Manchester. Manchester United und der FC Chelsea haben die Champions League erreicht. Nun haben sie Geld und Argumente für die Bundesliga-Stars.

Auch in diesen unsicheren Zeiten mit der Corona-Pandemie gibt es noch Dinge, auf die man sich verlassen kann – zum Beispiel die Tatsache, dass am Ende der Premier-League-Saison die reichsten Vereine ganz oben stehen. Diese Erkenntnis zog der „Guardian“ aus dem letzten Spieltag der englischen Elite-Liga, an dem sich Manchester United und der FC Chelsea die beiden verbliebenen Champions-League-Plätze hinter Meister FC Liverpool und Manchester City sicherten. „Aufstände, Angst und Revolutionen kommen und gehen, doch die Premier League bleibt für den Moment größtenteils unbewegt“, kommentierte die Zeitung gewohnt ironisch die Ordnung an der Tabellenspitze. Einerseits stimmt diese These, andererseits ist der Einzug in die Champions League insbesondere für Manchester United und Chelsea ein Erfolg, der nicht unbedingt abzusehen war.

Manchester United ist längst kein Titelkandidat mehr und verlor zuletzt sogar den Status als Dauergast in der Königsklasse. Dass es in dieser Saison zur Qualifikation für den Wettbewerb reichen würde, war um Weihnachten noch so wahrscheinlich wie ein britischer Sommer ohne Regen. 14 Punkte lag der Rekordmeister hinter Leicester City. Hinter genau der Mannschaft also, gegen die es im Endspiel um die Champions-League-Teilnahme zum Saisonabschluss ein 2:0 gab. Leicester, lange die Überraschung dieser Spielzeit, muss sich nach einer schwachen Rückrunde mit einem Platz in der Europa League begnügen.

Bereit, üppig zu investieren

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Mit dem Einzug in die Königsklasse hat Manchester United das Minimalziel erreicht. Der permanent angezweifelte Trainer Ole Gunnar Solskjaer kann einen Sieg über seine Kritiker verbuchen und hat sich das Recht erworben, teure Transfers von seinen Vorgesetzten zu fordern, um den Rückstand auf Liverpool und Manchester City zu verkürzen. An erster Stelle auf der Wunschliste des Norwegers soll bekanntlich Jadon Sancho von Borussia Dortmund stehen. Die Qualifikation zur Champions League, die für Manchester United angeblich 70 Millionen Pfund (76 Millionen Euro) wert ist, hat die Rückkehr des Engländers in seine Heimat ein gutes Stück wahrscheinlicher gemacht. Laut Bild schlug Dortmund ein erstes Angebot über 98 Millionen Euro aus und soll auf 120 Millionen Euro bestehen. Der Poker hat begonnen.

Der FC Chelsea hat schon gezeigt, dass er bereit ist, nach einer abgelaufenen Transfersperre üppig zu investieren, um künftig wieder um Titel mitzuspielen. Beim 2:0 gegen die Wolverhampton Wanderers beim Saisonfinale, das den Champions-League-Einzug sicherte, saß Timo Werner nach seinem Wechsel aus Leipzig für 53 Millionen Euro zum ersten Mal auf der Tribüne der Stamford Bridge. Der Deutsche ist nach Hakim Ziyech von Ajax Amsterdam schon der zweite teure Zugang. Kai Havertz von Bayer Leverkusen gilt als weiterer Wunschkandidat. Chelsea kauft sich eine bedrohliche Offensive zusammen.

Persönlicher Triumph für Chelsea-Coach Lampard

Allerdings ist sich die englische Fachwelt einig, dass eigentlich eher Verstärkung für die Defensive hermüsste. Die Abwehr um Antonio Rüdiger ist anfällig bei Kontern und Standards. Im Tor ist der teure Kepa Arrizabalaga ein Problem und wurde für das entscheidende Spiel gegen Wolverhampton auf die Bank verbannt. Es war eine Entscheidung, mit der der junge Trainer Frank Lampard seine Autorität bewies.

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In seiner ersten Saison an der Seitenlinie bei seinem Ex-Klub ist die Zulassung zur Champions League ein persönlicher Triumph für ihn, vor allem angesichts der erschwerten Bedingungen durch die Transfersperre. Lampard schenkte Talenten aus der eigenen Akademie wie Mason Mount und Tammy Abraham das Vertrauen, machte den Jugendstil aber nicht zum Dogma. Für die entscheidende Phase der Spielzeit rehabilitierte er unter anderem den erfahrenen Olivier Giroud.

Premier League konnte hohe Verluste verhindern

In den kommenden Wochen können Manchester United und Chelsea die Saison noch veredeln. United hofft im Finalturnier der Europa League auf einen Titel, Chelsea bekommt es am Samstag im Endspiel des FA-Cups mit dem FC Arsenal zu tun. In der Champions League dürfte allerdings im Achtelfinale gegen den FC Bayern Schluss sein nach dem 0:3 im Hinspiel. Manchester United und Chelsea sind lange noch nicht wieder da, wo sie nach eigener Auffassung hingehören, aber sie sind wieder auf dem Weg dorthin. Das zeigten sie am letzten Spieltag dieser ganz besonderen Premier-League-Saison.

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Auch für die Liga ist es ein Erfolg, dass sie die Spielzeit nach zwischenzeitlich mehr als drei Monaten Pause zu Ende brachte angesichts der Tatsache, dass der Corona-Virus in Großbritannien mehr Menschen getötet hat als in allen anderen Ländern Europas. Einige Klubs waren sogar für den Abbruch der Saison, allerdings nicht aus Gründen der Pietät, sondern aus Angst vor dem Abstieg. Mit dem Abschluss der Spielzeit verhinderte die Premier League Verluste von angeblich mehr als eine Milliarde Pfund. Und die Planungen gehen schon wieder in die Zukunft. Am 12. September soll die neue Saison beginnen.