New York. Der Schweizer Stan Wawrinka hat sich mit einem Viersatz-Erfolg über den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic zum neuen US-Open-Champion gekürt.

Der Schweizer Tennisprofi Stan Wawrinka hat zum ersten Mal die US Open gewonnen und den dritten Grand-Slam-Titel seiner Karriere gefeiert. Der 31-Jährige setzte sich am Sonntag im Endspiel gegen den Weltranglisten-Ersten und Titelverteidiger Novak Djokovic mit 6:7 (1:7), 6:4, 7:5, 6:3 durch. Für Wawrinka ist es der dritte Titel bei einem der vier wichtigsten Turniere nach den Australian Open 2014 und den French Open 2015. Der Weltranglisten-Dritte kürte sich nach 3:55 Stunden zum ältesten US-Open-Champion seit Ken Rosewall vor 46 Jahren.

"Ich weiß gerade gar nicht, was passiert", sagte Wawrinka überwältigt und um Fassung bemüht: "Das ist unglaublich, ich bin hier ohne Erwartungen angereist. Ich habe so viel Tennis in diesen zwei Wochen gespielt, ich bin komplett leer." Djokovic gratulierte fair: "Stan hat es heute absolut verdient, diesen Titel zu gewinnen. Für mich waren es trotzdem zwei fantastische Wochen. Ich wusste nicht, ob ich hier überhaupt antreten kann, hätte mir vorher jemand das Finale angeboten, ich hätte eingeschlagen."

Auch interessant

Der dritte Titel in drei Jahren

Während Wawrinkas Landsmann und Rekordchampion Federer (35), der nach einer Knieverletzung erst 2017 auf die Tour zurückkehren wird, seit Wimbledon 2012 auf seinen 18. Grand-Slam-Titel wartet, holte Wawrinka seinen dritten in den vergangenen drei Jahren. 2014 hatte er sich in Melbourne durchgesetzt, 2015 gewann er in Paris - ebenfalls im Endspiel gegen Djokovic (29).Der serbische Schützling der deutschen Tennis-Ikone Boris Becker verpasste durch die fünfte Niederlage im 24. Duell mit Wawrinka seinen 13. Majorsieg. Im ersten Halbjahr hatte er bei den Australian Open und French Open triumphiert, viele Experten trauten ihm den Golden Slam zu, den Erfolg bei allen vier Grand-Slam-Turnieren plus Olympia-Gold. In Wimbledon geriet Djokovic jedoch aus dem Tritt.Sein frühes Aus erklärte er mit privaten Problemen, vermutet wird eine Ehekrise. In Rio de Janeiro schmerzte plötzlich das linke Handgelenk und später die Erstrundenpleite.

Die Verletzung nahm er mit nach New York, hatte allerdings das große Glück, dass er bis zum Finale kaum getestet wurde. Jiri Vesely (Tschechien) trat gar nicht erst an, Michail Juschni (Russland) und Jo-Wilfried Tsonga (Frankreich) gaben angeschlagen auf.Nur knapp neun Stunden verbrachte er auf dem Platz, Wawrinka quälte sich doppelt so lange bis ins Endspiel. In der dritten Runde war er gegen den Briten Daniel Evans nur einen Punkt vom Aus entfernt, kämpfte sich jedoch weiter.

Der Moment des Triumphs: Nach 3:55 Stunden sicherte sich der Schweizer seinen dritten Grand-Slam-Titel.
Der Moment des Triumphs: Nach 3:55 Stunden sicherte sich der Schweizer seinen dritten Grand-Slam-Titel. © Vincent Laforet / dpa

Djokovic bleibt an der Spitze der Weltrangliste

Gegen Djokovic stellte Wawrinka einmal mehr seine besonderen Qualitäten in großen Matches unter Beweis: Zum elften Mal nacheinander gewann der Westschweizer ein Finale. Djokovic stemmte sich mit allen Mitteln gegen die Niederlage, beim 1:3 im vierten Satz nahm er eine Behandlungspause, die zu diesem Zeitpunkt nur bei einem medizinischen Notfall genehmigt wird. Wawrinka ärgerte sich lautstark über das Verhalten des Weltranglistenersten, der sich Blasen an beiden großen Zehen verbinden ließ.

Djokovic entschuldigte sich in der Pause bei Wawrinka: "Sorry Stan!"Bei seinen wenigen Auftritten zuvor hatte sich Djokovic an den Schultern, dem rechten Ellbogen und am Handgelenk behandeln lassen. "Natürlich habe ich Glück gehabt, dass ich einige Tage extra frei hatte", hatte er vor dem Finale gesagt. Das half ihm in der Schlussphase vor mehr als 20.000 Zuschauern im Arthur-Ashe-Stadium - darunter Hollywoodstars wie Leonardo DiCaprio, Kevin Spacey und Michael J. Fox - jedoch kaum, Wawrinka ließ sich nicht mehr von seinem Weg abbringen.Ab Montag wird er wieder die Schweizer Nummer eins sein, nur Branchenführer Djokovic und Olympiasieger Andy Murray stehen in der Weltrangliste noch vor ihm. Federer fällt auf Platz sieben. (sid/dpa)