Dortmund. Borussia Dortmunds Effektivität schlägt Bayer Leverkusens Ballbesitzfußball. Der Ex-BVB-Trainer erkennt das an.

Peter Bosz suchte nicht nach Ausreden. Aufrichtig gratulierte der Trainer von Bayer Leverkusen seinem Kollegen Lucien Favre von Borussia Dortmund. “Ihr habt verdient gewonnen”, sagte Bosz. “Wir haben zu viele Fehler gemacht.”

Ja, das stimmte. Aber es war nur ein Teil der Wahrheit. Leverkusen, mit sagenhaften 65,1 Prozent Ballbesitz in der ersten Halbzeit, war zu schludrig mit seinen Chancen umgegangen. Doch der BVB hatte sich Bayer auch häufig clever entgegengestellt.

"Die Mannschaft hat ruhig weitergespielt"

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Direkt nach der Pause traf einmal Leon Bailey den Ball nicht richtig, kurz danach lief Karim Bellarabi allein aufs Tor zu - und setzte den Ball neben den zweiten Pfosten. Wenn so früh nach Wiederbeginn das 1:1 gefallen wäre, wäre es vermutlich ein anderes Spiel geworden. So aber legte Borussia Dortmund schon in der 50. Minute das 2:0 nach. Und Lucien Favre fühlte sich bestätigt. “So wenig Ballbesitz in der ersten Halbzeit hatten wir nicht geplant”, sagte er. “Aber wir wussten schon, dass Leverkusen gewöhnlich viel Ballbesitz hat. Und wir sind geduldig geblieben, die Mannschaft hat ruhig weitergespielt.”

Favre: “Leverkusen war immer sehr gefährlich"

Favre predigt das häufig, Geduld ist dem Schweizer wichtig. Dazu gehört auch konzentrierte Abwehrarbeit. “Trotz des 4:0 sage ich, dass es ein schweres Spiel war,” bilanzierte Favre. “Leverkusen war immer sehr gefährlich, aber wir haben sehr gut verteidigt. Und gut zu verteidigen, das war auch wirklich nötig heute.”

Peter Bosz hörte zu und wusste: Lucien Favre lag richtig mit seiner Analyse. “Wir wissen, dass wir auch kontern können, und auch das haben wir gut gemacht”, fügte Favre noch hinzu. Als die Leverkusener ohne die nötige Durchschlagskraft versuchten, doch noch etwas zu holen in Dortmund, schlug der BVB mit dem 3:0 und dem 4:0 eiskalt zu.

Peter Bosz: “Wir waren viel zu offen”

“Am Ende waren wir keine Mannschaft mehr”, resümierte Peter Bosz. “Wir waren viel zu offen.” Das aber nahm Leverkusens Trainer auch auf seine Kappe. Er hatte offensiv gewechselt. “Wir wollten unbedingt das 1:2 machen”, erklärte er. “Das ist uns aber nicht gelungen.”

Als Trainer von Borussia Dortmund war der Niederländer einst daran gescheitert, dass sein Team, dem er Offensive verordnet hatte, die Defensive vernachlässigte. Lucien Favres Mannschaft hatte an diesem Tag zwar das Glück, dass die Leverkusener so fahrlässig mit ihren Chancen umgegangen waren. Aber der BVB hatte im Gegensatz zu Bayer die richtige Waage im Spiel. Hinten stand die Mannschaft meistens stabil, vorne war sie enorm effektiv.

Ein Erfolg, der dem BVB Selbstvertrauen geben sollte. Schon für Dienstag, wenn es eine Etage höher weitergeht. Dann kommt der FC Barcelona zum Auftaktspiel der Champions League nach Dortmund.