Dortmund. Am Freitag kehrt Thomas Tuchel mit dem BVB an seine alte Wirkungsstätte zurück. Mainz-Präsident Harald Strutz wirft dem Coach Respektlosigkeit vor.
Borussia Dortmund und der FSV Mainz 05 schienen sich in den vergangenen Jahren enger als manch andere Bundesligisten zu stehen. Publikumsliebling Jürgen Klopp verließ einst die Rheinhessen tränenreich, wurde im Ruhrgebiet zu einem Star-Trainer und wurde bei seinen Heimkehren regelmäßig gefeiert. Er nahm das Mainzer Talent Neven Subotic mit, das in Dortmund zu einem Verteidiger von internationalem Format reifte. In die Gegenrichtung wechselte BVB-Mittelfeldspieler Jonas Hofmann, um als Leihgabe in der vergangenen Saison in Mainz Spielpraxis zu sammeln. Die Dortmunder Verantwortlichen Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc auf der einen Seite und ihre Mainzer Kollegen Harald Strutz und Christian Heidel auf der anderen Seite lobten das professionelle Verhältnis zueinander.
Vor dem erneuten Treffen der beiden Vereine am Freitagabend um 20.30 Uhr in Mainz mischen sich jedoch Misstöne in die Harmonie. Der Grund dafür ist der neue BVB-Trainer Thomas Tuchel, genauer gesagt dessen Abschied aus Mainz im Mai 2014. "Wie das abgelaufen ist, war nicht okay", sagte der FSV-Präsident Harald Strutz "Sport1". "Da fehlte mir einfach der Respekt, nicht zuerst mit uns als Verantwortlichen zu sprechen. Tuchel ist intelligent genug, um genau nachvollziehen zu können, welche Gründe mich dazu bewogen haben, ihm diese Respektlosigkeit vorzuwerfen."
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Tuchel und der FSV Mainz 05 fanden keine gemeinsame Lösung
Fünf Jahre hatte Tuchel allein die Mainzer Bundesliga-Mannschaft trainiert, die er zweimal in die Qualifikation zur Europa League führte. In der Hinrunde 2013/14 beschlich ihn nach eigener Aussage allerdings das Gefühl, das Team nicht mehr voranbringen zu können. Tuchel teilte den FSV-Bossen im Januar 2014 seine Entscheidung mit, den Club trotz eines noch eineinhalb Jahre laufenden Vertrages im Sommer zu verlassen. Trainer und Vereinsführung kamen anschließend nicht zu einer gemeinsamen Lösung. Tuchel legte ein Sabbatjahr ein, währenddessen sein Vertrag ruhte.
Harald Strutz hat ihm diesen Abschied nicht vergessen, wie die Sätze dieser Woche verraten. "Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund, sich nicht zu grüßen. Wir haben nur unterschiedliche Auffassungen von Respekt. Dabei bleibe ich, muss mich dafür auch nicht rechtfertigen. Sein Abgang war schon grenzwertig", sagte der Präsident der "Bild".
Heidel teilt Strutz' Meinung nicht
Tuchel reagierte gelassen auf das verbale Vorgeplänkel: "Es ist kein ungutes Gefühl für mich, zurückzukehren", meinte er zur "Bild". Zumal Mainz-Manager Christian Heidel im Gespräch mit der Zeitung seinem ehemaligen Coach zur Seite sprang. Strutz' Aussage, dass Tuchel für die FSV-Fans anders als Klopp oder der aktuelle Coach Martin Schmidt kein "Herzens-Trainer" sei, kommentierte Heidel ruhig: "Das ist Haralds persönliche Meinung, die ich aber nicht teile. Das ist ja bekannt".
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Heidel blickt nicht im Zorn zurück: "Ich kann Thomas nicht den Respekt absprechen. Natürlich war sein Abgang ein großes Problem für den Verein. Aber das haben wir lange geklärt. Und das ist für mich abgehakt. Wir hatten sechs wunderbare gemeinsame Jahre, und nur daran denke ich zurück. Thomas hat den Verein durch seine überragende Arbeit sehr geprägt und trug wesentlich dazu bei, dass wir uns in der Bundesliga etablieren konnten."
Rückkehr auch für Joo-Ho Park
Nun kehren Thomas Tuchel und seine Assistenten Arno Michels, Rainer Schrey und Benjamin Weber an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Dies gilt auch für Linksverteidiger Joo-Ho Park, der wegen Marcel Schmelzers anhaltender Oberschenkelprobleme in die BVB-Startelf rücken könnte. Der Südkoreaner wechselte erst im August von Mainz nach Dortmund. (we)