Basel. Nach den Länderspiele gegen Spanien und die Schweiz ergeben sich für Bundestrainer Löw einige personelle Erkenntnisse. Eine Analyse.
Der Stadion-DJ hatte eine interessante Wahl getroffen: Eine gute Stunde vor dem Anpfiff des Länderspiels zwischen der Schweiz und Deutschland (1:1) schallte aus den Lautsprechern des Sankt-Jakob-Parks in Basel das Lied „Goalie“ von der Berner Band Züri West. Eine melancholische Bluesrocknummer, in der der Sänger um Applaus für einen alten Torhüter bittet, der den Ball trotz schöner Parade nicht halten konnte, es beim nächsten Mal aber sicherlich besser machen wird.
Bernd Leno war da noch nicht auf dem Platz, er hätte sich aber auch nicht angesprochen fühlen müssen. Der Vertreter des pausierenden Manuel Neuer und des verletzten Marc-André ter Stegen musste nichts besser machen, er hielt, was zu halten war – genau wie drei Tage zuvor Kevin Trapp gegen Spanien. Das Duo untermauerte, dass der Ausdruck „Torwartproblem“ in Deutschland ins Fremdwörterbuch gehört. Trapp und Leno haben nur zwei Probleme: Neuer und ter Stegen – weshalb höchstwahrscheinlich nur einer von ihnen an der EM 2021 teilnehmen wird.
Debütant Robin Gosens hat überzeugt
Immerhin: In Abwesenheit vieler Stammkräfte des FC Bayern und von RB Leipzig konnte das Duo Argumente sammeln, was nicht jedem Kollegen gelang. Robin Gosens noch am ehesten: Der Linksverteidiger aus Bergamo zeigte in seinen ersten beiden Länderspielen neben Licht (Engagement, Technik, Tempo) zwar auch Schatten (Nervosität, Stellungsfehler), verdiente sich aber weitere Bewährungschancen.
Julian Draxler zeigte zwei typische Julian-Draxler-Spiele: Er verblüffte mit schnellen Drehungen und feinen Kombinationen – aber auch mit eklatanten Fehlpässen, tauchte zudem in weiten Phasen ab. Der Kapitän der jungen Confed-Cup-Gewinnermannschaft von 2017 müsste endlich den berühmten nächsten Schritt gehen – doch er braucht dazu auch mehr Spielpraxis, als er sie bei Paris Saint-Germain bekommt. Sein Verbleib dort ist fraglich.
BVB-Profi Julian Brandt kann nicht Kredit sammeln
Auch Julian Brandt verpasste die Gelegenheit, Punkte zu sammeln. Trotz vieler fehlender Offensivspieler war der Dortmunder zweimal nur Ersatz. Als er dann zur zweiten Halbzeit gegen die Schweiz kam, zeigte er vielversprechende Aktionen, spielte aber vor dem Gegentor einen folgenschweren Fehlpass. Danach gelang nicht mehr viel.
Jonathan Tah wirkte in seinen knapp 30 Minuten gegen die Schweiz im DFB-Dress nicht zum ersten Mal fahrig und nervös. Suat Serdar und Robin Koch kamen nur kurz, Luca Waldschmidt, Florian Neuhaus und Oliver Baumann kamen gar nicht zum Einsatz.