Dortmund. . Erstmals kehrt der heutige BVB-Coach Tuchel zum FSV Mainz 05 zurück, wo er sechs Jahre arbeitete - und seinen Trainer-Konkurrenten Schmidt entdeckte.

Selbst die Routinen wird Thomas Tuchel (42) nicht gar so routiniert erleben. „In Mainz im Hotel zu wohnen“, sagt der Trainer von Borussia Dortmund, „ist auch ein bisschen komisch.“ Komisch im Sinne von: ungewohnt. Sechs Jahre lang lebte Tuchel dort, er war der Trainer, erst in der Jugend, dann bei den Profis. Dort wurde er zum profilierten Bundesliga-Coach, in der Zeit kamen seine beiden Kinder zur Welt, Mainz ist noch immer eine Art Heimat für ihn.

2009 liefen sich Tuchel und Schmidt über den Weg

„Das war eine einschneidende Zeit, privat und beruflich“, sagt er vor seiner ersten Rückkehr als Borusse in die Stadt, in der alles seinen Anfang nahm. Am Freitag (20.30 Uhr live in unserem Ticker), wenn der BVB in Mainz gastiert, steht aus schwarz-gelber Sicht einiges auf dem Spiel. „Wir wollen zurück in die Spur finden“, sagt Tuchel nach zwei Remis und einer Niederlage in der Fußball-Bundesliga. Spurwechsel, das ist das geplante Manöver, selbst wenn Tuchel damit eine Art Freund ausbremst: Martin Schmidt, Coach des FSV Mainz 05.

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Diese besondere Beziehung geht zurück auf das Jahr 2009, als sich die beiden Trainer über den Weg liefen: beim Ergenzinger Jugend-Pfingstturnier im Landkreis Tübingen. „Da haben wir uns kennengelernt“, sagt Tuchel heute und fügt an: „Im Sinne von: Ich habe ihn beobachtet.“ Tuchel war mit der A-Jugend des FSV Mainz in einem riesigen Mannschaftsbus angereist, zu seiner Entourage zählte ein Physiotherapeut und ein Co-Trainer. Schmidt spielte mit dem kleinen Schweizer Verein FC Thun vor. Tuchel erinnert sich: „Martin hat die Spieler getaped, Martin hat die Videokamera aufgebaut, Martin hat die Mannschaft aufgewärmt, Martin hat alles gemacht.“

Tuchel imponierte das. Er weiß, wie das ist. Als er die U19 des FC Augsburg im Vorjahr coachte, war es ihm noch ähnlich ergangen. Und dieser Kerl, den er da beobachtete, der erinnerte Tuchel an sich. Eine Begegnung mit sich selbst gewissermaßen. „Er hat nicht die Umstände bemängelt, sondern aus den Begebenheiten das Beste versucht zu machen“, sagt Tuchel. Schmidt gewann das Turnier im Finale gegen Mainz.

Schmelzer, Durm und Sahin fehlen

Ein Jahr später, Tuchel war da längst zum Profi-Trainer befördert, suchte Mainz einen Mann, der das U-23-Team zum Ausbildungslager für die Bundesliga macht. Tuchel wünschte sich, dass nach diesem Thun-Trainer von damals gefahndet wird. Sie fanden ihn, Schmidt sagte zu. So arbeiteten Meister Tuchel und Lehrling Schmidt Jahre lang durchaus gemeinsam am sportlichen Erfolg in Mainz. Als Tuchel ging, kam erst Kasper Hjulmand nach Mainz, dann übernahm Schmidt die Profis. „Jetzt gegeneinander anzutreten, ist etwas Besonderes“, meint Tuchel, der weiterhin auf die Außenverteidiger Marcel Schmelzer und Erik Durm sowie Mittelfeldmann Nuri Sahin verzichten muss.

„Wenn wir durch Mainz fahren, werden sicher ein paar Erinnerungen wach, aber bei Anstoß wollen wir gewinnen“, sagt Thomas Tuchel. Das wäre wichtig für den BVB. Denn Siege sind in der jüngeren Vergangenheit keine Routine mehr gewesen.