New York. . Mit dem Aufstieg zur Nummer 1 und dem Sieg bei den US Open ist der Machtwechsel jetzt eingeleitet: Als die Deutsche den Triumph in New York feiert, verspricht ihr Trainer die nächsten Großtaten.
- Mit dem Aufstieg zur Nummer 1 und dem Sieg bei den US Open ist der Machtwechsel jetzt eingeleitet
- Der Trainer von Angelique Kerber verspricht die nächsten Großtaten
- Das Finale zeigt die Entwicklung von Kerber
Stunden nach dem Spiel, nach gefühlt hundert Interviews, machte sie sich mit leerem Magen und auf wackligen Beinen auf den Weg nach Manhattan, um auf die unglaublichen Tage in New York anzustoßen, an denen sie sich alles geschnappt hatte, wovon sie je geträumt hatte. Schon am nächsten Morgen kehrte Angelique Kerber zurück zum offiziellen Fototermin mit zwei Pokalen. Der eine für die Nummer eins, der zweite für den Titel bei den US Open.
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Auch ohne den Sieg im Finale gegen die großartige Debütantin Karolina Pliskova (6:3, 4:6, 6:4) hätte niemand sagen können, Angelique Kerber habe den Sprung an die Spitze der Tennis-Weltrangliste nicht verdient. Ihre Jahresbilanz klingt atemberaubend: Sieg bei den Australian Open in Melbourne gegen Serena Williams, Finale in Wimbledon, Sieg beim Porsche Grand Prix in Stuttgart sowie Endspielteilnahmen in Brisbane, Cincinnati und bei den Olympischen Spielen. Und jetzt die US Open.
Aber vor allem die Art, wie sie diesen US-Open-Titel an einem schwülen Nachmittag in Flushing Meadows gewann, erzählt eine Menge von den Veränderungen in ihrer Karriere. Hätte sie in zwei glatten Sätzen gewonnen, wäre das großartig gewesen. Aber die dramatische Zuspitzung zu Beginn des dritten Satzes, als ihre tschechische Gegnerin mit einem schnörkellosen Spiel plötzlich 3:1 in Führung ging, gab dem Sieg die besondere Note. In der Gefahr, als es zehn Minuten lang so ausgesehen hatte, als falle Kerber in alte Muster der Verzweiflung zurück, riss sie sich zusammen und gab das Tempo wieder vor.
Wenn es einen Ballwechsel gab, der wie ein Symbol für all das stand, dann war es jener phänomenale Vorhandschuss die Linie runter, mit dem sie den entscheidenden Breakball zum 3:3 erzwang. Die Leute im Arthur-Ashe-Stadion jubelten, sie selbst spürte mit überwältigender Kraft, dass sie auf dem richtigen Weg war. Aber die Tschechin zeigte in ihrem ersten großen Finale, dass man sie auf der Rechnung haben sollte, wenn die Hierarchie im Frauentennis neu geordnet wird.
Stärke durch positive Gedanken
Angelique Kerber sagte, als sie zwei Stunden nach dem Sieg neben dem Pokal saß, sie habe in den kritischen Momenten einfach versucht, positiv zu sein und an ihre Stärken zu denken. Am Ende lag sie wie in Australien am Boden, sehr dekorativ direkt vor der Tribüne der Ehrengäste. Es war, wie sie später zugab, der schönste und intensivste Moment dieses ereignisreichen Tages.
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In ihrer Dankesrede bei der Siegerehrung war sie kaum zu bremsen. Auch in den folgenden Stunden sprudelten die Sätze aus ihr heraus; Deutungen, Erklärungen und Gefühlsbeschreibungen in bunter Folge. „Ich habe mich nicht stressen lassen, weil ich ja wusste, dass ich am Montag die Nummer eins bin“, sagte sie. „Aber nach dem Finale in Wimbledon, das ich verloren habe, war das wirklich sehr wichtig. Und dass ich es hier schaffe, wo vor fünf Jahren alles begonnen hat.“
Vor fünf Jahren war sie nach einer bis dahin verkorksten Saison als Nummer 92 der Welt in New York gelandet, und völlig überraschend hatte sie das Halbfinale erreicht.
Das Versprechen von damals ist jetzt eingelöst, und die Welt des Tennis staunt. Zwei Titel in drei Grand-Slam-Finals zu gewinnen, das sind Serena-Williams-Dimensionen.
Karolina Pliskova meinte hinterher in ihrer nüchternen und direkten Art, nach Jahren der Dominanz von Williams an der Spitze der Weltrangliste sei Kerbers Coup ein hübscher Wechsel. Das findet logischerweise auch der Trainer der neuen Besten, Torben Beltz. Und er legte gleich noch was drauf: „Ja, jetzt ist sie die Nummer eins – aber die Sache ist noch lange nicht zu Ende.“
Torben Beltz, ein Glücksgriff
Was eher generell gemeint war, traf auch auf den Rest des Abends zu. Beltz hockte meist auf irgendeinem Stuhl – zuerst im Eingang des Spielerzentrums, später draußen im Garten mit Kerbers Mutter Beata und ein paar gut gelaunten Gästen – und wartete in Feierlaune auf seine Spielerin. Der unkomplizierte lange Kerl aus dem Norden hat einen großen Anteil an Kerbers Erfolgen. Sie holte ihn zurück ins Team, als sie im Frühjahr 2015 in der Krise steckte. Er sagt, es sei ein glücklicher Umstand gewesen, dass sie gleich das erste gemeinsame Turnier in Charleston gewonnen habe.
Es war der erste Stein eines Turms, der in anderthalb Jahren mit einem Tempo gewachsen ist wie die Hochhäuser in Manhattan.