Sotschi. Mercedes-Pilot wird in Sotschi nur Dritter und verpasst die Bestmarke von Michael Schumacher. Viel reden wollte er über den Start-Fauxpas nicht.

Die Ewigkeit, für die Michael Schumachers Rekord mit 91 Siegen gelten sollte, dauert mindestens noch zwei Wochen länger. Lewis Hamilton verpasste beim Großen Preis von Russland durch einen peinlichen Regelirrtum den Gleichstand. Der britische Formel-1-Fahrer wurde am Sonntag zwar noch Dritter hinter seinem siegreichen Teamkollegen Valtteri Bottas und Max Verstappen im Red-Bull-Honda, war aber völlig frustriert: „Das war nicht mein bester Tag.“

Zehn Strafsekunden für Hamilton

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Ein hausgemachtes Drama, denn wegen illegaler Startübungen kosteten ihn zehn Strafsekunden den Gleichstand mit Schumacher. Über die Situation, die ihm die Strafe eingebracht hatte, wollte der WM-Spitzenreiter nach dem Rennen nicht reden: „Es ist nicht mehr wichtig. Ich nehme jetzt diese Punkte mit.“ Sebastian Vettel indes ging in seinem 250. Rennen leer aus. Der Heppenheimer wurde beim zehnten WM-Lauf vor Zehntausenden Zuschauern überrundet und landete nur auf dem 13. Rang. Auch für den Ferrari-Piloten war das Wochenende zusammen mit dem Qualifikations-Crash zum Vergessen. Teamkollege Charles Leclerc gelang immerhin Platz sechs.

Bottas setzte mit seinem zweiten Saisonsieg vor Verstappen die eindrucksvolle Serie der Sternfahrer in Sotschi fort: In den bisher sieben Rennen am Schwarzen Meer gewann stets ein Mercedes. „Es ist super, endlich wieder vorne zu stehen“, sagte Bottas, bei dem sich offenbar einiges aufgestaut hatte. Nach der Zieldurchfahrt rief er via Boxenfunk unzitierbare Sätze in Richtung seiner Kritiker. Der Rückstand auf Hamilton im Gesamtklassement beträgt allerdings noch immer satte 44 WM-Punkte. Trotzdem glaubt Bottas an seine Titelchance: „Die Saison ist noch nicht zu Ende.“

Rennkommissare streichen Strafpunkte für Mercedes-Piloten

Formel 1 vor Fans: Zehntausende sahen am Sonntag in Sotschi zu.
Formel 1 vor Fans: Zehntausende sahen am Sonntag in Sotschi zu. © firo Sportphoto/dppi | firo Sportphoto/dppi

Nach dem Start behielt Hamilton auf den 891 langen Metern bis zur ersten echten Kurve in Putins Autodrom seine 96. Pole-Position. Die Freude währte allerdings nicht lang. Die Rennkommissare brummten Hamilton zwei Fünf-Sekunden-Strafen auf, da er vor dem Rennen an einer nicht erlaubten Stelle ausgangs der Boxengasse gleich zwei Startversuche gemacht hatte. Ein Sicherheitsrisiko. Das zweite Mal nach dem Rennen in Monza, dass dem WM-Spitzenreiter Regelunkenntnis den Sieg kostete.

Übertriebene Reaktion der Funktionäre oder peinliche Ignoranz des Fahrers? Keiner der Mercedes-Strategen hatte Hamiltons Fauxpas verhindert. Der Titelverteidiger fauchte über Boxenfunk: „Wo im Regelbuch steht das!?“ Das steht da, allerdings gehören die Hinweise der Rennleitung nicht gerade zu Hamiltons bevorzugter Lektüre. Weil Mercedes nachweisen konnte, dass der amtierende Weltmeister vom Team angewiesen worden sei, die Probestarts an der falschen Stelle zu absolvieren, strichen die Kommissare die zunächst verhängten Strafpunkte wieder. Stattdessen muss der Rennstall eine Strafe von 50.000 Euro zahlen.

Vettel rechnet sich am Nürburgring nicht viel aus

Die ursprüngliche Rekordjagd wurde für Hamilton so zu einer Aufholjagd. Der Brite ging volles Risiko. Nach seinem Strafstopp kam er als Elfter wieder auf die Piste zurück, hinter Sebastian Vettel. Bottas witterte seine Chance und setzte sich an der Spitze von Verfolger Verstappen ab. Zur Rennhälfte lag Hamilton schon wieder auf Rang fünf. Für den Sieg reichte es aber nicht mehr.

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Die nächste Chance, Schumachers Rekord zu egalisieren, bietet sich dem sechsmaligen WM-Champion in zwei Wochen – ausgerechnet auf dem Nürburgring. Sebastian Vettel rechnet sich bei seinem Heimrennen in der Eifel (11. Oktober, 15.10 Uhr) nicht allzu viel aus – wie auch? Die kommende Station werde „mit Sicherheit eines der schöneren Rennen“, sagte Vettel in Sotschi, „aber das Auto wird dasselbe sein wie hier. Also wird es kein leichtes Wochenende.“