Gelsenkirchen. Ärger um die Ausführung des Gladbacher Freistoßes, der zur Roten Karte führte. Trainer Tedesco: “Platzverweis war spielentscheidend.”

Balsam für die Seelen frustrierter Verlierer: Als die Mannschaft von Schalke 04 nach der 0:2 (0:0)-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach Richtung Nordkurve lief, gab es aufmunternden Applaus. Die Fans erkannten die aufopferungsvolle kämpferische Leistung der Königsblauen an. Schalke hatte ab der 59. Minute in Unterzahl gespielt, da Torwart Alexander Nübel nach einem Foul vor dem Strafraum an Thorgan Hazard die rote Karte gesehen hatte. Erst in den Schlussminuten entschieden die clever agierenden Borussen das West-Duell für sich.

Tedesco: Gladbacher Sieg war verdient

“Der Sieg der Gladbacher war spätestens ab der roten Karte verdient”, bilanzierte Schalkes Trainer Domenico Tedesco. Der 33-Jährige brachte Ralf Fährmann für den vom Platz gestellten Nübel als neuen Schlussmann. Dafür musste Offensivspieler Yevhen Konoplyanka, der einen schwachen Tag erwischt hatte und kaum nennenswerte Aktionen zustande brachte, als Feldspieler weichen.

Ärger um einen Gladbacher Freistoß

Ob die Rote Karte gerechtfertigt war, darüber gingen die Meinungen auseinander. Aus Schalker Sicht wurde der Gladbacher Freistoß, der die Szene einleitete, “viel zu weit vorne ausgeführt”, wie Trainer Tedesco monierte. Daniel Caligiuri, der die Schalker als Kapitän aufs Feld führte, war nach dem Abpfiff bedient: “Ich habe mich noch ein bisschen aufgeregt. Bei der Situation vor der roten Karte wird der Freistoß ganz klar zehn Meter weiter vorne ausgeführt. Nach meiner Meinung ist das nicht regelkonform. Dann passiert die rote Karte. Stindl führt zu schnell aus. Der Schiedsrichter meinte, dass es nur zwei, drei Meter waren.”

Domenico Tedesco stellte fest: “Es ist mühsam, über Fehlentscheidungen der Schiedsrichter zu reden. Das wäre auch Gladbach gegenüber respektlos. Wir haben nicht nur aufgrund der einen Situation verloren. Mir geht es um die Summe in dieser Saison. Das ist extrem bitter für uns.”

Nach einem relativ ausgeglichenen Spiel kippte die Partie in der Endphase zugunsten der Gäste. Mönchengladbach ging durch einen 16-Meter-Schuss von Christoph Kramer 1:0 in Führung (85.). Florian Neuhaus touchierte den Ball noch leicht mit seiner Hand, was zu Protesten der Schalker Spieler führte. Schiedsrichter Marco Fritz gab den Treffer. “Ich hatte ein bisschen Angst”, gestand Neuhaus ein, “der Ball berührt nach dem Schuss von Chris meine Hand. Ich bin anschließend zum Schiedsrichter gegangen und habe ihm gesagt, dass der Ball meine Hand berührt hat, es aber keine Absicht war. Deswegen war es meiner Meinung nach auch die richtige Entscheidung, das Tor zu geben.”

Am Ende war Schalke chancenlos

Schalke hatte in den letzten Minuten keine Chance mehr, doch noch einen Punkt zu retten. Die Gäste besiegelten die Niederlage der Hausherren durch das 2:0 von Florian Neuhaus, der eine Hazard-Vorlage cool verwertete (90.). “Es freut uns alle, dass wir auf Schalke einen weiteren Schritt nach vorne gemacht haben”, analysierte Gladbachs Verteidiger Matthias Ginter, “in der ersten Stunde haben sich beide Teams weitgehend neutralisiert. Wir sind aber geduldig geblieben, haben nichts zugelassen und standen gut und stabil.”

Die Schalker trauerten einigen guten Passagen in der ersten Halbzeit nach, wobei sie nicht die ganz großen Torchancen für sich verbuchen konnten. Bis auf Versuche von Yevhen Konoplyanka, Mark Uth und einen Freistoß ans Außennetz von Daniel Caligiuri waren die Gefahrenherde für Gladbachs Torwart Yann Sommer äußerst überschaubar. “In der ersten Hälfte haben wir es gut gemacht. Für die zweite Halbzeit hatten wir uns viel vorgenommen. Die rote Karte war letztlich spielentscheidend. Wir haben mit zehn Mann alles reingeworfen, aber mehr war am Ende leider nicht drin. Es ist momentan wirklich nicht einfach, gegen Borussia zu spielen. Erst recht nicht in Unterzahl”, kommentierte Tedesco und meinte mit Blick auf das Pokal-Achtelfinale gegen Fortuna Düsseldorf (Mittwoch, 20.45 Uhr, Veltins-Arena): “Wir müssen die guten Momente mitnehmen.”

Ob Ralf Fährmann gegen die Fortuna im Tor steht, ist noch offen. Ursprünglich wurde die Variante im Trainerteam so diskutiert, um dem Routinier, der seinen Platz nach der Wintervorbereitung an Alex Nübel abtreten musste, Spielpraxis zu vermitteln. Domenico Tedesco will die Situation nach Nübels Platzverweis, der wohl eine Zwei-Spiele-Sperre für die Bundesliga nach sich ziehen wird, neu bewerten.