Essen. Ein Korruptionsverdacht gegen einen japanischen Olympia-Funktionär schürt neues Misstrauen gegen den Weltverband des Sports. Ein Kommentar

Das IOC erfreut sich gegen alle Widerstände großer Stabilität.“ Thomas Bach, Chef des Internationalen Olympischen Komitees, gab sich zu Jahresbeginn selbstbewusst. Nun ist es ja die Aufgabe von Neujahrsansprachen, Aufbruchsstimmung zu verbreiten. Dass die Haltbarkeit dieser Worte bereits nach zehn Tagen wieder abgelaufen ist, deprimiert – und scheint aber gleichzeitig typisch für das IOC.

Es ist bislang nicht erwiesen, dass der Japaner Tsunekazu Takeda, Präsident des Nationalen Olympischen Komitees, bei der Vergabe der Olympischen Spiele 2020 nach Tokio sich der Korruption schuldig gemacht hat. Derzeit ermittelt Frankreichs Justiz. Selbstverständlich gilt für Takeda bis zum Beweis des Ge-genteils die Unschuldsvermutung.

Das IOC wirkt weiterhin anfällig

Dass die dürre Nachricht aus Ermittlerkreisen dennoch aufregt, hat einen einfachen Grund: Sie klingt viel zu vertraut. Immer wieder dringen Nachrichten über Ermittlungen durch Strafverfolgungsbehörden, nicht nachvollziehbare Beraterhonorare oder die Beteiligung mindestens zwielichtiger Funktionäre an die Öffentlichkeit. Thomas Bach, 2013 auch mit dem Anspruch angetreten, beim notorisch korruptionsverdächtigen IOC aufzuräumen, wirkt – um es vorsichtig auszudrücken – nicht sonderlich erfolgreich.

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Über all das mag mancher gleichgültig hinwegsehen. Sportinteressierte kann es nur frustrieren, wenn zwar die Olympischen Spiele selber das Publikum begeistern, es aber gleichzeitig beinahe unmöglich scheint, Spiele in Städten mit halbwegs demokratischer Grundordnung zu vergeben. Weil die Bevölkerung schlicht keine Lust mehr hat, milliardenteure Spektakel, hinter denen möglicherweise halbseidenes Personal steht, zu unterstützen. Da bilden auch alle selbstbewussten Worte Bachs kein neues Vertrauen.