Essen. Die Ultimate-Fighting-Welle schwappt nach Deutschland. Die harte Kampfsportart steht in der Kritik, gewaltverherrlichend zu sein. Der Free-Fighter Gregor Herb spricht im Interview über Kämpfe im Käfig, Schläge am Boden und Klischees in der Kritik.

Gregor Herb (31) kann einstecken, auch Kritik. Aber Einseitigkeit ärgert ihn mächtig. Herb ist Referendar an einem Freiburger Gymnasium, und er ist Free Fighter. Am 13. Juni steigen seine Kollegen aus den USA in Köln in den Käfig und kämpfen. „Viele, die schlecht darüber reden, haben keine Ahnung von unserem Sport”, sagt Herb.

Wissen Ihre Schüler, was Sie nach der Schule machen?

Gregor Herb: Ich bin seit Anfang des Jahres als Referendar für Sport und Englisch an der Schule, und ich habe meinen Schülern nicht sofort von meinem Hobby erzählt. Das macht wohl kein Lehrer. Aber irgendwann saßen sie grinsend in der Klasse und haben gesagt, dass sie mich im Internet entdeckt hätten.

War Ihnen das recht?

Herb: Warum nicht? Ich mache kein Geheimnis aus meinem Sport. Ich muss nichts verbergen, denn ich mache nichts Anrüchiges. Eine Boulevard-Zeitung hat mal über meine Schüler geschrieben: „Sie wissen nicht, was er nachts tut.” Das ist einfach Quatsch nur mit Soße!

Sie machen Judo, seit Sie acht Jahre alt sind. Wieso sind Sie umgestiegen auf Free Fighting?

Herb: Ich habe in meiner Jugend mal bei den Ringern ausgeholfen, mit 17 habe ich mit dem Boxen angefangen, dann kam brasilianisches Jiu-Jitsu dazu. Beim Free-Fight kann ich alle Techniken anwenden, das reizt mich. Es gibt keinen anderen Sport, der so technisch, so athletisch und so vielseitig ist.

Aber die Kämpfe im Käfig sehen zunächst brutal aus. Können Sie diese Sichtweise verstehen?

Herb: Das kann ich. Das wird so empfunden weil man es nicht kennt. Ich vergleiche den Free Fight nicht gerne mit Boxen, aber es bietet sich an, weil dieser Sport jedem bekannt ist. Man stelle sich vor, zum ersten Mal einen Boxkampf zu sehen und zwar die Endszene in einer neunten Runde, in der ein muskelbepackter Boxer den müden Gegner mit der letzten Schlagsalve eindeckt. Wie sähe da die Reaktion des Beobachters aus, für den der Sport neu ist?

Wirkt es nicht beim Free Fight schlimmer, weil noch geschlagen wird, wenn der Gegner am Boden liegt?

Herb: Das ist das Ungewohnte für alle, die Free Fight zum ersten Mal sehen, und Ungewohntes kann verschrecken. Aber was schlimm aussieht, ist Teil unseres Sports und wir können damit umgehen. Wir haben gelernt, im Liegen Schläge abzuwehren, wir können aus der Rückenlage kontern, und wer am Boden schlägt, der hat nicht die Power wie im Stehen. Die Kraft beim Schlagen kommt doch hautpsächlich aus den Beinen.

Haben Sie sich mal schwerer verletzt?

Herb: Von meinen bisher fünf Profi-Kämpfen habe ich vier gewonnen. Niederlagen gehören dazu, und das Verletzungsrisiko ist schließlich jedem bewusst, der in den Käfig steigt. Beim Free Fight ist die einzige Verletzung, die ich bisher davon getragen habe, ein Nasenbruch. Pech. Genauso habe ich mir beim Squash mal die Bänder abgerissen, jeder Sport hat seine Gefahr.

Kritiker sagen, die Kämpfer im Käfig sehen aus wie eingesperrte Tiere.

Herb: Es ist immer dieselbe Schiene, ich kann es wirklich nicht mehr hören. Im Land der Dichter und Denker hätte ich fundierte Kritik erwartet, keine Klischees. Der Käfig schützt uns, so einfach ist das. Wir kämpfen bei manchen Veranstaltungen ja auch im normalen Ring, aber das ist viel gefährlicher, weil man unter anderem leicht rausfallen kann.

Was ist verboten?

Herb: Es gibt 32 Regeln, die Dinge verbieten wie Stechen ins Auge, an die Gurgel gehen, beißen oder Tritte gegen einen Gegner, der am Boden liegt.

Diese Regeln werden eingehalten?

Herb: Absolut. Darauf achten die Ringrichter, und sie beenden auch sofort den Kampf, wenn sich jemand nicht mehr intelligent verteidigen kann.

Verdienen Sie viel Geld mit ihren Kämpfen?

Herb: Nein, ein bisschen Taschengeld, mehr nicht. Aber wer in die US-Profiliga UFC aufsteigt, die jetzt nach Köln kommt, der kann gut verdienen. Die UFC ist die erste Bundesliga des Free Fights.

Wollen Sie den Sprung in die UFC schaffen?

Herb: Ich will es versuchen.