Essen. Für die deutsche Nationalmannschaft reichte es in der Schweiz nur zu einem 1:1. Trotzdem gibt es genug Gründe, um optimistisch zu sein.

Die deutsche Nationalmannschaft hat seit einiger Zeit, nicht zuletzt durch die vergeigte Weltmeisterschaft 2018, mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen. Nicht wenige Fußballfans rümpfen die Nase über den DFB, ausgeprägte Kommerzialisierung ist nur ein Vorwurf. In einer solchen Phase täte Bescheidenheit gut. Wer aber für die Reise von Stuttgart nach Basel, für 260 Kilometer von einem Länderspielort zum nächsten, ein Flugzeug besteigt, der muss sich über Kritik seiner potenziellen Kundschaft nicht wundern.

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Sportlich müssen die beiden Partien der Nations League nicht überbewertet werden. Erst gegen Spanien 1:1, dann auch in der Schweiz 1:1 – die Ergebnisse sind trotz des Wettbewerbs-Charakters zweitrangig. Viel wichtiger ist die Perspektive der Spieler.

Joachim Löw weiß, dass er in einer kurzen Saison mit einem prall gefüllten Terminkalender mehr denn je die Interessen der Vereine und vor allem die Gesundheit der Profis berücksichtigen muss. Der Bundestrainer verzichtete deshalb schon jetzt freiwillig auf die Nationalspieler vom FC Bayern und von RB Leipzig, die am Champions-League-Endrundenturnier in Lissabon teilnahmen. Und er wird auch im Oktober und im November, wenn insgesamt sechs weitere Länderspiele anstehen, improvisieren müssen.

Löw sortierte Müller, Hummels und Boateng aus

Natürlich wird auch Löws Ziel eine eingespielte EM-Formation sein. Aber auf dem Weg dorthin kann er probieren und studieren. Er hat ja bewusst Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng aussortiert, um einer neuen Generation mehr Freiraum zu geben. Auch die Weltmeister von 2014 hatten ihre Anlaufzeit, bis sie titelreif waren.

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Manuel Neuer und Toni Kroos sind aus jenem Team übrig geblieben. Was die beiden drauf haben, ist hinlänglich bekannt. Aber die jüngeren Männer dahinter, die sich bereits als Klassefußballer erwiesen haben: Können sie es schaffen, Weltstars zu werden? Leroy Sané, Timo Werner, Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Kai Havertz – solchen Spielern ist zuzutrauen, dass sie sich steigern, dass auch sie glanzvolle Karrieren hinlegen wie einst Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Miroslav Klose. Die Nationalmannschaft mag unbeliebt geworden sein in der jüngeren Vergangenheit. Ihre sportlichen Perspektiven aber sind gar nicht so schlecht.