gerade auf die „Pole-Position für die Cockpitsuche“ gesetzt.

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Theoretisch sind auch noch weitere Arbeitsplätze frei: Red Bull ist unzufrieden damit, wie sehr der Thailänder Alex Albon (24) gegen Supertalent Max Verstappen abfällt. Und im Schwesterteam Alpha Tauri wackelt der Job des Russen Daniil Kwjat (26) mal wieder. Den könnte mit Yuki Tsunoda ein 20 Jahre alter Japaner bekommen, der in der Formel 2 Mick Schumacher noch den Titel streitig machen kann. Er stammt aus der hauseigenen Red-Bull-Nachwuchsförderung.

Nico Hülkenberg: Vom Edelreservisten zum Stammfahrer?

Sollte Albon tatsächlich weichen müsste, wäre plötzlich der Edel-Reservist der Branche ein ernstzunehmender Kandidat: Nico Hülkenberg (33), der schon dreimal in dieser Saison beim Racing-Point-Team eingesprungen ist. Der Emmericher gilt als guter Fahrzeugentwickler und starker Racer. Er ist, je nach Ausgang der Ferrari-Pläne oder der finanziellen Ränkespiele rein von der Leistung her auch für Haas oder Alfa Romeo interessant. Oder, wenn Räikkönen plötzlich keine Lust mehr haben sollte. Im Geburtstagsinterview hatte er einmal mehr betont: „Die Formel 1 war noch nie das Wichtigste in meinem Leben…“

Talent oder Geld, die alte Gewissensfrage der Formel 1, bekommt in der Corona-Notsaison eine ganz neue Bedeutung, und übertrumpft damit den eigentlichen Konflikt der Teamchefs, der da lautet: Ehrgeiz oder Erfahrung. Am liebsten hätten sie natürlich alles… Ach ja, Lewis Hamilton hat bei Mercedes auch noch nicht unterschrieben. Für den Champion geht es um die Perspektive, also Schumis-Titelrekord, und ein angemessenes Salär. Das soll sich bereits jetzt schon um die 40 Millionen Euro bewegen.